Konrad Rumpold: „Die Banker waren eine angesehene Kaste“

(c) Daniel Novotny
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Ex-Länderbank-Vorstand Konrad Rumpold erzählt, warum er mit 65 noch ein Medizintechnik-Unternehmen gegründet hat und warum es Banker heute schwerer haben als früher.

Die Presse: Sie haben vor zehn Jahren – mit 65 – ein Unternehmen gegründet, in einem Alter, in dem die meisten Österreicher schon in Pension sind. Warum?

Konrad Rumpold: Ja, das ist ungewöhnlich, noch dazu in einem so schwierigen Feld wie der Lichtmedizintechnik. Der Grund ist meine Frau. Sie war Zeit ihres Lebens fasziniert davon, dass Licht therapeutische Effekte hat. Also haben wir ein Unternehmen gegründet. Es gibt einen Wellenlängenbereich, im sichtbaren Lichtbereich von 632 Nanometern, nicht Infrarot und nicht UV – damit arbeiten wir. Durch Zufall kamen wir in Kontakt mit zwei Professoren an der Technischen Universität Wien, die genau das erforschen und schon ein Patent eingereicht haben. 2007 haben wir gemeinsam das Patent zur alleinigen weltweiten Nutzung erworben und ein Medizinprodukt entwickelt. Die Professoren waren sehr froh, dass wir das umsetzen wollten. Viele Patente werden aufgekauft und verschwinden dann in der Schublade.


Haben Sie Startkapital gebraucht?

Ich habe mein ganzes Geld eingesetzt. Die Entwicklung eines Medizintechnikprodukts kostet Millionen: Sie haben die Entwicklungskosten, die Zulassungskosten und die Marktkosten. Ich habe eine geringe AWS-Förderung bekommen, die wir schon zurückbezahlt haben.


Um wie viel Geld ging es?

Wir hatten ungefähr 2,5 Millionen dort drin. Alles, was ich erspart hatte, war da drinnen. Was uns dabei getrieben hat, waren die positiven Rückmeldungen. Tausende Leute, die unter Schmerzen leiden, haben jetzt eine Behandlungsmethode, die nebenwirkungsfrei ist.

Kann man so ein Unternehmen auch ohne Eigenmittel gründen?

Schwer. Ich habe persönlich Kredite aufgenommen. Ich als Rumpold war kreditwürdig. Das Unternehmen hätte das nie gekriegt.


Hat man als Exbanker Vorteile beim Verhandeln mit Banken?

Nicht mehr, weil da jetzt lauter junge Leute sind, die mich nicht kennen. Aber da ich ihre Sprache noch spreche, erzählen sie mir ihre Nöte mit der Bürokratie. Dadurch ist das Gespräch auch immer sachlich und positiv. Sie können mich nicht legen mit irgendeinem Schmäh.


Waren Sie gern Banker?

Ich war fast elf Jahre Mitglied der Länderbank bis zur Fusion – das war eine schöne Zeit. Die Banker waren eine Kaste, die sehr angesehen war. Das ist heute leider nicht mehr der Fall. Die Entwicklung ist so gelaufen, dass Banker nur mehr spekulieren. Das klassische Bankgeschäft gibt es kaum mehr.


Wenn Sie Nachrichten über Banken lesen, denken Sie oft, das hätte ich anders gemacht?

Ja, oft. Eine Entwicklung, die mich so bedrückt, ist diese irrsinnige Bürokratisierung. Wahrscheinlich geht das nicht anders, weil es die Folgen einer bankerischen Fehlentwicklung sind. Heute muss man für eine Kontoeröffnung ein Packerl Unterlagen von einem Zentimeter Höhe ausfüllen. Das ist die Realität des Bankgeschäfts für ein Kleinunternehmen. Wenn ich zu meiner Bank komme, jammert mein Betreuer irrsinnig darüber. Er hat auch kaum freie Hand. EZB-Chef Draghi macht die Schleusen auf und glaubt, dass die Wirtschaft belebt wird und die Kleinunternehmen Kredite nachfragen werden – das ist eine komplette Fehleinschätzung. Die Geldschwemme begünstigt Staaten, begünstigt eine Zinsentwicklung, die zur Enteignung führt, und die Gelder kommen bei der mittelständischen Wirtschaft kaum an.


Warum nicht?

Wenn ich eine gute Sicherheit habe, bekomme ich Geld, egal, ob die EZB die Schleusen geöffnet hat oder nicht. Habe ich keine Sicherheiten, kriege ich kein Geld, da kann die EZB noch so viel schwemmen. Das war am Anfang auch bei uns so, nur dass ich mein eigenes Geld hatte, deswegen war ich schon willkommen.


Haben Sie es als Abstieg empfunden, als Sie mit Anfang 50 den Länderbank-Vorstand verlassen mussten?

Wenn man aus einer Vorstandsposition herausgekickt wird, ist das ein harter Schlag. Aber ich hatte persönliches Glück, habe damals meine zweite Frau kennengelernt. Natürlich, auf Statussymbole musste ich verzichten. Ich musste mir halt wieder ein Auto kaufen. Ich bin aber kein gieriger Mensch. Habe ich halt im Moment kein Geld, wenn ich dafür etwas zurückbekomme. Meine Frau ist sehr sozial ausgerichtet, und wir helfen auch viel: Leute, die sich die Geräte nicht leisten können, bekommen sie sehr günstig.


Nach Ihrer Bankerkarriere waren Sie Berater, haben das aber an den Nagel gehängt. Warum?

Ich war Corporate-Finance-Berater der Süd-Ost-Treuhand und bin mit vielen Unternehmen in Kontakt gekommen, die Schwierigkeiten hatten. Das war eine schöne Zeit, aber ich habe auch Lehrgeld gezahlt. Zuerst kommen sie und wollen Beratung. Und wenn sie dann sehen, das kostet ja auch etwas, dann wird es haarig. Es ist ja auch teuer für die Kunden. Eine Beraterstunde kostet heute 300, 400 Euro. Als dann der Umstieg in die Repuls-Lichtmedizintechnik kam, war ich froh, dass ich mich auf die eigene neue Firma konzentrieren konnte. Zuerst habe ich das nebenbei gemacht, dann habe ich die Süd-Ost-Treuhand ganz an den Nagel gehängt und mich nur auf dieses Unternehmen konzentriert.


Hat sich Ihre Einstellung zu Geld im Laufe Ihrer vielen Stationen geändert?

Nein. Anfangs habe ich nie viel gehabt. Meine Mutter ist gestorben, als ich 18 war. Mein Vater ist bald darauf gestorben. Ich musste dann relativ schnell studieren. Ich hatte nach drei Jahren das Welthandel-Studium fertig. Dann musste ich sehr schnell Geld verdienen, weil wir ja nichts hatten. Daher bin ich relativ schnell in der Bank etwas geworden, zuerst in der Girozentrale. Mit Ende 20 war ich schon Prokurist der damals gegründeten Investmentfondsgesellschaft.


Sie haben also Karriere gemacht, weil Sie das Geld brauchten?

Ja, könnte man sagen. Ich könnte mir ein Leben ohne Arbeit nicht vorstellen. Deswegen lache ich immer über die Frühpensionsdiskussion, denn ich höre von so vielen Leuten, dass sie gerne länger arbeiten würden. Was macht er denn dann zu Hause? Der Ehefrau auf die Nerven gehen? Natürlich gibt es Ärgernisse auch in der Arbeit. Dann setze ich mich in eine Wagner-Oper und entspanne. Musik ist für mich eine Bereicherung des Lebens, auch wenn ich selbst leider kein Instrument spiele. Darüber hinaus bin ich Weinliebhaber.


Sammeln Sie auch Weine?

Nein. Ich trinke sie.

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