Jagerhofer: "Es kann alles wieder weg sein"

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Hannes Jagerhofer ist Veranstalter, Agenturinhaber und Projektentwickler. Er erzählt der "Presse", warum er fast sein ganzes Geld in neue Ideen investiert.

Die Presse: Herr Jagerhofer, Sie haben in den vergangenen Jahren zahlreiche Projekte realisiert. Etwa das alljährlich stattfindende Beachvolleyball-Turnier in Kärnten oder das Flugpreisvergleichsportal Checkfelix. Wann ist ein Projekt denn erfolgreich für Sie?

Hannes Jagerhofer:Wenn du operativ positiv bist. Es hat ja keinen Sinn, langfristig Geld zu verlieren. Es muss einem bewusst sein, dass man eine Zeit nichts verdient. Man muss ein Projekt finanzieren können, ohne finanziell Probleme zu bekommen. Und irgendwann sollte das Geld auch zurückfließen.

Haben Sie bei der Projektentwicklung immer finanzielle Interessen im Hinterkopf?

Am Ende des Tages muss hinter jedem Projekt ein wirtschaftliches Modell stehen, weil man sonst nur schwer Partner findet, die einen finanziell unterstützen. Für mich steht aber nie im Vordergrund, wie viel ich verdiene oder was ich mir dann leisten kann.

Warum?

Zum einen, weil ich das, was ich mit einem Projekt verdiene, in neue Projekte investiere. Zum anderen ist es, glaube ich, schwer, Projekte umzusetzen, wenn man immer nur wirtschaftliche Hintergedanken im Kopf hat. Als ich das Flugpreisvergleichsportal Checkfelix gegründet habe, musste ich drei Jahre lang monatlich 21.000 Euro einzahlen, weil das Projekt nicht wirtschaftlich war. Wenn ich nicht davon überzeugt gewesen wäre, dass es eines Tages auch funktionieren wird, hätte ich es längst abgedreht.

Woher hatten Sie das Geld?

Ich bin an mein Limit gegangen. Ich habe einen Teil über die Bank finanziert, und ich habe mein ganzes Geld, das ich in meinem normalen Beruf als Inhaber einer Eventagentur verdient habe, in Checkfelix gesteckt.

Und haben Sie nie daran gedacht, das Ganze einfach hinzuwerfen?

Sicher. Ich hätte Checkfelix im richtigen Moment auch für einen Euro verkauft, wenn jemand bereit gewesen wäre, auch die Schulden zu übernehmen.

Aber woher weiß man, ob ein Projekt funktionieren wird?

Man bekommt Zeichen, man spürt es.

Wann ist dann der Zeitpunkt da, um ein Projekt abzustoßen und etwas Neues anzufangen?

Checkfelix habe ich verkauft, weil der Wettbewerb spürbar stärker geworden ist und wir ein super Ebit gehabt haben. Und weil ich mir gedacht habe, dass ich mich nach einem Verkauf anderen Themen intensiver widmen kann. Die Zeit war einfach reif.

Ist Scheitern ein Fremdwort für Sie?

Natürlich weiß ich, was passieren kann, wenn alles tschari geht. Wenn man heute mit Venture-Capital-Leuten spricht, sagen sie einem, dass von zehn Projekten, in die sie investieren, acht nichts werden. Das neunte röchelt dahin, und das zehnte wird ein Highflyer. Man weiß immer, dass die Chance, dass ein Projekt etwas wird, geringer ist, als die Chance, dass es nichts wird. Und das muss man miteinbeziehen. Auch wenn man sein Leben mit Projekten nicht aufs Spiel setzt, muss man damit rechnen, dass alles, was man sich im Leben aufgebaut hat, auch wieder weg sein kann.

Aber ist eines Ihrer Projekte einmal gefloppt?

Es gibt viele Kleinigkeiten, die man probiert und mit denen man dann nie so weit kommt. Ich wollte vor 15 Jahren einmal ein Designerhotel in Wien aufmachen. Das hat aber nicht funktioniert, weil meine Partner nicht daran geglaubt haben. Heute bin ich froh, dass nicht aus allem etwas geworden ist. Der liebe Gott hat mich vor vielen bösen Sachen geschützt.

Mit Checkfelix haben Sie aber einen Volltreffer gelandet. Es wird kolportiert, dass das Unternehmen um mehrere Millionen Euro verkauft wurde. Was machen Sie mit dem Geld?

Ich investiere es in meine Projekte. Wenn man neue Dinge entwickelt, kommt man schnell in einen Millionenbereich. Es gibt auch Zeiten, in denen andere Projekte mitgetragen werden müssen. So wie das Beachvolleyball-Turnier in Kärnten, wo die Anti-Korruptionsregeln sicher nicht für uns sprechen. Und da muss man halt haushalten.

Sie haben ja eigentlich Medizin und Informatik studiert. Wie sind Sie in der Eventbranche gelandet?

Ich bin zur Bank gegangen und habe mir einen Kontoauszug geholt. Dann habe ich gesehen, dass mir mein Vater wie immer 5000 Schilling überwiesen hat, das Geld aber wieder zurückgebucht wurde. Ich habe mir zunächst gedacht, dass es sich um einen EDV-Fehler handelt. Es war aber keiner. Sondern mein Vater hat sich sein Geld zurückgeholt, weil mein Studienerfolg nicht eingetreten ist. Und ohne einen Schilling kann man natürlich nicht lange überleben. Da habe ich gewusst, dass ich jetzt etwas machen muss.

Und was haben Sie gemacht?

Damals habe ich schon parallel in Kärnten Veranstaltungen organisiert. Auch habe ich als DJ im Wiener Nachtklub U4 aufgelegt. Damals habe ich dann begonnen, Clubbings zu veranstalten. Da habe ich die ersten Sponsoren an Land gezogen. Und bald sind auch schon die ersten Firmen an mich herangetreten, um mich zu fragen, ob ich ihre Veranstaltungen ausrichten kann.

Das heißt, es wollten dann plötzlich alle Geschäfte mit Ihnen machen?

Ganz so war es nicht. Ich habe auch Clubbings organisiert, zu denen kaum Leute gekommen sind. Ich habe dann richtig Ängste gehabt und mich gar nicht getraut, den Veranstaltungsraum zu betreten. Da habe ich mich dann vis-à-vis auf die andere Straßenseite gestellt und die Leute gezählt. Das ist schon eine Erniedrigung gewesen. Man sieht dann oft vor sich, wie das Ganze kollabiert.

Ist Geld ein Motivationsfaktor?

Es geht darum, dass man sich ein Leben leisten kann. Wenn man 18Stunden unter Dauerstrom ist, braucht man ein Zuhause, in dem man seine Batterien wieder aufladen kann, man muss auf Urlaub fahren können, um sich körperlich zu erholen. Wenn man viel arbeitet, sollte man auch gut verdienen können. Das heißt nicht, dass man einen Jet oder ein Boot hat, aber man soll keine Angst um seine Zukunft haben müssen und seinen Kindern eine gute Schule ermöglichen können.

Haben Sie denn Angst um die Zukunft?

Klar macht man sich Gedanken. Ich habe ja noch einige Sachen vor. Seit Kurzem habe ich ein Kind. Jetzt ist mein Leben sinnvoller. Was bei mir in der Vergangenheit sicher eine Rolle gespielt hat, war, dass ich keine Familie hatte. Ich musste keine Verantwortung für andere übernehmen.

Woher nehmen Sie eigentlich immer Ihre Ideen?

Die Ideen entstehen eigentlich im alltäglichen Leben. Es sind meist Dinge, die einem den Alltag erleichtern.

Zur Person

Hannes Jagerhofer (Jahrgang 1962) stammt aus Kärnten und ging für sein Medizin- und Informatikstudium nach Wien. Nebenbei begann er, Veranstaltungen zu organisieren. 1990 gründete er die Firma ACTS, ab 2005 begann sich Jagerhofer dem Projekt Checkfelix, einem Flugpreisvergleichsportal, zu widmen. Seit 1996 organisiert er das Beachvolleyball-Turnier in Klagenfurt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.07.2013)

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