Reiche lassen sich ungern dreinreden

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In Deutschland nehmen Betuchte gern umfassende Beratung zu Veranlagung, Reputation und Sicherheit in Anspruch. Hierzulande kümmern sich Reiche lieber selbst um alles.

Wien. Schon für Leute mit „kleinen“ Vermögen von ein paar hunderttausend Euro oder einem einstelligen Millionenbetrag ist Veranlagung keine ganz einfache Sache. Man muss abschätzen können, welchen Anteil des Geldes man griffbereit haben muss und welchen man längerfristig veranlagen kann, welches Risiko man aushält und schließlich, welche Wertpapiere aus welchen Regionen und Branchen man erwirbt.

Auch „Hochvermögende“, die 50 Millionen Euro aufwärts ihr Eigen nennen, müssen sich mit derlei Problemen herumschlagen. Bei ihnen kommen aber noch ein paar Fragen dazu: etwa die, ob die Kinder auf Facebook nicht zu offenherzig über die Vermögensverhältnisse ihrer Eltern plaudern, wie es mit dem eigenen Ruf in der Öffentlichkeit bestellt ist, und ob man die Nachfolge im Familienbetrieb richtig geregelt hat.



„Inhaber großer Familienvermögen sind nicht nur Eigentümer von Finanzvermögen, sondern auch von Human- und Sozialvermögen“, stellt Kevin Schaefers, Mitglied der Geschäftsleitung des Beratungsunternehmens Feri Institutional & Family Office mit Hauptsitz in Bad Homburg (Hessen) fest, das Hochvermögende berät. Die Berater verhandeln etwa für ihre Kunden mit der Bank. „Wenn man deren Margen kennt, hat man einen besseren Verhandlungsspielraum“, sagt Schaefers.

Tue Gutes und zeige es

Sie helfen mit, eine gute Reputation aufzubauen bzw. gegenzusteuern, wenn der gute Ruf gefährdet ist. So berate man die Wohlhabenden, wo sie gemeinnützig tätig werden könnten. „Viele sind das sowieso schon in irgendeiner Form.“ In diesem Fall zeige man ihnen, wie sie das in einer institutionalisierten Form tun – etwa im Rahmen einer Stiftung – und wie sie es auf ihrer Homepage kommunizieren können. Das Motto laute „Tue Gutes und zeige es auch“.

Auf dem Feld der Reputationsmessung stehe Familien heute ein präventives Frühwarnsystem zur Verfügung, um rufschädigende Gefahren im Ansatz erkennen und rechtzeitig reagieren zu können.
Die Berater bieten auch Gesundheits- und Ausbildungscoaching an und helfen bei der Nachfolgeplanung. Und sie nehmen das Umfeld des Personals sowie die Facebook-Aktivitäten der Kinder unter die Lupe. Denn das seien die wichtigsten Einfallstore für Kriminelle, die eine Entführung planten. Generell überprüfe man, wie leicht vermögensbezogene Daten im Internet recherchierbar seien. Doch schätzen die Reichen derlei Eingriffe in ihr Privatleben?

In Deutschland eher als in Österreich, meint Christoph Kraus vom Wiener Beratungsunternehmen Kraus & Kraus Family Office, das ebenfalls auf Hochvermögende spezialisiert ist.

Festhalten am Verwalter

Österreichische Vermögende hätten oft die Einstellung, dass sie sich lieber selbst um alles kümmern, stellt Kraus fest. Vielfach hielten die Familien an historisch Gewachsenem fest, etwa an Immobilien, die sie einmal gekauft, oder an Verwaltern, die sie dereinst engagiert haben, weil sie mit ihnen bekannt waren. Auch die Gebühren, die die Hausbank verrechnet, zahlen sie. Dabei hätten gerade Hochvermögende gute Karten bei Verhandlungen um Gebühren.

Was die Anlagestrategie betrifft, so machten sie oft die gleichen Fehler wie Kleinanleger. Derzeit müsse man Risiko eingehen, um eine real positive Rendite zu erzielen. „Eine konservative Anlagestrategie mit Festgeld und Anleihen ist Vermögensvernichtung“, kritisiert Kraus. Doch die Betuchten setzten weiter auf solche Anlageformen – und auf Immobilien.

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