The Makemakes: "Unser Business ist nicht das leichteste"

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Interview. The Makemakes landeten beim Eurovision Song Contest mit null Punkten auf dem vorletzten Platz. Der „Presse“ erklärten sie, warum der Geldhahn von zu Hause schon lang zugedreht ist.

Die Presse: Sie haben beim Eurovision Song Contest in Wien teilgenommen und sind mit null Punkten ziemlich leer ausgegangen. War es rückblickend betrachtet ein Fehler mitzumachen?

Dominic Muhrer: Nein, gar nicht. Wir haben uns zu dem Ganzen sowieso nie zugehörig gefühlt. Für uns war das Ergebnis dann nur die Bestätigung, dass wir kein typischer Song-Contest-Act sind. Durch die Veranstaltung sind aber viele Leute auf uns aufmerksam geworden. Allein in einer Woche kamen 15.000 Likes auf Facebook dazu. Außerdem konnten wir viele Kontakte knüpfen, etwa nach Australien oder Spanien. Für uns war es schon sehr cool.

Gibt es denn keinerlei Enttäuschung wegen des schlechten Ergebnisses?

Muhrer: Es war keine Enttäuschung in dem Sinn, eher ein Bewusstwerden, dass es um viel anderes gegangen ist.
Florian Meindl: Die null Punkte passen für uns, sie sind bei so einem Lied fast schon heldenhaft.

Hat Ihnen der Song Contest finanziell etwas gebracht?

Markus Christ: Direkt für den Song Contest haben wir kein Geld bekommen. Weil wir so wenig Zeit hatten, haben wir auch relativ wenig ausgegeben. Es hat Chips und Almdudler gratis gegeben, und wir haben unser eigenes Bier gebraut, das wir trinken durften.

Muhrer: Längerfristig hat es uns natürlich etwas gebracht. Bei Musikern ist das generell so eine Sache. Man wird nicht von heute auf morgen reich, weil es ganz viele Sachen gibt, die man vorfinanzieren muss.

Zum Beispiel?

Muhrer: Etwa die Produktion von Musikvideos, Studiokosten, Management, Tontechniker etc.

Woher stammt das Geld, um diese Ausgaben zu decken?

Muhrer: Jetzt passt es finanziell gerade gut für uns. Wir haben uns vorher mit Musikunterricht über Wasser gehalten, den wir alle geben. Das ist für uns ein Grundeinkommen, das jeden Monat da ist. Aber man muss natürlich hoffen, dass das Geld wieder reinkommt, das man vorher ausgegeben hat.

Reicht der Musikunterricht dafür tatsächlich?

Meindl: Für uns schon, zumindest kommt man gut über die Runden.

Muhrer: Das Schwierige am Musikerdasein ist dieses Vorausarbeiten und dafür nicht unmittelbar etwas zu bekommen. Mit Tantiemen ist es genau das Gleiche. Wird man viel im Radio gespielt, kann schon etwas zusammenkommen, auch wenn man sich die Einnahmen mit dem Label und dem Produzenten teilt. Aber da das Geld nur einmal im halben Jahr ausgeschüttet wird, muss man darauf warten. Man muss also immer vorbauen und trotzdem einen Grundstock haben. Es wäre aber schön, wenn wir irgendwann einmal gut von der Musik leben könnten. Immerhin leben wir schon unser ganzes Leben für die Musik.

Ist der Unterricht eine Art von Sicherheit für Sie?

Muhrer: Es ist schon ein zusätzliches Standbein, eine kleine Stützte. Aber Musik ist im Allgemeinen ein riskantes Geschäft, das nehmen wir bewusst in Kauf– umso spannender ist es.

Werden Sie eigentlich noch von zu Hause unterstützt?

Muhrer: Der Geldhahn ist schon lang zugedreht. Wir betreiben das Ganze ja schon seit 2012 professionell. Und mit Unterrichten verdient man nicht so schlecht. Wir sind normal verdienende Menschen, reich sind wir aber nicht.

Was haben Ihre Eltern davon gehalten, dass Sie alle Musiker werden wollten?

Muhrer: Meine Eltern haben es irgendwann einmal eingesehen, dass es das ist, was ich machen will. Sie haben gemeint, dass ich es einfach probieren soll. Schließlich ist man nur einmal jung.

Meindl: Meine Eltern haben mich auch immer unterstützt. Ihnen war es aber wichtig, dass ich mir einen Plan B überlege. Er ist mit der Matura eh da.

In den vergangenen Monaten gab es einen großen Hype um Ihre Band. In fünf Jahren kann die Welt wieder ganz anders aussehen. Was passiert, wenn es mit der Musik langfristig doch nicht klappen sollte?

Christ: Ich glaube, da würden sich schon Sachen ergeben.

Muhrer: Ich glaube, dass wir auf jeden Fall bei der Musik bleiben werden.

Meindl: In welcher Form, ist eben die Frage. Zurzeit lernen wir ja sehr viele Leute kennen.

Muhrer: Wenn es sich zeitlich vereinbaren lässt, und da können wir so berühmt sein wie die Rolling Stones, werde ich trotzdem versuchen, zumindest ein paar meiner Musikschüler zu behalten. Wir wollen die Freude an der Musik weitergeben.

Was tun Sie dafür, um nicht schon bald in Vergessenheit zu geraten?

Muhrer: Arbeiten, dann wird das schon nicht passieren. Für unser zweites Album stehen schon viele Lieder. Nach unserer Tour mit One Republic nehmen wir das Projekt gleich in Angriff.

Müssen Sie für diese Tour auch etwas bezahlen, oder werden Sie dafür bezahlt?

Muhrer: Nein, die Tour ist finanziert. Wir verdienen daran aber nicht wirklich viel, dafür haben wir aber keine Kosten. Außerdem haben wir ja die Möglichkeit, vor Ort unsere CDs und T-Shirts zu verkaufen.

Wer ist bei Ihnen der Finanzminister?

Meindl: Wir sind da relativ demokratisch. Wir alle haben einen Überblick über das Geld, aber unser Manager kümmert sich darum. Uns ist klar, dass unser Business sicher nicht das leichteste ist. Aber das Tolle daran ist, dass es unser Traum ist, von dem wir leben können. Wir hoffen einfach darauf, dass uns die Musik eines Tages das zurückgibt, was wir hineingesteckt haben.

Gibt es bei Ihnen denn den Wunsch, reich zu werden? Mit Musik ist das in Österreich praktisch unmöglich.

Christ: Es darf gern mehr werden. Solange wir unser Durchschnittseinkommen erreichen können, passt es.

Hätte Ihnen eine vordere Platzierung beim Song Contest eigentlich Einnahmen beschert?

Christ: Nein, noch ein Packerl Chips extra hätten wir vielleicht bekommen...

Meindl: ...und eine Kiste Almdudler. Für die Teilnahme bekommt man nichts. Man muss sich selbst an den Mann bringen und Kontakte knüpfen.

ZUR BAND

The Makemakes wurden einer breiteren Öffentlichkeit erst durch die Teilnahme am Eurovision Song Contest 2015 in Wien bekannt. Die Mittzwanziger Markus Christ, Dominic Muhrer und Florian Meindl (siehe Bild) gründeten ihre Band im Jahr 2012. Vor Kurzem veröffentlichten sie ihr erstes Album, „The Makemakes“, auf einem eigenen Plattenlabel. Sie traten bereits als Vorband für Bon Jovi auf und waren mit One Republic auf Tour.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.06.2015)

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