Financier Hansmann: „Ich sehe Geld als Spielgeld“

Johann Hansmann
Johann HansmannDie Presse
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Interview. Financier Johann Hansmann ist an zahlreichen österreichischen Start-ups beteiligt. Der „Presse“ erzählt er, warum er nie Geld von Fremden investieren würde und Sympathie ausschlaggebend für ihn ist.

Die Presse: Herr Hansmann, Sie sind in Österreich als Business Angel aktiv. Sie helfen also Start-up-Unternehmen mit Geld und Know-how, sich zu etablieren. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Kapital zu verstreuen? Haben Sie zu viel Geld?

Johann Hansmann: Ich bin kein großer Anhänger von Geld. Es bedeutet mir nicht wahnsinnig viel, solange ich das habe, was ich zum Leben brauche. Und ich lebe nicht in Luxus. Als Business Angel Geld zu verteilen, macht mir viel Spaß. Für mich ist jedes Start-up ein Spiel, in dem man gemeinsam mit dem Gründer zusieht, dass man gewinnt. Und ich will gewinnen. Es kränkt mich, wenn eines meiner Start-ups nicht so funktioniert, wie wir uns das vorgestellt haben.

Wie wird man überhaupt Business Angel?

Ich würde sagen, das ist der Normalweg, wenn man als Manager altert und Geld übrig hat. Es bietet sich einfach an. Ich bin ein großer Anhänger davon, dass Leute ab einem gewissen Alter nicht einfach in die Pension verschwinden, sondern ihr Wissen und ihre Erfahrung weitergeben. Ich war erfolgreicher Unternehmer, habe viele Firmen selbst gegründet und aufgebaut, vor allem in Spanien. Jetzt bin ich wieder in Österreich und kann mein Wissen an junge Leute weitergeben. Außerdem hält es frisch, wenn man viel mit jungen Leuten zusammen ist.

Wie kamen Sie auf die Idee, in Start-ups zu investieren?

Ich bin seit ein paar Jahren wieder in Wien und durch Zufall auf zwei Start-ups gestoßen. Nach einigen Monaten bin ich dann draufgekommen, dass mir das unheimlich Spaß macht. Dann habe ich zwei Jahre lang alle fünf Wochen in ein junges Unternehmen investiert.

Woher weiß man, ob ein Start-up erfolgreich ist oder ob es scheitert?

Ganz am Anfang weiß man das nicht. Sonst würde ich ja nicht investieren. Dort, wo ich investiere, bin ich nicht nur von der Idee, sondern auch vom Team überzeugt. Im Prinzip hat sich das bis jetzt auch so bewährt. Von meinen Start-ups sind derzeit sechs bis sieben super Firmen dabei und sechs bis sieben weitere, die ziemlich gut sind. Bei den anderen wird man sehen, wie sie sich entwickeln.

Investieren Sie immer nur eigenes Geld?

Ja, ich investiere kein Geld von anderen Leuten.

Warum nicht?

Weil ich dann meine Flexibilität verliere – auf die lege ich aber großen Wert. Ich habe viele Angebote von Leuten, die mir Geld geben würden, wenn ich eine Investition tätige. Aber allein kann man schneller entscheiden. Ich muss auch niemanden miteinbeziehen, der vielleicht eine andere Meinung vertritt.

Was erwarten Sie von den Firmen, in die Sie Ihr Geld stecken? Worum geht es Ihnen?

Es geht mir um den Erfolg. Und Erfolg heißt, dass ich etwas Nachhaltiges geschaffen habe, das es vorher so nicht gegeben hat.

Es muss also kein finanzieller Erfolg sein?

Nein. Aber wenn ein Unternehmen nachhaltig ist, ist es auch finanziell erfolgreich. Das Spiel gewinne ich dann, wenn eine Firma nachhaltig einen positiven Cashflow hat. Oder wenn jemand meint, dass er das Unternehmen um mehr Geld kauft, als investiert wurde. Ein Spiel, bei dem man halbjährlich Geld nachschießt, ist nicht gewonnen.

Machen Sie so etwas? Geld nachschießen?

Nur, wenn ich an ein Unternehmen nach wie vor glaube. Meine Anteile erhöhe ich dabei aber nie.

Stecken Sie Ihr Geld auf einmal in eine Firma?

Ich zahle die Summe fast nie zur Gänze gleich ein. Zahlungen sind bei mir mit Meilensteinen verbunden. Wenn etwas in die richtige Richtung geht, gibt es Geld. Wenn es total schiefgeht, dann nicht. Dadurch ist mein Risiko begrenzt.

Wie entscheiden Sie, wer Ihr Geld bekommt?

Es gibt mehrere Kriterien. Das erste ist: Ich muss die Leute sympathisch finden, und ich muss das Gefühl haben, dass sie mich mögen. Das ist eine Conditio sine qua non. Dann sollte es einen Techniker, einen Verkäufer und einen Zahlenmenschen geben. Ich versuche, nicht in One-Man-Shows zu investieren, Teams sind mir lieber. Dann muss einer der Gründer einen unbeirrbaren Willen zum Erfolg haben, den ich spüre und sehe. Dann kommt erst das Projekt selbst. Es sollte sexy sein. Wenn ein Projekt super ist, die Leute aber nur halb gut, wird garantiert nichts daraus.

Wie viel Geld haben Sie schon in den Sand gesetzt?

Mit den Start-ups in Österreich noch gar nichts. Als ich noch in Spanien war, habe ich mit einem Investment in eine Disco sicher drei Millionen Euro verloren.

Andere Leute müssen für so eine Summe lange arbeiten. Tut Ihnen so etwas nicht weh?

Natürlich tut mir so etwas weh. Aber weniger wegen des Geldes, sondern wegen der Niederlage an sich. Ich hasse es zu verlieren. Ich sehe Geld als Spielgeld.

Haben Sie in Spanien so viel Geld verdient, dass sie es jetzt locker verteilen können?

Ich habe schon viel Geld verdient, aber ich habe den größten Teil meines Vermögens in den Beteiligungen. Ich habe früher Geld an der Börse investiert und es meistens verloren, aber nicht gewusst, warum. Jetzt investiere ich in Firmen, bei denen ich zumindest weiß, was passiert. Und wenn ich Geld verliere, weiß ich das auch.

Wie viel Geld können Sie noch investieren?

Das ist nicht nur eine Frage des Geldes. Ich habe mit meinen Start-ups den Plafonds wahrscheinlich nicht nur erreicht, sondern überschritten. Ich mache alles selbst und habe keine Sekretärin. Ich bin eine One-Man-Show. Jetzt reicht es eigentlich.

Finanziell gesehen oder ist der Aufwand zu hoch?

Beides. Wobei die Zeitbeschränkung eindeutiger ist. Meine Arbeit besteht ja nicht nur in der Begleitung der Firmen. Die brauchen ja auch eine Anschlussfinanzierung und so weiter. Das, was ich investieren wollte, habe ich investiert, wahrscheinlich mehr als das. In meinen Start-ups habe ich so acht, neun Millionen Euro.

Wenn alle scheitern würden, hätten Sie dann Angst um Ihren Lebensstandard?

Ich könnte dann noch normal weiterleben, so wie bis jetzt. Ich hätte halt kein Vermögen mehr.

Kommt Ihnen nie in den Sinn, mit Ihrem Geld etwas für sich zu tun?

Das, was ich hier tue, tue ich für mich. Wenn man jemandem etwas schenkt, gibt es ja auch mehrere Motivationen. Die eine ist, dass sich der andere freut. Die andere ist, dass man sich über die Freude des anderen freut.

Was machen Sie sonst mit Ihrem Geld?

Ich kaufe mir zumindest einmal im Jahr ein sauteures Fahrrad. Ich bin Moutainbiker. Das ist mein Luxus.

Wie viele Fahrräder haben Sie?

Sieben oder acht teure.

Und die benutzten Sie auch?

Ich benutze alle. Zwischen März und Oktober bin ich im Schnitt eine Woche im Monat irgendwo auf der Welt mit dem Fahrrad unterwegs. Dort habe ich zwar auch meinen PC mit, aber ich bin weg.

War es eigentlich je Ihr Ziel, so umtriebig zu werden?

Eigentlich wollte ich ein erfolgreicher Manager werden. Und das war ich ja auch. Ich habe lange in der Pharmaindustrie gearbeitet und super Jobs gehabt. Ich wollte eigentlich nie weg aus Wien. [ Fabry ]

ZUR PERSON

Johann „Hansi“ Hansmann (*1951) ist ein österreichischer Business Angel. Er hilft Jungunternehmen mit Kapital und Know-how, eine Geschäftsidee zu realisieren. Derzeit ist er an mehreren Start-ups beteiligt. Hansmann hat Wirtschaftswissenschaften studiert und lange Zeit in der Pharmabranche gearbeitet, unter anderem in Spanien. Dort hat er über 20 Jahre lang gelebt und eine eigene Pharmafirma aufgebaut, sich aber 2003 operativ zurückgezogen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.01.2014)

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