Seit die EU keine fixen Verpackungsgrößen mehr vorschreibt, setzen die Unternehmen oft versteckte Preiserhöhungen durch. Das zeigt eine Erhebung der Arbeiterkammer.
Seit 2009 schreibt die EU keine fixen Verpackungsgrößen mehr vor. Früher gab es Kaffee zum Beispiel nur in den Größen 250 und 500 Gramm. Mittlerweile können alle möglichen Größen angeboten werden, was den Verbrauchern den Preisvergleich erschwert.
Die Arbeiterkammer Kärnten erhebt nun regelmäßig, wie sich Preise und Packungsgrößen mit der Zeit verändern. Der neueste Test zeigt, dass bei 26 Produkten die Packung kleiner wurde, der Preis aber derselbe blieb. Beispiel: Im Oktober 2011 kosteten vier Seifenstücke à 100 Gramm von Palmolive 2,40 Euro. Heute gibt es für den gleichen Preis nur noch vier mal 90 Gramm. Beim Spülmittel "Pril" schrumpfte die Packung, und der Preis stieg.
Ähnliches beobachteten die Konsumentenschützer bei Gewürzen und Waschmittel. Die AK rät dazu, stets die Grundpreise zu vergleichen, die im Supermarkt oder in der Drogerie mittlerweile gut ersichtlich seien. So wird dort in den meisten Fällen ausgeschildert, was ein Produkt je Kilo oder Liter kostet.
Der Verein für Konsumentenschutzinformation (VKI) zeigt seit Juli auf www.lebensmittel-check.at die Schummeleien der Lebensmittelkonzerne. Die Kritik stößt nicht immer auf taube Ohren: Bei elf Produkten wurde von den Herstellern die Verpackung bzw. der Inhalt geändert. Weitere elf Anbieter versprachen, dies bei der nächsten Auflage zu machen. DiePresse.com präsentiert ein "Best of". Hipp hatte es heuer nicht leicht: Der deutsche Verein Foodwatch hat einen süßen Kindertee zur größten Werbelüge "gekürt" (>>> mehr dazu). Jetzt wirft der VKI dem Produzenten auch noch vor, bei dem Packungsinhalt der Babykekse zu schummeln. Doch die Kritik ist nicht von der Hand zu weisen, wenn man dieses Röntgenbild sieht ... Bild: Diagnose Zentrum Urania (DZU) Diagnose Zentrum Urania (DZU ... Überhaupt sind "Mogelpackungen" ein Problem: Beim Großteil der Konsumenten-Beschwerden gehe es um das Thema "Mehr Luft als Inhalt", sagt Geschäftsführer Franz Floss. So auch bei Maizena Maisstärke. Das Papiersäckchen im Karton war nur zur Hälfte gefüllt. Konsumentenschützer raten: Immer die Angaben zum Füllgewicht beachten. VKI Merken Sie den Unterschied? Auf den ersten Blick sehen beide Packungen gleich aus. Doch als Füllmenge waren bei einer Packung 13 Gramm, bei der anderen 9 Gramm angegeben, beschwerte sich ein Konsumentin. Gekostet haben die beiden Packungen gleich viel, nur wurde die zweite später auf den Markt gebracht. Erklärung des Herstellers: Man sei gezwungen gewesen, Mehrkosten weiterzugeben. VKI Ein Beispiel für ein Problem, das bei vielen "Light"-Produkten auftaucht: Beim Fett wird zwar gespart, nicht aber beim Zucker. Bei einem "Konsument"-Test wurde das bestätigt: Im Vergleich mit 21 anderen Produkten und fünf offen angebotenen Vanilleeis-Proben, weist die Leicht-Version von Cremissimo den mit Abstand höchsten Zuckergehalt auf (26,4 g Zucker pro 100 g). VKI Ein ausgewogenes Frühstück sind diese Kekse wohl kaum, ist das Fazit des VKI. "Vollkornkekse mit hohem Zuckergehalt, werden als spezielle Frühstückskekse beworben", kritisiert der Verein. Laut Nährwerttabelle beinhaltet das Produkt je 100 Gramm 20 Gramm Zucker. Zu anderen Vollkornkeksen wurde kein wesentlicher Unterschied entdeckt. VKI Falls jemand sie noch nicht kennt: Die Jostabeere (oder auch Rigatze) ist eine Kreuzung zwischen Schwarzer Ribisel und Stachelbeere. Im Getränk "Römerquelle Emotion" wird man diese jedenfalls nicht finden. Zugefügt wurden Fruchtsäfte aus Konzentrat (Stachelbeersaft 0,9 % & schwarzer Johannisbeersaft 0,1 %). Die Erklärung von Römerquelle: Jostabeeren wären nicht als Saftkonzentrat erhältlich. VKI Wo Mango draufsteht ist auch Mango drin? Weit gefehlt: Im Kleingedruckten steht nur noch etwas von "Mango-Geschmack". Dieser stamme "ausschließlich von Aromen und nicht wie die Aufmachung annehmen lässt von der tropischen Frucht", kritisiert der VKI. Keli verteidigt sich: "Die (abgebildete) Mango dient dem Kunden zur Geschmacksinformation." VKI Dass in vielen Fruchtgetränken kaum noch etwas von der Originalfrucht steckt, ist mittlerweile den meisten bekannt. Doch offenbar gibt es auch Schoko-Pudding, der fast ohne Schokolade auskommt. Obwohl bei Optiwell alles im rechtlichen Rahmen ist, fanden die Konsumentenschützer heraus: "In einem Becher Optiwell Schokopudding steckt nicht einmal ein Drittel eines Schokoladestückchens." VKI ... Auch ein "Vanilletraum" - mit einer schönen gelben Blüte beworben - muss nicht zwangsläufig aus Vanille bestehen. Im Kleingedruckten ist hier zu lesen, dass das "Milchmischgetränk mit Vanillegeschmack" aus Milch, Zucker, Glucose-Fructose-Sirup, Karamelsirup, modifizierte Stärke, Stabilisatoren Guarkernmehl, Carrageen, Farbstoff Beta Carotin, Aroma, Vitaminmischung mit Vitamin B1, B2, B6, E und Folsäure besteht. VKI Nicht einmal bei Bioprodukten ist immer das drin, was draufsteht. Das hat den VKI hier besonders geärgert, denn bei "Provamel Bio Soya Erdbeere"" gibt es genauso wie bei konventionellen Produkten nur einen Hinweis im Kleingedruckten, dass Aroma verwendet wurde. VKI Bei diesem Produkt hat der Hersteller bereits auf die Kritik der Konsumentenschützer reagiert: Auf der Packung der Hofer-Fertigsuppe waren früher zwölf Grießnockerln (vier pro Teller) abgedruckt, doch es steckten nur neun Stück drinnen. Mittlerweile hat Hofer die Zahl der Nockerl auf der Verpackung angepasst. VKI Die Tricks der Lebensmittelkonzerne (weber)
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