Stromwechseln zahlt sich aus

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Für Strom bezahlen heimische Konsumenten zu viel. Nun können sie ihre Kosten an einen Index koppeln lassen.

Wien. In den vergangenen Monaten ist Bewegung in den österreichischen Energiemarkt gekommen. Einige neue Anbieter sind nämlich auf den Plan getreten, um der angestammten Konkurrenz den Kampf anzusagen. Mit günstigen Preisen für Strom und Gas wollen sie Neukunden gewinnen.

Doch obwohl der österreichische Energiemarkt schon vor vielen Jahren liberalisiert wurde, hält sich die Wechselbereitschaft der Kunden noch immer in Grenzen. Viele wissen gar nicht, dass sie ihrem lokalen und meist teureren Anbieter den Rücken kehren können.

Die Preise für Strom sind derzeit zwar relativ günstig, doch sie könnten noch billiger sein. Seit Jahren schon kritisiert die heimische Regulierungsbehörde E-Control, dass die Konzerne gesunkene Großhandelspreise nicht an Haushaltskunden weitergeben würden, während die Sache für Industriekunden weitaus besser aussehe. Nicht zuletzt deswegen schätzt die E-Control, dass die Verbraucher allein im Vorjahr zwischen 170 und 190 Mio. Euro zu viel für Strom bezahlt haben. Die Behörde fordert die Konsumenten daher seit Langem dazu auf, regelmäßig den Anbieter zu wechseln. Nur so würden Verbraucher zu günstigeren Strom-und Gastarifen kommen.

Das Einsparpotenzial ist dabei gar nicht so gering. Verbraucher können jährlich zwischen 62 Euro (in Tirol) und 172 Euro (in Oberösterreich) einsparen, wenn sie von ihrem regionalen Standardanbieter zum günstigsten Anbieter wechseln. Die Regulierungsbehörde E-Control geht dabei von einem Stromverbrauch in der Höhe von 3500 Kilowattstunden aus.

Neben kleineren neuen Anbietern, die auf den Markt drängen, haben auch die Großen angefangen, sich etwas zu überlegen. So bietet der heimische Energiekonzern EVN seinen Kunden (das allerdings schon seit rund zwei Jahren) einen sogenannten Float-Tarif an. Auch Wien Energie ist hier aktiv.

Spekulation auf die Zukunft

Bei diesem wird der Strompreis mit dem Österreichischen Strompreisindex verknüpft, dessen Wert monatlich von der Energieagentur veröffentlicht wird. Im November lag der Index um 1,8 Prozent unter dem Vormonatswert. Im Vergleich zum Vorjahresmonat betrug der Rückgang sogar rund 20 Prozent. Seit Anfang 2009 sinkt der Index (abgesehen von einem zwischenzeitlichen Anstieg) kontinuierlich. Auch in naher Zukunft dürfte wohl kein Preisanstieg erfolgen.

Bei der EVN ist der Kilowattpreis im Vergleich zu den konventionellen Angeboten des Unternehmens etwas günstiger. Allerdings beträgt die Mindestvertragslaufzeit ein Jahr. Auch ist der Tarif eine Art Spekulation auf sinkende Preise. Denn der Strompreisindex kann wieder steigen– und macht die Stromrechnung am Ende teurer.

Beim Onlinevergleichsportal durchblicker.at kann man sich ansehen, ob sich der Wechsel zum Float-Tarif der EVN auszahlt. Demnach würde ein niederösterreichischer Haushalt, wenn er von einem Standardtarif der EVN zu deren Float-Tarif wechselt, je nach Entwicklung des Index zwischen rund 80 und 133 Euro im Jahr sparen.

Bei der E-Control heißt es dazu, dass der Floater derzeit tatsächlich ein günstiges Produkt sei. Allerdings könne man aufgrund der einjährigen Bindungsfrist nicht frühzeitig aus dem Vertrag aussteigen. Auch dann nicht, wenn der Preis steigt. In der Regel bieten die Energiekonzerne feste Tarife an. Das hat den Vorteil der besseren Planbarkeit. Ändern sich die Tarife dort, dann haben Verbraucher aber auch die Möglichkeit, aus ihrem Vertrag auszusteigen. Im Tarifkalkulator der E-Control sind die Floater-Tarife der Anbieter derzeit nicht zu sehen. Das Problem sei, dass man den Konsumenten hier nicht genau sagen könne, welche Kosten am Ende mit Floater-Tarifen anfallen.

Der Verein für Konsumenteninformation versucht derzeit, Kunden zu einer großen Einkaufsgemeinschaft zu bündeln. Auf diese Weise sollen günstigere Preise herausgeschlagen werden. Bis 16. Dezember gibt es die Möglichkeit, sich anzumelden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.11.2013)


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