Conwert-Miteigentümer Umek: "Geld anderer ist ein heiliges Gut"

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der Ex-Goldman-Sachs-Banker Klaus Umek sprach mit der „Presse“ über Elite, seinen Traum, eine Bank zu kaufen und seine SPÖ-Mitgliedschaft.

Die Presse: Herr Umek, wollten Sie immer schon Banker werden?

Klaus Umek: Nein, ich wollte Feuerwehrmann und später Diplomat werden. Ich war im Gymnasium in der Astgasse, einem Laboratorium der Sozialdemokratie. Meine Schulkollegen waren Leute wie Nicholas Ofczarek und Andreas Schieder. Ich habe dort durch den Unterricht in Wirtschaftsenglisch und Filme wie „Wall Street“ Interesse an der Finanzwelt entwickelt. Dann war ich als Austauschschüler in Nordengland. Der Sohn der Familie hat mit Aktien spekuliert, das hat mich auch angesprochen. Mit 16 habe ich von meinem Onkel, dem Künstlermanager Herbert Fechter, eine unfassbare Million Schilling bekommen, um sie in Aktien anzulegen.

Ihr Onkel hat Ihnen einfach so eine Million Schilling gegeben?

Ja, er war immer schon ein sehr großzügiger Mensch.


Und erfolgreich waren Sie auch?

Ich war auf dem Papier schnell reich und dann nicht mehr ganz so.


Mussten Sie das Geld eines Tages zurückzahlen?

Das Geld hat er mir in einem besonders schlechten Moment weggenommen. Das ist ja immer das Problem, dass die Leute aussteigen, wenn es einmal nicht so gut läuft.


Und wie sind Sie dann Teil der Bankenwelt geworden?

Ich habe BWL und Finance studiert, Praktika bei internationalen Banken gemacht und wollte dann sofort für den Branchenprimus Goldman Sachs arbeiten. Ich habe mich beworben, musste in Frankfurt, London und New York 43 Interviews führen. 1997 habe ich angefangen, und mir wurde empfohlen, mich auf den Bereich Investmentbanking zu konzentrieren. Bald durfte ich große Transaktionen für Banken und Versicherungen abwickeln. Ich habe sehr viel gearbeitet, aber es hat mir getaugt.


Ist das üblich, so jung große Transaktionen abzuwickeln?

Das hat sich ergeben. Ich will nicht sagen, durch mein Talent – das wäre vermessen. Aber durch eine Lust an den Dingen. Wir haben ja auch unheimlich viel Erfolg gehabt.


Woran haben Sie den Erfolg gemessen?

An dem, was wir an Honorar geschafft haben. Natürlich hat auch Nachhaltigkeit eine Rolle gespielt. Die Unternehmen müssen schon weiter mit einem arbeiten wollen. Mit Abstauben kommt man bei Goldman nicht weit.


Wie viel Geld haben Sie bei Goldman verdient?

Mein Einstiegsgehalt im ersten Jahr war das meines Vaters, der damals Ende 50, Primar und ärztlicher Leiter im größten Spital Wiens war.


Was hat Ihr Vater dazu gesagt?

Er hat es eigentlich gut gefunden.


Und wie war es für Sie, relativ jung so viel Geld zu verdienen?

Ich hatte die Möglichkeit, nicht mehr so auf das Geld schauen zu müssen. Ich konnte meine Freunde einladen, ohne dadurch einen Vermögensnachteil zu haben. Ich habe mir keine Häuser oder so gekauft.


Sondern?

Das Geld in Aktien gesteckt. Ich bin auch jetzt zu 100 Prozent investiert. Ich habe zum Beispiel fast ein Prozent an der börsenotierten Immobilienfirma Conwert. Dann weiß man auch, wie es sich anfühlt, wenn es runtergeht. Große Statussymbole interessieren mich wenig.

Gegönnt haben Sie sich nichts?

Blödsinn habe ich keinen gemacht. Als 17-Jähriger kaufte ich mit meinem ersten Aktiengeld einen Mercedes aus den Fünfzigerjahren. Ein Jahr später habe ich das Auto wieder verkauft. Das war's dann.


Und welches Auto fahren Sie heute?

Einen Mini. Und Taxi.


Also keine Laster?

Doch. Ich bin relativ brav, sammle Wein, trinke ihn aber nicht. Und ich habe eine Riesen-Bibliothek.


Heißt das, Ihr Leben als Investmentbanker war nie wie im Film, überaus ausschweifend?

Ich habe große Unternehmenstransaktionen betreut, das ist per definitionem elitär, weil streng vertraulich. Jede ordinäre und laute Darstellung von Geld wäre total verpönt und ein Kündigungsgrund gewesen.


Und wieso entsteht ihrer Meinung nach dann ein anderes Bild in der Öffentlichkeit?

99 Prozent der Leute, die sagen, dass sie Investmentbanker waren, sind in Wahrheit Versager. Der Beruf ist ja nicht geschützt wie der eines Anwalts. Goldman-Banker wie Peter Sutherland, Alex Dibelius, Mario Draghi und Mario Monti sind gescheite, fleißige, aufregende Leute, das sind Meister aller Klassen. Und nach der Finanzkrise gab es im Vergleich zu anderen Banken kaum Geldstrafen für Goldman. Auch das spricht für die Bank.


Goldman wird aber auch vorgeworfen, eigene Gesetze geschrieben zu haben und mit einem blauen Auge davongekommen zu sein.

Elite ist immer unbeliebt. Als es krachte, kam dazu, dass Goldman gegen die Krise gehedged war. Das Management wollte sicherstellen, dass die Bank unbeschadet durch die Krise kommt, gleichzeitig haben Verkäufer draußen noch Papiere unter die Leute gebracht. Als Investmentbanker ist man Berater, nie direkt Entscheidungsträger, und es macht natürlich keine gute Stimmung, wenn man Geld verdient, eine Transaktion aber nicht erfolgreich ist.


Welchen Reiz hat Geld für Sie?

Geld an sich soll nie ein Reiz sein. Geld ist wie der Blutkreislauf des Menschen: Man braucht es, damit der Organismus funktioniert. Aber es ist auch mit Verantwortung verbunden. Das Geld anderer Leute ist ein heiliges Gut. Es zu bewahren und so gut wie möglich zu vermehren ist mein Ziel. Meine Mutter investierte in den Achtzigerjahren 100.000 Schilling in die Firma WEB Immag, bei der es einen großen Bauträgerskandal gab. Nach zehn Jahren Klagen konnte sie nur 30.000 Schilling retten. Meine Mutter braucht sich im Leben keine Sorgen zu machen, aber in so einem Moment bricht eine Welt zusammen. So etwas erleben wir leider immer wieder, auch an der Wiener Börse, an der das Vertrauen der Kleinanleger oft missbraucht wird.


Spielen Sie darauf an, dass Sie mit der Entwicklung der Conwert, zu deren Miteigentümern Sie zählen, unzufrieden sind?

Die Conwert ist eine Perle hinter einer verschmutzten Auslagenscheibe. Ich kümmere mich darum, dass die Scheibe geputzt wird. Meine Mutter hat 15,30 Euro für eine Aktie bezahlt, heute stehen wir bei circa elf. Der Höchstkurs lag bei rund 18. Ich gehe davon aus, dass das wieder erreichbar ist, wenn die Missstände beendet werden.


Warum wollten Sie 2013 die Wiener Privatbank kaufen?

Für die Entwicklung meiner Fondsgesellschaft Petrus Advisers wäre eine Bank der nächste logische Schritt. Mein Unternehmen ist ein in England voll reguliertes. Mein Traum ist es jedoch, in Österreich eine Universalbank zu kaufen. Bei der Wiener Privatbank hat das im ersten Anlauf leider nicht geklappt, weil es sich mein Freund Günter Kerbler anders überlegt hat.


Sie bezeichnen sich als Sozialdemokrat. Waren Sie je politisch engagiert?

Seit zwei Jahren bin ich SPÖ-Mitglied. Ich war in den Siebzigerjahren mit meinem Vater beim Mai-Aufmarsch mit Bruno Kreisky und Hannes Androsch, das war ein semireligiöses Erlebnis. Mich hat das negative Image unseres Landes im Zuge der Wahl von Kurt Waldheim politisiert. Mein Bruder war politischer als ich und hat mit Andreas Schieder sogar eine Sektion gegründet. Mich hat der tägliche politische Betrieb nicht so fasziniert.

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