Den Umgang mit Geld erlernen

Umgang Geld erlernen
Umgang Geld erlernen(c) Erwin Wodicka
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Eltern sind in vielerlei Dingen ein Vorbild für ihre Kinder. Doch das allein reicht nicht, um Kindern beizubringen, wie mit Geld umzugehen ist. von Nicole Stern

Wien. Während die einen Kapital horten, werfen es andere zum Fenster hinaus. Der Umgang mit Geld ist zwar nicht jedermanns Sache, kann aber erlernt werden – schon in frühen Kindheitstagen.

Dass Kinder im Laufe der Jahre mit Geld hauszuhalten lernen, darauf können sich Elternteil heutzutage nicht mehr verlassen. „Das Problem ist, dass ein untrainiertes Kaufverhalten auf ein übergroßes Konsumangebot trifft. Darauf muss man seine Kinder vorbereiten“, sagt Martina Leibovici-Mühlberger von der Arge Erziehungsberatung und Fortbildung. Nur so könne man davon ausgehen, dass Kinder später als Erwachsene ein ausgewogenes Kauf- und Geldverwaltungsgehabe entwickeln. Zwar lernen Kinder häufig am Modell Eltern, aber „die Vorbildwirkung der Eltern ist nicht mehr die, die sie einmal war“, gibt Leibovici-Mühlberger zu bedenken. Auch weil die Konsumverführungen des Alltags stark sind. Nicht selten komme es vor, dass schon Jugendliche in die Schuldenfalle tappen.

Schon in jungen Jahren könne man Kindern, etwa beim Einkaufen, Grenzen setzen. Werden Eltern zum Kauf eines Spielzeugs animiert, liege es an den Erwachsenen „Nein“ zu sagen. Es gehe darum, den Kindern zu vermitteln, dass nur eine begrenzte Menge an Geld für Dinge ausgegeben werden könne, die nicht lebensnotwendig sind, sagt Psychotherapeutin Claudia Rupp. Und es gehe darum, zu erklären, dass mit dem durch Arbeit Verdienten die Miete beglichen, Strom bezahlt und Kleidung gekauft werden müsse. „Wichtig ist, dass Kinder mitbekommen, dass man für Geld arbeiten muss.“

Über Geld frei verfügen können

Grundsätzlich hat es Sinn, Kinder ab dem Vorschul- bzw. Volksschulalter an das Thema Gelderziehung heranzuführen. Denn Kleinkinder haben noch keinen Mengenbegriff, sagt Rupp. „Sie können noch nicht einschätzen, was viel oder wenig ist.“

Gelderziehung kann damit beginnen, den Nachwuchs am Samstagmorgen zum Bäcker um drei Semmeln zu schicken. „So bekommt das Kind eine Idee davon, was Geld wert ist“, sagt Rupp. Ab dem Volksschulalter, so lautet eine Empfehlung, könne Kindern bereits Taschengeld ausbezahlt werden. „Die Menge soll gering sein, und sie muss regelmäßig gegeben werden.“ Je älter Kinder werden, desto höher kann die Geldmenge sein und desto leichter ist es möglich, Zeitabstände zu vergrößern. Eine Formel besagt, dass Kinder zwischen dem sechsten und dem zwölften Lebensjahr zwischen 30 und 50 Cent pro Lebensjahr und Woche erhalten sollen.

„Wichtig ist, dass Kinder über ihr Geld frei verfügen können“, sagt Rupp. Kauft ein Kind seine tägliche Schuljause mit dem Ersparten, sollte ein zusätzliches Essensgeld gegeben werden.

Denn: Das Taschengeld sei wirklich nur für den persönlichen Bedarf des Kindes gedacht, sagt Rupp. Leibovici-Mühlberger ergänzt: „Es sollte auch nicht an das Verhalten des Kindes geknüpft sein.“ Die Gefahr, dass der Nachwuchs sein Erspartes – aus Sicht der Eltern– falsch investiert, sei dann nicht gegeben, wenn zuvor ein sinnvoller Umgang zu Geld gefunden wurde, sagt Rupp.

Dennoch könnten im Vorfeld gewisse Regularien festgelegt werden, so Leibovici-Mühlberger. Etwa, wenn Eltern nicht wollen, dass Kinder mit ihrem Ersparten Gewaltspiele oder Süßigkeiten kaufen. „Im Idealfall sind solche Kulturnormen Teil des Familienalltags. Mit Zwang sollten sie jedenfalls nicht durchgesetzt werden.“ Ein Kind müsse hier aber ohnehin mit im Boot sitzen, sonst stünden Eltern schnell auf verlorenem Posten.

Kommt der Nachwuchs mit der Menge des gegebenen Betrages nicht zurecht, sollte ein finanzieller Nachschlag unterlassen und Kindern bei der Einteilung ihres Budgets geholfen werden. „Eine Möglichkeit ist, die Taschengeldintervalle zu reduzieren“, sagt Rupp. [iStockphoto]

Was Sie beachten sollten bei... der Gelderziehung

Tipp 1

Fristen. Kinder sollten ihr Taschengeld regelmäßig und an fix vereinbarten Tagen erhalten. Bei jüngeren Kindern hat es Sinn, die Beträge wöchentlich zu übergeben. Bei Teenagern kann versucht werden, auf monatliche Intervalle umzustellen. Klappt das nicht, können die Intervalle wieder verringert werden.

Tipp 2

Vorbild. Seinen Kindern ein gutes Vorbild zu sein reicht zwar nicht aus, um dem Nachwuchs den Umgang mit Geld beizubringen, sollte aber auch nicht unterschätzt werden. Machen Eltern etwa laufend Schulden – und das Kind merkt das –, kann das später Auswirkungen auf das Verhalten haben.

Tipp 3

Keine Tabus. Über Geld spricht man nicht, heißt es stets. Doch mit Kindern über Geld zu reden ist deswegen sinnvoll, weil sie nur auf diese Weise einen Bezug dazu herstellen können. Kindern muss erklärt werden, dass Geld nicht vom Himmel fällt, sondern erarbeitet werden muss. Und dass Geld nicht unbegrenzt ausgegeben werden kann.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.10.2012)

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