Pfandbriefe feiern ein Comeback

(c) Clemens Fabry
  • Drucken

Wem Sicherheit wichtiger ist als Rendite, der kann auch zu Pfandbriefen greifen. Pfandbriefe haben noch eine weiße Weste.

Wien. Die Szenerie ist trostlos: Als die Wall-Street-Männer Danny Moses (Rafe Spall) und Porter Collins (Hamish Linklater) im Film „The Big Short“ bei einem Lokalaugenschein in Florida der Frage nachgehen, wieso so viele Hausbesitzer ihre Hypotheken nicht bezahlen, stoßen sie auf eine fast unbewohnte Gegend. Ein Familienvater öffnet ihnen schließlich die Tür, um von den beiden zu erfahren, dass der Besitzer des Hauses, in das er sich eingemietet hat, mit seinen Ratenzahlungen seit mehr als 90 Tagen in Verzug ist. „Muss ich jetzt ausziehen?“, fragt er. Dabei habe er die Miete pünktlich bezahlt.

Welle an Kreditausfällen

Auf das Platzen der Immobilienblase folgte die Wirtschafts- und Finanzkrise. Eine wesentliche Rolle haben forderungsunterlegte Anleihen oder Asset Backed Securities (ABS) gespielt. Die Finanzierungszweckgesellschaften großer Banken kauften Hypothekarkredite bonitätsschwacher Schuldner in großem Stil auf, bündelten diese zu Portfolios und emittierten zur Refinanzierung eigene, kurz laufende ABS. Dieser Vorgang wurde wiederholt fortgesetzt, und die Investoren verließen sich – angesichts der Intransparenz der Portfolios – auf das Urteil der Ratingagenturen, die großzügig gute Ratings vergaben. Der Immobilienboom fand ein abruptes Ende, als die US-Häuserpreise fielen und die Fed die Zinsen anhob. Es folgten massenhaft Kreditausfälle.

Seither haben ABS ein erstaunliches Comeback gefeiert. „Das Thema ABS/MBS (Mortgage Backed Securities) ist in den USA seit 2012 – vor allem durch die positive Entwicklung auf dem Häusermarkt – endgültig in trockenen Tüchern“, sagt Thomas Oposich, Senior Fondsmanager bei der Erste-Sparinvest. Tatsächlich wurden die Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac noch 2008 verstaatlicht. Die Institute wurden auch auf eine andere rechtliche Basis gestellt.

Die Renditen von MBS bewegen sich in den USA – abhängig von Qualität und Laufzeit der verbrieften Pools – zwischen 1,7 und 2,7 Prozent. „Das Risiko-Ertrags-Verhältnis der Assetklasse ist besser bei Treasuries (US-Staatsanleihen) und europäischen Staatsanleihen“, so Oposich. Mit dem ESPA Bond Mortgage, der nur in US-Hypothekenanleihen mit bester Bonität investiert, will man europäische Anleger ansprechen, die immer auf europäische Staatsanleihen fokussiert waren und ein ähnliches Risiko-Ertrags-Profil suchen. Schmackhaft will man ihnen den Fonds auch dadurch machen, dass das Fremdwährungsrisiko abgesichert ist. Wie ABS sind auch Pfandbriefe mit einem Deckungsvermögen aus Forderungen verbunden. Es gibt aber Unterschiede. Wie Andreas Bockberger, Fondsmanager im Team Rates & FX bei der Raiffeisen KAG, erklärt, sind klassische Pfandbriefe und fundierte Bankschuldverschreibungen an einen rechtlichen Rahmen gebunden und damit an klare Spielregeln. „Daher ist der Aufwand beim Investieren geringer als bei ABS und MBS“, meint er. Ein Vorteil von Pfandbriefen sei, dass die emittierende Bank mit ihrem Vermögen sowie dem Deckungsstock haftet. Bei ABS und MBS würden die Investoren im Fall einer Insolvenz nur aus dem Deckungsstock bedient. „Pfandbriefe sind die sicherere Lösung, ABS bieten mehr Rendite“, so der Fondsmanager. Bei österreichischen Pfandbriefen mit einer fünf- bis siebenjährigen Laufzeit sind derzeit 0,4 Prozent drinnen. Wem das mager erscheint, der sei daran erinnert, dass die Renditen von österreichischen Staatsanleihen mit einer Laufzeit von sieben Jahren aktuell um die null Prozent kreisen. Das unterschiedliche Renditeniveau zwischen österreichischen und deutschen Pfandbriefen (0,26 Prozent) ist laut Bockberger unter anderem auf die Abwicklung der Heta zurückzuführen. „Aufgrund des Imageschadens müssen heimische Emittenten höhere Renditen zahlen“, erklärt er.

Pfandbriefe sind sicherer

„Vom Sicherheitsaspekt her gefallen mir Pfandbriefe besser als Staatsanleihen“, so Bockberger. Schließlich werde vom Gesetzgeber vorgegeben, dass die Emittenten einen Liquiditätspuffer bzw. eine Übersicherung halten, was bei Staatsanleihen nicht der Fall sei. Nachsatz: „Staatsanleihen sind in der Vergangenheit schon ausgefallen oder haben einen Haircut erleiden müssen – Pfandbriefe haben dagegen eine weiße Weste.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.05.2016)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.