Mann entscheidet Großinvestitionen im Haushalt

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Eine WU-Studie zeigt europaweit eine häufige traditionelle Rollenverteilung auf. Die Frauen organisieren das Geschäft für den täglichen Bedarf.

Männer sind fast in ganz Europa im Haushalt vor allem für die Großinvestitionen verantwortlich, Frauen hingegen entsprechend einer "traditionellen" Rolle für Ausgaben für Kinder und den täglichen Bedarf. In Österreich haben Frauen selbst dann nicht dieselbe Entscheidungsmacht wie Männer, wenn sie der Hauptverdiener sind. Nur bei Finanzproblemen im Haushalt steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen alleine über die Aufnahme eines Kredits oder die Verwendung von Ersparnissen entscheiden. Das zeigt eine europaweite Studie von Katharina Mader und Alyssa Schneebaum von der Wirtschaftsuniversität (WU) Wien.

Für die Studie wurden Paare mit jeweils ähnlichen Voraussetzungen (Bildung, Alter etc.) miteinander verglichen. Dabei zeigt sich das Geschlecht als entscheidendes Kriterium dafür, wer für die Finanzen verantwortlich ist. In Österreich treffen 57 Prozent der untersuchten Paare wichtige Finanzentscheidungen gemeinsam, so Mader im APA-Gespräch. Wird die Entscheidung nur von einem Teil getroffen, ist das meist der Mann. "In Österreich herrscht eher die traditionelle Rollenverteilung vor", so Mader.

Mehr Gleichberechtigung in Skandinavien

Die Wahrscheinlichkeit, dass das traditionelle Rollenbild bedient wird, steigt, wenn das Paar verheiratet ist oder Kinder hat. In jenen 16 Prozent der Haushalte, in denen sich die Frau als Hausfrau definiert, ist die Wahrscheinlichkeit, dass finanzielle Entscheidungen eher alleine - nämlich vom Mann - getroffen werden, noch wesentlich höher. "Hausfrauen haben offensichtlich eine Selbstwahrnehmung, die ihre Entscheidungsmöglichkeiten mindert", vermutet Mader.

Dass Männer in finanziellen Fragen Hauptentscheider sind, hängt laut Mader "ziemlich sicher" auch mit dem geringeren Einkommen von Frauen in vielen Ländern Europas zusammen. So werden laut den Forscherinnen in europäischen Ländern, die sich um eine gleichberechtigte Einbindung von Frauen in Arbeitsmarkt und Bildungssystem bemühen, etwa in Skandinavien, auch die Finanzentscheidungen im Haushalt gleichberechtigter getroffen.

Allerdings ist es gerade in Österreich nicht der Fall, dass eine Frau mehr zu entscheiden hat, nur weil sie mehr verdient als der Mann. Damit ähnelt die Situation laut Mader jener in anderen "konservativen Wohlfahrtsstaaten", etwa Deutschland. Etwas geringer ausgeprägt ist die traditionelle Rollenverteilung dann, wenn beide Teile des Paares ein höheres Bildungsniveau haben.

(APA)

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