Franken-Freigabe bringt Kreditnehmer in Zwickmühle

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Nach der Aufgabe des Euro-Mindestkurses stehen mehr als 100.000 Kreditnehmer unter Druck. Sozialministerium und Banken warnen aber vor übereilten Schritten.

154.000 Franken-Kredite in Höhe von knapp 30 Millarden Euro waren zuletzt in Österreich aushaftend. Die Verlockung, die Niedrigzinsen der Schweizer Währung zu lukrieren, war für zahlreiche österreichische Häuslbauer zu groß. Nun hat die Schweizer Nationalbank die Euro-Bindung aufgegeben und die Frankenkreditnehmer in ein  Dilemma gestürzt. Die Kredite verteuern sich gravierend. Das Sozialministerium und auch die Banken warnten jedoch vor übereilten Schritten und empfahlen Betroffenen, ihre Kreditverträge erst einmal genau anzusehen. "So kann im Einzelfall nachgeprüft werden, ob etwa Klauseln Konvertierungen oder die Leistung zusätzlicher Sicherheiten zur Folge haben."

Banken dürfen ihre Kunden nicht zwingen, auf einen Euro-Kredit umzusteigen oder zusätzliche Sicherheiten auf den Tisch zu legen, wie der Verein für Konsumenteninformation (VKI) bereits am Donnerstag klarstellte. Die heimischen Banken beteuern aber ohnehin, Kreditnehmer keinesfalls unter Druck zu setzen, sie etwa gegen ihren Willen in einen Euro-Kredit zu drängen. "Wir haben nie Druck auf die Kunden ausgeübt. Es ist immer die Entscheidung des Kunden, welche Maßnahme er ergreift", heißt es etwa bei der Bank Austria.

Was jetzt tun?

Ein akutes Problem haben in erster Linie jene Häuslbauer, deren Kredit in Kürze fällig wird. Fremdwährungskredite sind üblichweise endfällig. Um am Ende der Laufzeit das Geld für die Rückzahlung zusammenzuhaben, sparen die Verbraucher parallel Geld an, indem sie etwa in eine Versicherung einzahlen. Das Risiko bleibt: Aufgrund der Währungsschwankungen kann leicht passieren, dass der Tilgungsträger bis zum Stichtag nicht so viel abgeworfen hat wie erhofft. Dann wird zusätzliches Geld benötigt, um den Kredit vollständig zurückzahlen zu können.

Beim einem Umstieg auf einen Euro-Kredit, im Fachjargon eine Konvertierung, werden häufig auch Verluste realisiert. Die Bank Austria bietet eine Konvertierung kosten- und spesenfrei an, für zehn Jahre gibt es einen Fixzinssatz von 2,5 Prozent. Auch die Bawag verzichtet auf diverse Gebühren, 2,375 Prozent Zinsen zahlen Umsteiger bei einer zehnjährigen Laufzeit.

Eine andere Möglichkeit ist, vom endfälligen Kredit auf eine tilgende Variante umzusteigen. Bei der Bank Austria wurde das bisher 4400 mal gemacht. Um eine mögliche Tilgungslücke am Ende zu verkleinern, können Kreditnehmer auch daran denken, mehr in ihren Tilgungsträger einzuzahlen oder diesen überhaupt zu wechseln.

Verbraucher-Schlichtungsstelle eingerichtet

Die Bank Austria zählt aktuell rund 40.000 Fremdwährungskreditnehmer, der Großteil, 38.000, entfällt auf Schweizer Franken. "Ursprünglich hatten wir 60.000 Fremdwährungskredite", so Bank-Austria-Sprecher Matthias Raftl . Viele sind also konvertiert. Die meisten Bank-Austria-Franken-Kredite werden erst in den Jahren 2028 bis 2033 fällig, eine "sehr geringe Zahl" bis 2017/2018.

Die Bawag hatte laut einer Sprecherin Ende 2013 Franken-Kredite in Höhe von 2,5 Mrd. Euro draußen. Der Großteil sind Kredite an Privatpersonen und kleinere Unternehmen (rund 10.000). Die Erste Bank (ohne Sparkassen) hat laut Vorstand Peter Bosek 9000 Kunden mit Krediten in Schweizer Franken, insgesamt haften rund 1,6 Mrd. Euro aus. Zugeknöpft gab sich Raiffeisen. "Wir geben die Zahl nicht bekannt. Wir waren aber in der Vergabe von Fremdwährungskrediten immer schon sehr restriktiv", sagte eine Sprecherin der Raiffeisenlandesbank (RLB) Niederösterreich-Wien. 2008 hat übrigens die Finanzmarktaufsicht (FMA) Banken verboten, neue Fremdwährungskredite zu vergeben.

Ratsuchende Kreditnehmer können sie sich an die neu eingerichtete Verbraucher-Schlichtungsstelle wenden, informierte das Sozialministerium. Das ist kostenlos und freiwillig. Im Falle von Streitigkeiten über Fremdwährungskredite haben sich vier große Banken aber verpflichtet, vor die Schlichtungsstelle zu gehen: Bank Austria, Erste Bank, Bawag und Raiffeisen.

(APA)

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