In Deutschland nehmen Betuchte gern umfassende Beratung zu Veranlagung, Reputation und Sicherheit in Anspruch. Hierzulande kümmern sich Reiche lieber selbst um alles.
Wien. Schon für Leute mit „kleinen“ Vermögen von ein paar hunderttausend Euro oder einem einstelligen Millionenbetrag ist Veranlagung keine ganz einfache Sache. Man muss abschätzen können, welchen Anteil des Geldes man griffbereit haben muss und welchen man längerfristig veranlagen kann, welches Risiko man aushält und schließlich, welche Wertpapiere aus welchen Regionen und Branchen man erwirbt. Auch „Hochvermögende“, die 50 Millionen Euro aufwärts ihr Eigen nennen, müssen sich mit derlei Problemen herumschlagen. Bei ihnen kommen aber noch ein paar Fragen dazu: etwa die, ob die Kinder auf Facebook nicht zu offenherzig über die Vermögensverhältnisse ihrer Eltern plaudern, wie es mit dem eigenen Ruf in der Öffentlichkeit bestellt ist, und ob man die Nachfolge im Familienbetrieb richtig geregelt hat.
Genau 33 Milliardärsfamilien sind im aktuellen "Trend"-Ranking der hundert reichsten Österreicher vertreten - so viele, wie nie zuvor. Viele haben ihr Vermögen geerbt, manche von Grund auf selbst aufgebaut. DiePresse.com stellt sie vor. Die Zahlen sind Schätzungen des Wirtschaftsmagazins Trend. Dieses hat verschiedene Anlagen berücksichtigt (Immobilien, Aktienbesitz) und Recherchen bei Vermögensverwaltern und Privatbanken durchgeführt. Imago Wie viel? 1,02 Milliarden Euro Wie? Schon seit 1892 baut die Vorarlberger Familie Skilifte und Seilbahnen. Das Unternehmen, das mittlerweile weltweit agiert, ist zu hundert Prozent im Familienbesitz, geführt wird es von Michael Doppelmayr. >>> mehr zu Doppelmayr Wie viel? 1,05 Milliarden Euro Wie? "My Home is my Egger" - spätestens seit die Tiroler Brauerei 2008 das offizielle Bier des echten Wieners Mundl braute, war Egger in aller Munde. Neben der Brauerei und dem Spanplatten-Werk - dem Herzstück der Egger-Gruppe - gehört Michael und Fritz Egger auch das Getränkeunternehmen Radlberger. Wie viel? 1,05 Milliarden Euro Wie? Hans Duisiks Schwiegersohn Maurizio Totta (im Bild), seine zweite Ehefrau Helga Dujsik und ihr Neffe Christian Höfer haben das Vermögen des SCS-Gründers geerbet. Die "Shopping City Süd" ist schon seit 2007 nicht mehr im Familienbesitz. >>> mehr zum Verkauf der SCS Die Presse (Michaela Bruckberger) Wie viel? 1,05 Milliarden Euro Wie? Zum hundertjährigen Jubiläum ist nur der Name ist geblieben. Denn Familienstreitigkeiten haben vor zehn Jahren zum Verkauf der Wäschekette Palmers geführt, die 1914 gegründet wurde. Christian Palmers verwaltet heute den Immobilienbesitz der Gruppe. Die Presse (Clemens Fabry) Wie viel? 1,085 Milliarden Euro Wie? Georg Kapsch, Chef der Industriellenvereinigung, stammt aus einer der reichsten Familien Österreichs. Der Kurzzeit-Politiker (Liberales Forum) leitet das traditionsreiche Famlienunternehmen, das heute vor allem für seine Mautsysteme bekannt ist. Die Presse (Clemens Fabry) Wie viel? 1,13 Milliarden Euro Wie? Die Immobilienunternehmerin ist die Tochter von "Garagenkönig" Johann Breiteneder und kam unter anderem in die Schlagzeilen, als ihre Familie 2003 den Wiener Shoppingtempel Donauzentrum verkaufte. APA Wie viel? 1,15 Milliarden Euro Wie? Eine Karriere in der Holzindustrie war bei Gerald Schweighofer vorprogrammiert: Schon seit Jahrhunderten ist seine Familie, die aus dem Waldviertel stammt, in der Branche tätig. Doch Schweighofer machte das Unternehmen groß und expandierte in den Osten. Nicht umsonst nennt man Schweighofer auch den "Holz-Papst". Wie viel? 1,2 Milliarden Euro Wie? Eine kleine Mostpresserei aus Vorarlberg entwickelte sich zu einem Saft-Imperium. Geführt wird Rauch immer noch von der Gründerfamilie, der das Unternehmen wohl schon viele "Happy Days" - und auf jeden Fall ein großes Vermögen beschert hat. Imago Wie viel? 1,2 Milliarden Euro Wie? Vier Jahrzehnte lang war Hans Peter Haselsteiner an der Spitze der Strabag AG. Die Firma seines Schwiegervaters baute er zu einem Bauimperium aus. Und er mischte nicht nur Beton - sondern auch immer wieder in der Politik mit. Im Jahr 2013 zog er sich aus der Strabag-Geschäftsführung zurück. APA Wie viel? 1,23 Milliarden Euro Wie? Die oberösterreichische Greiner-Gruppe, die sich auf Kunststoffe spezialisiert hat, befindet sich schon seit fünf Generationen in Familienbesitz. APA Wie viel? 1,25 Milliarden Euro Wie? Der geniale Erfinder Paul Schwarzkopf - er galt als Pionier der Pulvermetallurgie - musste als Jude vor den Nazis flüchten, das Unternehmen wurde "arisiert". Heute ist die Plansee-Gruppe mit Firmensitz in Breitenwang wieder in Familienbesitz und wird in dritter Generation von Michael Schwarzkopf geleitet. >>>mehr zur Plansee-Gruppe APA Wie viel? 1,25 Milliarden Euro Wie? Thomas Prinzhorn ist wohl einer der reichsten Politiker Österreichs. Der ehemalige Harvard-Student machte sich nicht nur als Papierindustrieller einen Namen, sondern auch als FPÖ-Politiker. Die Presse (Clemens Fabry) Wie viel? 1,36 Milliarden Euro Wie? Der Sohn einen steirischen Schlossers legte eine beeindruckende Karriere hin. Schon seit 1994 leitet er den Anlangenbauer Andritz und besitzt rund 29 Prozent der Anteile des florierenden Unternehmens. Apa Wie viel? 1,45 Milliarden Euro Wie? 44.000 Hektar, oder mehr als ein Zehntel des gesamten Burgenlands, blieben vom Besitz der ungarischen Adelsfamilie Esterházy übrig. Melinda, die kinderlose Witwe von Paul V. Fürst Esterházy - sie war in jungen Jahren Primaballerina an der Budapester Oper - war die Alleinerbin. Sie brachte das Vermögen in den 1990ern in Stiftungen ein. APA Wie viel? 1,55 Milliarden Euro Wie? In einer Garagenfirma tüftelte Gaston Glock in Deutsch-Wagram Anfang der 1980er Jahre an seiner ersten Waffe: Die Glock 17 verkaufte er gleich 20.000 Mal an das österreichische Bundesheer - und das sollte erst der Anfang sein. Zuletzt geriet Glock vor allem wegen eines teuren Rosenkriegs in die Schlagzeilen. >>> mehr zur Familie Glock APA Wie viel? 1,75 Milliarden Euro Wie? Die Pappas-Brüder Georg und Dimitri legten in den 1960er und 70er Jahren als Mercedes-Autohändler und mit der Baufirma Alpine - die 2006 an die spanische FCC-Gruppe verkauft wurde und später in die Pleite schlitterte - einen kometenhaften Aufstieg hin. Heute leiten Georg Pappas Kinder Alexander (im Bild mit seiner Frau) und Catharina das Familienimperium. Imago Wie viel? 1,78 Milliarden Euro Wie? Reinold Geiger ist ein echter Selfmade-Milliardär. Der große Coup gelang dem studierten Maschinenbauer aus Vorarlberg mit dem Kosmetikunternehmen L'Occitane, das er zum internationalen Konzern ausbaute. Reuters Wie viel? 1,82 Milliarden Euro Wie? Als Student lernte der gebürtige Linzer die Reederstochter Anna Pui Hing Pao kennen, die er später heiratete. In Hongkong stieg er dann in das Unternehmen seines Schwiegervaters ein, das er später durch Zukäufe zum Schifffahrtsimperium Bergesen Worldwide Group ausbaute. APA Wie viel? 1,85 Milliarden Euro Wie? Georg Stumpf sen. hatte es als Baumeister weit gebracht: Er baute das ORF-Zentrum an Küniglberg. Der Junior steht dem um nichts nach, errichtete er doch den 202 Meter Hohen Millennium Tower am Wiener Handelskai, der bis zur Eröffnung des DC Tower das höchste Gebäude Österreichs war. Nach dem Verkauf des Millenium Towers im Jahr 2003 betätigte sich Stumpf vor allem als Investor. Die Presse (Michaela Bruckberger) Wie viel? 1,85 Milliarden Euro Wie? Fast jeder hatte wohl schon einmal ein Produkt der Vorarlberger Alpla-Gruppe in den Händen - wenn auch unbewusst. Gegründet wurde der Plastikverpackungshersteller, der Unternehmen weltweit beliefert, 1955 von den Brüdern Helmut und Alwin Lehner. Dessen Sohn Günter leitet heute die Geschäfte. Wie viel? 1,95 Milliarden Euro Wie? Franz Mayr-Melnhof-Saurau ist Haupterbe des Familienimperiums, das über Generationen aufgebaut wurde. Ihm gehören Österreichs größter Forstbetrieb mit 32.400 Hektar Gesamtfläche sowie das größte Sägewerk im Land. Außerdem hat er den Vorsitz im Familiensyndikat von MM Karton. >>> mehr zur Familie Mayr-Melnhof Wie viel? 2 Milliarden Euro Wie? Der 1993 verstorbene Unternehmer Karl Kahane (Jungbunzlauer AG, Bank Gutmann) machte sich vor allem als wirtschaftspolitischer Berater von Bruno Kreisky einen Namen. Über seinen Sohn Emil Alexander ist weniger bekannt. Er gilt als öffentlichkeitsscheu. Die Presse (Michaela Seidler) Wie viel? 2,39 Milliarden Euro Wie? Der Finanzinvestor gilt als einer der begnadetsten Netzwerker Österreichs - seine Kontakte reichen weit über die Grenzen Europas hinaus. Grundstock für Schlaffs Vermögen bildete die elterliche Großhandelsfirma Robert Placzek, heute ein weit verzweigter Konzern. APA Wie viel? 2,42 Milliarden Euro Wie? Die Papierfabrik Frantschach machte die Kaufmanns zu einer der reichsten Familien Österreichs. Der heute wohl bekannteste Erbe - Andreas Kaufmann (im Bild) - schlug zunächst einen ungewöhnlichen Weg ein und wurde Lehrer an einer Waldorf-Schule. 2004 steckte er viel Geld in den Kamarahersteller Leica - die Sanierung glückte. >>> Interview mit Andreas Kaufmann Reuters Wie viel? 3,38 Milliarden Euro Wie? Im Alter von 19 Jahren lernte die Wiener Sekretärin Heidi Jelinek in einer Hotelbar in Kärnten den 32 Jahre älteren Unternehmer Helmut Horten kennen. Nach seinem Tod erbte sie alles. Heute besitzt die Mäzenin unter anderem eine der größten Privatyachten der Welt - die Carinthia VII. Imago Wie viel? 3,48 Milliarden Euro Wie? Aufgewachsen in Wien, heiratete sie den deutschen Unternehmer Georg Schaeffler. Nach seinem Tod erbten sie und ihr Sohn Georg (im Bild) den Schaeffler-Konzern. Auch in Deutschland schafft es die Familie regelmäßig in die Liste der Reichsten. Reuters Wie viel? 3,9 Milliarden Euro Wie? Frank Stronach ist ein Paradebeispiel für den "amerikanischen Traum", auch wenn es ihn in jungen Jahren nach Kanada zog. Zunächst völlig mittellos baute dort mit Magna einen riesigen Autozulieferer auf. Auch in Österreich war er immer wieder aktiv - zuletzt als Kurzzeit-Parlamentarier (im Bild mit Bundespräsident Heinz Fischer). APA Wie viel? 4,1 Milliarden Euro Wie? Der Weltmarktführer für geschliffenes Kristallglas, gegründet im Jahr 1895, wird noch immer von der Familie des Firmengründers Daniel Swarovski geführt - mittlerweile in fünfter Generation. Reibungslos verläuft das nicht immer. (im Bild: Fiona Pacifico Griffini) >>>Mehr zur Familie Swarovski APA Wie viel? 4,5 Milliarden Euro Wie? Der älteste Milliardär Österreichs hat ein bewegtes Leben hinter sich: Als Barpianist im Schlosshotel Velden verdiente er sein erstes Geld, mit der Supermarktkette Billa wurde er reich. 2012 hat er im Alter von 94 Jahren das fünfte Mal geheiratet. "Beim G'schäft bin i guat, bei de Weiber bin i a Depp", pflegt er zu sagen. APA Wie viel? 5,05 Milliarden Euro Wie? Würde Novomatic heute gegründet, würde man wohl von einem Start-up sprechen: Der Wiener Johann Graf - aufgewachsen in einfachen Verhältnissen - gründete 1980 den Automatenbauer mit nur 50.000 Schilling Startkapital. Zuletzt konnte es nicht besser für ihn laufen: Das Unternehmen erhielt Casinolizenzen für Wien und Niederösterreich. Wie viel? 6,9 Milliarden Euro Wie? Deutscher Unternehmer heiratet 30 Jahre jüngere Frau aus Österreich und lässt sich in Kärnten nieder? Die Geschichte hatten wir doch schon einmal: Ähnlich wie Heidi Horten ist es auch Ingrid Flick ergangen. Nach dem Tod des Industriellen Friedrich Karl Flick im Jahr 2006 ging das Vermögen an die Witwe und Flicks vier Kinder. Zwei Töchter - Zwillinge - stammen aus der Ehe mit Ingrid Flick. Imago Wie viel? 7,5 Milliarden Euro Wie? Vorstellen muss man den umtriebigen Unternehmer in Österreich wohl keinem mehr. Den Energy-Drink Red Bull hat Mateschitz zwar nicht erfunden, aber genial vermarktet. Und zu seinem 70. Geburtstag holte er die Formel 1 zurück nach Österreich. >>> Mehr: Das Leben von Didi Mateschitz Reuters Wie viel? 44,8 Milliarden Euro Wie? So wie die Namen Porsche und Piëch sind auch die beiden Konzerne - VW und Porsche - untrennbar miteinander verbunden. Insgesamt umfasst der Porsche- und Piech-Clan um die 100 Personen, viele leben in Österreich. Reuters Der österreichische Geldadel „Inhaber großer Familienvermögen sind nicht nur Eigentümer von Finanzvermögen, sondern auch von Human- und Sozialvermögen“, stellt Kevin Schaefers, Mitglied der Geschäftsleitung des Beratungsunternehmens Feri Institutional & Family Office mit Hauptsitz in Bad Homburg (Hessen) fest, das Hochvermögende berät. Die Berater verhandeln etwa für ihre Kunden mit der Bank. „Wenn man deren Margen kennt, hat man einen besseren Verhandlungsspielraum“, sagt Schaefers.
Tue Gutes und zeige es Sie helfen mit, eine gute Reputation aufzubauen bzw. gegenzusteuern, wenn der gute Ruf gefährdet ist. So berate man die Wohlhabenden, wo sie gemeinnützig tätig werden könnten. „Viele sind das sowieso schon in irgendeiner Form.“ In diesem Fall zeige man ihnen, wie sie das in einer institutionalisierten Form tun – etwa im Rahmen einer Stiftung – und wie sie es auf ihrer Homepage kommunizieren können. Das Motto laute „Tue Gutes und zeige es auch“. Auf dem Feld der Reputationsmessung stehe Familien heute ein präventives Frühwarnsystem zur Verfügung, um rufschädigende Gefahren im Ansatz erkennen und rechtzeitig reagieren zu können. Die Berater bieten auch Gesundheits- und Ausbildungscoaching an und helfen bei der Nachfolgeplanung. Und sie nehmen das Umfeld des Personals sowie die Facebook-Aktivitäten der Kinder unter die Lupe. Denn das seien die wichtigsten Einfallstore für Kriminelle, die eine Entführung planten. Generell überprüfe man, wie leicht vermögensbezogene Daten im Internet recherchierbar seien. Doch schätzen die Reichen derlei Eingriffe in ihr Privatleben? In Deutschland eher als in Österreich, meint Christoph Kraus vom Wiener Beratungsunternehmen Kraus & Kraus Family Office, das ebenfalls auf Hochvermögende spezialisiert ist.
Festhalten am Verwalter Österreichische Vermögende hätten oft die Einstellung, dass sie sich lieber selbst um alles kümmern, stellt Kraus fest. Vielfach hielten die Familien an historisch Gewachsenem fest, etwa an Immobilien, die sie einmal gekauft, oder an Verwaltern, die sie dereinst engagiert haben, weil sie mit ihnen bekannt waren. Auch die Gebühren, die die Hausbank verrechnet, zahlen sie. Dabei hätten gerade Hochvermögende gute Karten bei Verhandlungen um Gebühren. Was die Anlagestrategie betrifft, so machten sie oft die gleichen Fehler wie Kleinanleger. Derzeit müsse man Risiko eingehen, um eine real positive Rendite zu erzielen. „Eine konservative Anlagestrategie mit Festgeld und Anleihen ist Vermögensvernichtung“, kritisiert Kraus. Doch die Betuchten setzten weiter auf solche Anlageformen – und auf Immobilien.
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