Das Ende der günstigen All-inclusive-Tarife

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A1, T-Mobile und Drei versuchen, die hohen Investitionskosten für ihre Mobilfunknetze mit höheren Tarifen auszugleichen. Aber was ist genau um wie viel teurer geworden?

Wien. 2013 war für die österreichischen Mobilfunker ein aufregendes Jahr. Mit der Übernahme von Orange durch Drei ist der Markt auf drei Anbieter geschrumpft, und die Frequenzauktion hat nicht nur die Karten für den Ausbau der Netze neu gemischt. Sie war mit zwei Milliarden Euro auch teuer– zu teuer, wie alle Mobilfunker mehrfach betont haben. Während A1, Drei und T-Mobile ihre Wunden lecken, wird Kunden bewusst, dass sie die Rechnung bezahlen werden. Und zwar schneller als zunächst gedacht.

Am auffälligsten bittet A1 seine Kunden um einen Beitrag. Angefangen hat es mit den Tarifen der Billigangebote Bob und Yesss. Bei Yesss müssen Neukunden monatlich gleich um fünf Euro mehr bezahlen als vor der Preiserhöhung. Die Wertkarte Yesss Complete bietet um 14,90 Euro 1500 Telefonie-Minuten, 1500 SMS und 1,5 Gigabyte Datenvolumen bei einer Geschwindigkeit von vier Megabit pro Sekunde. Bei Bob sind die Tarife auch für Bestandskunden teurer geworden– je nach Angebot um ein bis zwei Euro pro Monat. Für Neukunden gehören All-inclusive-Tarife unter zehn Euro überhaupt der Vergangenheit an. 19,90 Euro kostet der Smartphone-Tarif smartbob mittlerweile. Bei A1 selbst sind die Tarife bereits im November um etwa fünf Euro gestiegen. Neu ist eine Erhöhung einmaliger Gebühren – und es gibt sogar komplett neue. Das Aktivierungsentgelt, das einst meist durch Aktionen entfallen ist, steigt um 20 Euro auf 69 Euro. Bestandskunden, die sich mit Bonuspunkten ein neues günstiges Handy holen wollen, müssen künftig 19,90 Euro bezahlen.

Schneller surfen kostet extra

„A1 hat kein Geheimnis daraus gemacht, dass die Gebührenerhöhungen mit dem hohen Preis der LTE-Auktion zusammenhängen“, sagt Jan Trionow, Chef von Drei im Gespräch mit der „Presse“. Drei plane derzeit keine Erhöhungen. Während A1 mit einer Milliarde Euro für die Frequenzen tief in die Tasche greifen musste, beläuft sich die Rechnung für Drei auf vergleichsweise moderate 330 Millionen Euro.

Das bedeutet für Kunden aber nicht, dass Drei ein Billigtarif-Schlaraffenland ist. Einerseits gesteht auch Trionow ein, dass das explodierende Datenvolumen auch Möglichkeiten bieten wird, mehr Umsatz zu machen. Übersetzt heißt das nichts anderes als höhere Tarife. Andererseits hat sich Drei eben etwas unauffälliger um höhere Tarife gekümmert. Und zwar, als nach der Übernahme von Orange vergangenes Jahr das „neue Drei“ präsentiert wurde. Gab es davor noch All-inclusive-Tarife ab sieben Euro, so kostet ein vergleichbares Angebot jetzt 15 Euro pro Monat. Und in diesem Tarif ist zwar ein Gigabyte Datenvolumen inkludiert, die Geschwindigkeit beträgt aber maximal zwei Megabit pro Sekunde. Will man die volle Geschwindigkeit von 42 Megabit, kommt man nicht unter 40 Euro davon. Das ist allerdings noch immer günstiger als das entsprechende Angebot von A1, das gleich 54,90 Euro kostet.

Teure Datennutzung

Besonders vorsichtig war aber T-Mobile bei der „Anpassung“ der Tarife. Als Andreas Bierwirth Ende 2012 das Ruder übernahm, stellte er bereits klar, dass die Gebühren steigen müssen, um die hohen Investitionskosten zu decken. Und auch diesmal betont er diese Notwendigkeit: Die Datennutzung im Rahmen der All-inclusive-Angebote sei eben gestiegen. „Somit sind wir auch deshalb gezwungen, die Tarife sehr moderat zu erhöhen“, sagt Bierwirth zur „Presse“. Dass das bisher aber kaum aufgefallen ist, liegt daran, dass T-Mobile „nur“ die Preise für das Mehr an Datennutzung gehoben hat. Sprich: Wer mehr und schneller mit seinem Smartphone oder Tablet „surfen“ will, muss auch mehr bezahlen. Im günstigsten Tarif sind um 14,99 Euro nur noch 100 Megabyte Datenvolumen mit einer Geschwindigkeit von zwei Megabit pro Sekunde enthalten. Nach Verbrauch wird nicht die Geschwindigkeit gedrosselt, sondern gestoppt.

Noch sind die Mobilfunktarife in Österreich relativ niedrig. Aber mobiles Internet wird durch die Umstellung auf die nächste Mobilfunkgeneration LTE, die vor allem höhere Datengeschwindigkeiten ermöglicht, immer stärker zum Hebel für Preiserhöhungen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.02.2014)

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