Konto: Deutsche Banken schaffen Überziehungszinsen ab

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GERMANY BUSINESS BANKING(c) APA/EPA/FRANK RUMPENHORST (FRANK RUMPENHORST)
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Bankkunden, die in Deutschland ihren Kontorahmen sprengten, wurden in der Vergangenheit mit überaus hohen Zinsen bestraft. Einige der Institute haben diese Gebühren nun abgeschafft. In Österreich ist keine Rede davon.

Wien. Wer sein Geld auf dem Girokonto parkt, hat verloren. Denn auf dem Gehaltskonto wird man für Guthaben de facto überhaupt nicht belohnt. Ganz anders die Situation, wer sein Konto überzieht und ins Minus kommt: Dafür muss ein Kunde meist richtig tief in die Tasche greifen.

Die Arbeiterkammer (AK) macht in Österreich im Schnitt einen Sollzinssatz von bis zu 13,25 Prozent fest. Sie kritisiert bereits seit Jahren, dass der Wert viel zu hoch sei. Doch das ist noch nicht alles. Überschreitet ein Kunde seinen mit der Bank vereinbarten Rahmen, fallen noch einmal Zinsen an. Die gesetzliche Obergrenze liegt laut AK hier bei fünf Prozent. Genau hier setzen nun einige deutsche Banken an. Am vergangenen Wochenende hat die Sparda-Bank in Baden-Württemberg angekündigt, im Juli diesen Zusatzzins streichen zu wollen, da er nicht mehr „zeitgemäß“ sei, wie es deren Chef Martin Hettich ausgedrückt hat. Ein solches System der Abschreckung passe nicht in die heutige Zeit von Online- und Telefonbanking.

Mit diesem Vorhaben ist die Sparda-Bank nicht allein. Bereits im Februar hat die größte europäische Direktbank ING-Diba bekannt gegeben, in Deutschland den höheren Überziehungszinssatz abzuschaffen. Wer seinen Rahmen über das vereinbarte Maß hinaus ausreizen will, zahlt künftig nicht mehr Spesen als sonst. Eigentlich sogar noch weniger. Denn die Bank reduzierte den „Strafzins“ auf 7,95Prozent. In Österreich bietet die Bank keine Girokonten an. Der Chef der Commerzbank, Martin Blessing, geht sogar noch einen Schritt weiter: Er fordert ein Gesetz gegen die dauerhafte Nutzung des Dispokredits.

Kredit manchmal sinnvoller

Bei den österreichischen Banken hört man die Vorstöße aus Deutschland zwar. Etwas zu ändern, daran denkt hingegen keines der großen Institute.

Bei der Erste Bank heißt es dazu, dass dem Kunden mit der Überziehung des Kontos die Möglichkeit eines schnellen bürokratielosen Kredits eingeräumt werde. Das sei auch für die Bank ein Risiko. Daher seien die Zinsen auch höher als bei einem Kredit. Bei der Erste Bank liegt der durchschnittliche Überziehungszinssatz zwischen 9,5 und 12,75 Prozent. Das Institut betont, seine Sollzinssätze seit dem Jahr 2000 nicht verändert zu haben. Auch bei Raiffeisen Niederösterreich-Wien verweist man auf den Vetrauensvorschuss, den die Bank den Kunden bei einer Kontoüberziehung gewähre.

AK-Experten Michaela Kollmann kann die Argumentation der Institute in gewisser Weise nachvollziehen. „Dass die Zinsen doppelt so hoch wie bei normalen Konsumkrediten sind“, ist für sie aber unverständlich. Die Bank Austria betont, die Kontoüberziehung sei bloß für den kurzfristigen Bedarf des Kunden gedacht. Sollte ein Kunde mehr Geld oder dieses über einen längeren Zeitraum benötigen, sei ein Kredit sinnvoller. (nst)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.04.2014)

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