Ausgabenkontrolle via Smartphone

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Die Bankenbranche ist zu schwerfällig für innovative digitale Produkte, meinen Jungunternehmer. Die Firma Papayer hat eine App entwickelt, mit der Eltern die Ausgaben ihrer Kinder überwachen können.

Wien/Berlin. „Kinder verlieren beim Online-Shopping oft den Bezug zum Geld“, sagt Jungunternehmer Valentin Stalf. Gemeinsam mit Maximilian Tayenthal baut er gerade in Berlin eine Firma auf, die das verhindern will.

„Jugendliche borgen sich die Kreditkarte der Eltern aus und haben keinen Überblick über ihre Ausgaben“, meint der 28-Jährige. Eine einfache Prepaid-Kreditkarte, auf die eben nur ein bestimmter Betrag aufgeladen wird, hilft da auch nur bedingt. Die beiden Startup-Gründer setzen daher mit Papayer auf eine Prepaid-Mastercard, die sich von den Kindern und Eltern per Smartphone steuern und überwachen lässt.

Jede Transaktion wird am Smartphone angezeigt– sowohl Einkäufe als auch auf die Karte gebuchtes Guthaben. Jede Abbuchung kann mit einem Standort, einem Foto und einem Kommentar versehen werden. Zusätzlich werden die einzelnen Posten Kategorien wie Essen & Trinken, Kleidung oder Haushalt zugeordnet. So lassen sich später Statistiken anzeigen, für welchen Bereich wie viel ausgegeben wurde.

Die Papayer-App für Eltern unterscheidet sich durch zusätzliche Steuerelemente wie ein tägliches oder monatliches Limit, eine Sperrfunktion und die Möglichkeit, die Kinderkreditkarte auch über die eigene Kreditkarte aufzuladen. Später soll die App auch „Push“-Mitteilungen erlauben. Wenn der Nachwuchs zum Beispiel im Internet den neuesten Videospiel-Hit ordert, könnte eine kleine Mitteilung am Smartphone der Eltern aufpoppen. Bisher bietet nur Diners Club eine solche unmittelbare Kontrolle über Abbuchungen– allerdings per SMS. Auch das hat Vorteile, etwa im Ausland.

Die Papayer-App funktioniert nur mit einer Internetverbindung, und Datenroaming ist bekanntermaßen eine Kostenfalle. Die Kreditkarte selbst kann auch ohne Internet verwendet werden, die praktische Kontrolle in Echtzeit ist dann aber dahin.

Testphase startet

Derzeit befindet sich Papayer noch in der Anfangsphase. Die ersten 1000 Kreditkarten sollen aber schon im November an testende Kunden ausgegeben werden. Einen Teil davon wird eine große österreichische Bank vergeben, die mit Papayer eine Kooperation eingegangen ist. Grundsätzlich wird die Kreditkarte aber nach Marktstart einfach über die App bestellt, die kostenlos in den entsprechenden Stores für Android oder iPhone zur Verfügung steht. Nach Anmeldung dauert es etwa drei Tage, bis man die Karte zugeschickt bekommt, erklärt Stalf. Dann kostet Papayer 2,95 Euro monatlich. „Dafür fallen bei Zahlungen geringere Gebühren an, weil wir mit einer längeren Kundenbindung rechnen als bei normalen Prepaid-Karten“, sagt Stalf.

Die Zielgruppe für Papayer-Karten sind zu Beginn zwar Kinder, aber die beiden Gründer rechnen damit, dass das Angebot von den Jungen auch später weitergenutzt wird. Schon allein wegen des guten Überblicks über persönliche Finanzen, glaubt Stalf. Im Unterschied zu anderen Finanz-Analyse-Diensten wie etwa dem amerikanischen Mint werden bei Papayer alle Ausgaben in Echtzeit angezeigt, da Papayer selbst die Zahlungen abwickelt. Mint hingegen greift auf das Online-Banking des Nutzers zu, und laut Stalf ist es eher Glückssache, dass Mint alle Daten richtig interpretiert. Abgesehen davon sei es natürlich eine Frage des Vertrauens, ob man einem US-Dienst die Zugangsdaten seines Online-Bankings überlassen will.

Banken sind schwerfällig

Banken bieten noch kaum innovative digitale Produkte und überlassen dieses Feld weitgehend Startups wie Papayer. Payleven– bei dem Stalf erste Erfahrungen mit der Branche machte– lässt (kleine) Firmen Kreditkartenzahlungen per Smartphone akzeptieren.

SquareCash oder CashCloud ermöglichen Überweisungen per E-Mail oder Smartphone. Mit den Apps Simple und Figo können Transaktionen und Zahlungen übersichtlich dargestellt werden– ähnlich wie bei Mint oder Papayer. Das Berliner Start-up PayMy vereinfacht Geldtransaktionen zwischen Facebook-Freunden via Smartphone, und mit Lendstar kann mittlerweile sogar über eine App ein Privatkredit von Freunden aufgenommen werden. „Trust your friends, not banks“ (Vertraue deinen Freunden, nicht Banken), lautet das Motto, mit dem Lendstar nach der Bankenkrise wohl ein starkes Argument hat.

Der bestechende Vorteil: Lendstar-Freunde verlangen keine Zinsen und fragen nicht nach der Bonität ihres „Kunden“. Derzeit kümmert sich die App nur darum, dass geborgte Beträge übersichtlich notiert werden– in der nächsten Version soll aber auch eine Zahlungslösung integriert sein. Ähnlich wie Papayer will Lendstar eine Prepaid-Kreditkarte anbieten, mit der die geborgten Beträge sofort zur Verfügung stehen.

Die jungen Dienste rund ums Geld besetzen meist eine Nische und damit einzeln betrachtet auch nur ein kleines potenzielles Marktvolumen. Vielleicht mit ein Grund, warum die Bankenbranche den Trend verschläft. Der Großteil der Banken ist zu schwerfällig, sagt Stalf. Einerseits gibt es regulatorische Hürden, andererseits sind viele Bankprodukte in ihrer „user experience“ veraltet, wie es die Digital-Generation ausdrücken würde. [ Fotolia ]

Was Sie beachten sollten bei... Jugendkonten

Tipp 1

Spesenfallen. Jugendkonten werden oft als „gratis“ angeboten. Das bezieht sich aber in der Regel nur auf Kontoführung und Buchungskosten. Es lohnt sich allerdings, einen Blick auf die Zusatzkosten zu werfen. Teilweise hohe Gebühren fallen bei einigen Banken bei der Behebung von Bargeld, der Kontoschließung oder der Änderung von Daueraufträgen an.

Tipp 2

Zinsen. Jugendkonten bieten oft höhere Guthabenzinsen als Girokonten für Erwachsene. Sollzinsen sollten in der Regel gar nicht anfallen, da eine Kontoüberziehung (genauso wie Kredite) für Jugendliche ohne eigenes Einkommen nicht möglich ist. Eine Ausnahme könnte das Lehrlingskonto sein. Ein Vergleich der Angebote lohnt sich auf jeden Fall.

Tipp 3

Kartenlimit. Bei Jugendkonten gilt in der Regel ein monatliches Behebungslimit von 400 Euro. Für Bankomatkarten lassen sich aber individuelle Limits festlegen– ein Angebot, von dem man Gebrauch machen sollte. Oft sind bei Unterschreitung eines bestimmten Kontostands Benachrichtigungen oder Sperren möglich.

Tipp 4

Übergang. Bei Jugendkonten sollte unbedingt das Alterslimit beachtet werden, das sich zwischen 18 und 20Jahren bewegen kann. Danach wird oft automatisch auf ein Girokonto umgestellt, das nicht immer günstig ist. Eventuell zahlt sich ein Wechsel auf ein Studentenkonto mit besseren Konditionen oder sogar ein Bankwechsel aus.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.11.2013)


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