Sind Frauen die besseren Anleger?

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Die Direktanlagebank hat 480.000 Depots ausgewertet. Demnach spekulieren Frauen vorsichtiger als Männer und schneiden damit langfristig auch etwas besser ab.

Wien. Die in München ansässige Direktanlagebank (DAB Bank), zu der auch der österreichische Internet-Broker direktanlage.at gehört, untersucht seit 2009 das Anlageverhalten von Frauen und Männern. Dazu werden jedes Jahr die Depots von 480.000 Privatanlegern ausgewertet. Im Vorjahr lagen Frauen und Männer bei der Performance fast gleichauf. Beide Geschlechter erzielten eine Jahresrendite von 7,7 Prozent. Nur wenn man die zweite Nachkommastelle betrachtet, waren Männer mit 7,72 Prozent etwas erfolgreicher als Frauen mit 7,66 Prozent.

Im langfristigen Vergleich sieht die Situation allerdings anders aus. In den vergangenen vier Jahren schnitten Frauen besser ab als Männer. Hatte eine Frau Anfang 2009 beispielsweise 1000 Euro angelegt, erhielt sie Ende 2012 unter Berücksichtigung des Zinseszinseffekts einen Betrag von rund 1275 Euro zurück. Das Plus von 27,5 Prozent entspricht einer durchschnittlichen Jahresrendite von 6,3 Prozent.

Männer kamen auf eine Gesamtperformance von 26,3 Prozent über die vergangenen vier Jahre. Dies ergibt eine Jahresrendite von sechs Prozent. Frauen und Männer erreichten somit mit Aktien und anderen Wertpapieren bessere Ergebnisse als Sparbuch-Sparer.

Auch wenn beide Geschlechter im Vorjahr fast die gleiche Performance aufweisen, sind im Anlageverhalten größere Unterschiede erkennbar.

Frauen sichern sich ab

Männer bevorzugen riskantere Wertpapiere als Frauen. Ende 2012 hatten Männer 53,3 Prozent ihres Depotvolumens in Aktien investiert, bei Frauen waren es 48,8 Prozent. Bei Investmentfonds hielten die Frauen mit 35,4 Prozent einen höheren Anteil im Depot gegenüber 31,6 Prozent bei Männern. Auch favorisierten Frauen Anleihen, die eher als sicher gelten. Männer dagegen hielten mehr spekulative Optionsscheine.

Bei der DAB Bank haben Kunden auch die Möglichkeit, Gold in physischer Form zu erwerben. Doch das Interesse ist gering. Männer halten nur 0,4 Prozent des investierten Kapitals in Gold, bei Frauen sind es 0,2 Prozent.

Deutliche Unterschiede gibt es auch im Handelsverhalten. Männer sind aktiver an der Börse als Frauen. Im Vorjahr führten männliche Anleger durchschnittlich 6,9 Transaktionen durch, während Frauen nur 3,1-mal Käufe beziehungsweise Verkäufe tätigten.

Dies erinnert an eine alte Börsenregel: „Hin und her macht Taschen leer.“

Börsen als Männerdomäne

Obwohl Frauen langfristig etwas besser abschneiden, geben an den Börsen nach wie vor Männer den Ton an. Bei der DAB Bank besitzen männliche Anleger 74 Prozent aller Depots. Auch steht Männern mehr Geld zur Verfügung. Die Depots der Frauen sind im Schnitt um 40 Prozent kleiner. Das lässt sich nach Ansicht der DAB Bank damit erklären, dass in Deutschland laut Angaben des Statistischen Bundesamts Männer durchschnittlich um 23 Prozent mehr verdienen als Frauen.

Für Österreich hat die DAB Bank keine Zahlen vorgelegt, doch die Ergebnisse dürften bei uns ähnlich sein. Vor Kurzem präsentierte die Erste Bank eine Umfrage, wonach Frauen beim Anlageverhalten konservativer sind als Männer. In Österreich legen Frauen im Schnitt monatlich 247 Euro zur Seite, um rund 130 Euro weniger als Männer. Dies hängt mit Einkommensunterschieden zusammen, so die Erste Bank.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.03.2013)

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