50 Cent: "Sie nehmen dich ernster, wenn du reich bist"

50 Cent: ''Nehmen dich ernster''
50 Cent: ''Nehmen dich ernster''(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der US-Rapper 50 Cent spricht über Geld als ultimatives Mittel zur Freiheit, Lehren aus seinem Leben als Crackdealer, sein Firmenimperium und darüber, warum er nie genug haben wird.

Wien. Vergangene Woche war der US-Rapper 50 Cent in Wien, um seine neuen Kopfhörer zu promoten. Die Society-Presse war in heller Aufregung. In einen 15-Minuten-Slot zwischen den Gesellschaftsreportern hat sich auch „Die Presse“ gedrängt und mit dem Geschäftsmann 50 Cent über Geld gesprochen.

Die Presse: Wir würden gern über Geld sprechen. Das ist in Ihren Texten oder Filmen immer entscheidendes Thema. Was bedeutet Geld für Sie?

50 Cent: Geld ist Freiheit. Es gibt dir die Freiheit, zu kommen und zu gehen, wann du willst. Als Künstler gibt es mir die Möglichkeit, in meine Ideen zu investieren. So wie das letzte Filmprojekt, das ich einfach selbst bezahlt habe. Ich wollte diesen Film, der auf dem Leben meines besten Freundes basiert, unbedingt machen. Meine Partner hatten mir davon abgeraten, weil es ein Drama ist, und ich besser in Actionfilmen sei.

Heute sind Sie nicht als Künstler, sondern als Geschäftsmann in Wien. Was halten Sie von der Politik der Notenbank Fed, die den Dollar schwächt?

Ich habe eine Meinung, aber ich will über die eigentlich nicht diskutieren.

Warum nicht?

Da ich verurteilt werden würde für das, was ich sage. In der Öffentlichkeit spreche ich lieber als Künstler.

Haben Sie Angst vor einer Entwertung des Dollar?

Nein, nein. Die Menschen, die sich Reichtum erarbeitet haben, werden immer reich sein, egal, wie sich das System verändert.

Es ist bekannt, dass Sie in Ihrer Jugend in New York Drogen verkauft haben. Wie viel haben Sie damals verdient?

5000 Dollar am Tag.

Warum haben Sie nicht versucht, legal an Geld zu kommen?

Dafür gab es zu viele rechtliche Einschränkungen. Ich habe damit angefangen, als ich zwölf war. Selbst wenn ich einen Job gefunden hätte, hätte ich ihn nicht annehmen dürfen.

Gibt es etwas, das Sie für Geld nicht tun würden?

Ich würde mit keinem Mann schlafen für Geld. Ernsthaft: Es gibt viele Dinge, die ich nicht tun würde. Ich denke, die meisten Menschen wollen ein komfortables Leben leben. Was denkt ihr über Geld?

Ich denke, dass Geld notwendig ist.

Es verschafft dir Freiheit. Es erlaubt dir, jene Dinge zu tun, die du tun willst. Wenn es irgendetwas gibt, das du willst, kannst du es kaufen.

Aber Geld verschafft nur eine bestimmte Form von Freiheit. Mit Geld kann man nicht alles kaufen.

Was kann man nicht kaufen?

Ihr jüngster Film erzählt etwa die Geschichte Ihres krebskranken Freundes: Gesundheit kann man nicht kaufen.

Doch, kann man. Wenn du krank wirst und du dir den Arzt oder die Krankenversicherung nicht leisten kannst, kannst du dir nicht leisten zu leben. Das heißt, du stirbst, weil du nicht genug Geld hast.

Gibt es für Sie etwas, das Sie nicht kaufen können?

Na ja, die Frage kann sich jeder selbst stellen: Was schätzt man so sehr, dass das Finanzielle nicht wichtig ist? Vielleicht eine spezielle Art Freundschaft. Aber man muss aufpassen, denn wenn du Geld hast, nehmen sie dir die Hälfte davon wieder ab.

Was haben Sie auf der Straße gelernt, das heute im Geschäftsleben hilft?

Ich habe gelernt, vorsichtig zu sein. Und aufmerksam mit Menschen umzugehen, herauszufinden, worauf sie achten, was essenziel ist.

Sie haben sich neben der Musik ein Imperium aufgebaut. Verkaufen Kleidung, Getränke, jetzt Kopfhörer. Was ist die Motivation hinter all dem? Warum immer mehr?

Jeder, der nur ein Buch über Wirtschaft gelesen hat, weiß, dass man sein Portfolio streuen muss, um erfolgreich zu bleiben. Wenn ich Musik mache, mache ich Musik. Aber ich habe auch andere Ideen, für die ich mich engagiere und mit denen ich verdienen will.

Sie sind nicht der erste Hip-Hopper, der solche Geschäfte macht: Dr. Dre verkauft Kopfhörer, Jay-Z Kleidung. Ist mit Musik nicht mehr genug Geld zu machen?

Es gab eine Zeit, in der alles, was ich tat, tabu war. Ein Künstler sollte nur ein Künstler und nicht an Firmen beteiligt sein. Aber diese Zeit ist vorbei, diese Leute sind weg. Das Musikgeschäft hat sich verändert, wir konsumieren Musik anders. Trotzdem wird immer noch so viel Geld verdient wie früher. Nur kosten CDs heute statt 19,99 nur noch sieben Dollar. Das Geld stammt daher auch aus anderen Quellen. Es kommt zum Beispiel davon, die Musik für eine Autowerbung herzugeben.

War es am Anfang schwer, als Rapper in der Geschäftswelt ernst genommen zu werden?

Nein, ich war reich. Ich hatte genug Geld. Sie nehmen dich viel ernster, wenn du dich finanziell beteiligen kannst. Wenn du Konzepte besprichst, wie deine Konsumenten ticken, demografische Daten etc., dann hören sie dir zu. Wenn sie intelligent sind. Leute, die Master- oder Bachelorabschlüsse haben, sagen: „Ja, er ist ein cleverer Kerl, obwohl er nichts davon jemals in der Schule gelernt hat.“

Denken Sie, dass es jemals genug sein wird, sodass Sie sich zur Ruhe setzen?

Nein.

Warum nicht?

Weil ich ambitioniert bin. Es geht nicht nur um Geld. Es geht auch darum, neue Ziele zu schaffen und diese zu erreichen.

Was ist denn Ihr Ziel?

Wenn du ein Unternehmer bist, ist es einfach so. Du kannst jedes Mal verlieren. Aber wenn man in eine neue Sparte einsteigt, Informationen sammelt, ist es ein Abenteuer. Es ist wichtig, etwas zu finden, das dich antreibt. Wer das nicht hat, ist einer, der von Sozialhilfe lebt, daheim sitzt und zufrieden ist, solange die Schecks kommen.

Wie viel haben Sie 2012 verdient?

Werde ich nicht genau sagen.

Und so in etwa?

Es geht mir sehr gut. Hast du meine Zähne gesehen? (50 Cent ließ seine Zähne angeblich um 63.000Dollar richten, Anm.)

Gibt es irgendetwas, das Sie sich wünschen, aber noch nicht leisten können?

Ich hatte einmal den Traum, der erste Milliardär durch Hip-Hop zu werden, aber das zählt heute nicht mehr. Ich habe, was ich will. Ich habe ein 54.000-Quadratmeter-Haus von Mike Tyson. Aber auch, wenn du 18 Schlafzimmer hast, kannst du immer nur in einem Bett schlafen. Das lernt man erst im Laufe der Zeit. Ich musste vieles haben, um zu wissen, wie es sich anfühlt, das zu haben. Wie wenn ein Typ ein geiles Auto kauft. Die Genugtuung, es sich leisten zu können. Oder wenn eine Frau teure Schuhe will. Wenn wir gut aussehen, fühlen wir uns gut. Wenn jemand mit schönen Schuhen herumläuft, die aber nicht die Designerschuhe sind, die du hast, ist die Person nicht so cool wie du. Wir erschaffen diese Dinge. Heute brauche ich das nicht mehr.

Ist Geld für Sie unwichtiger geworden?

Geld ist so wichtig, wie es war, als ich nichts kaufen konnte. Es ist nur ein anderes Level, eine andere Verantwortung: Alle Leute, die mit dir verbunden sind, sind Familie, um die du dich kümmern musst.

Warum heißen Sie noch immer 50 Cent heißt und nicht längst „50 Billion“?

Ich bleibe gern bescheiden.

Zur Person

50 Cent (*1975) wuchs als Curtis James Jackson III in New York auf. Seine Mutter starb, als er acht Jahre alt war. Mit zwölf begann er, Crack zu verkaufen. Im Mai 2000 wurde er bei einer Schießerei neunmal getroffen. Als Musiker entdeckt wurde er von Rapper Eminem. In Wien war er bei „Wetten, dass..?“. Wenige Tage später legte er mit einer Autogrammstunde eine Media-Markt-Filiale in Wien lahm.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.04.2013)

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