Niedrige Zinsen: Jeder verliert 2366 Euro

(c) BilderBox
  • Drucken

Betroffen von den anhaltend niedrigen Zinsen sind neben Sparer auch Inhaber von Lebensversicherungen.

Wien. Im Zuge der Finanzkrise hat die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins auf ein Rekordtief von derzeit 0,05 Prozent gesenkt. Damit wird Sparen zum Verlustgeschäft. Zwar ist die offizielle Inflationsrate nicht hoch, die Zinsen auf Sparguthaben sind aber noch niedriger. Hinzu kommt noch die Kapitalertragsteuer.

Ökonomen der Erste Bank haben am Freitag eine Berechnung veröffentlicht, wonach Sparer in Österreich aufgrund der anhaltend niedrigen Zinsen in den vergangenen fünf Jahren (2010–2014) in Summe 35,5 Milliarden Euro verloren haben. Die Ökonomen beziehen sich dabei auf Daten der Nationalbank – diese beinhalten nicht nur Einlagen auf Sparbücher, sondern auch festverzinsliche Wertpapiere und Lebensversicherungen. Dann wurden die durchschnittlichen Zinssätze für diese Anlageklassen für die vergangenen fünf Jahre berechnet und mit den Werten aus den Jahren 2005 bis 2009 verglichen. Daraus ergibt sich der bereits genannte Zinsverlust von 35,5 Milliarden Euro. Das sind 4156 Euro pro Einwohner. Allein die Spareinlagen waren im Schnitt um 24 Milliarden Euro geringer verzinst als noch in den Jahren 2005 bis 2009.

Gut für Kreditnehmer

Betrachtet man die Kreditseite, so waren die Raten für Kredite in den vergangenen fünf Jahren um etwa 15,3 Milliarden Euro günstiger als im Zeitraum 2005 bis 2009. Das entspricht einer Ersparnis von 1790 Euro pro Einwohner. „Rechnet man die Zinseinbußen beim Sparen mit den Zinsersparnissen bei Krediten gegen, so ergibt sich daraus ein Minus in Höhe von 2366 Euro pro Österreicher“, sagt Thomas Uher, Österreich-Chef der Erste Bank. Positiv ist, dass die Österreicher in Summe mehr Vermögen haben als Schulden. In einigen Ländern Südeuropas sehe das Verhältnis ganz anders aus, sagt Uher.

Warum veröffentlichen die Banken solche Berechnungen? Sie wollen die Österreicher motivieren, ihr Geld nicht nur auf Sparbücher zu legen, sondern auch riskantere Produkte wie Aktien, Investmentfonds und Zertifikate zu wählen. Schließlich sind in den vergangenen Jahren viele Aktienmärkte deutlich gestiegen. Ob der Aufschwung an den Börsen aber anhalten wird, ist unklar. Da immer mehr Menschen Aktien kaufen, warnen Ökonomen bereits vor einer neuen Blase auf den Finanzmärkten. (höll)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.07.2015)


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.