Die neue Wiener Marschallin

(c) Michael Poehn / Wiener Staatsoper
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Mit einem durchwegs gelungenen "Rosenkavalier" nähert sich die Staatsoper dem Strauss-Jubiläum. Anne Schwanewilms überzeugt.

Einen Monat und ein paar Tage dazu, dann jährt sich am 11. Juni der 150. Geburtstag von Richard Strauss. Ein Jubiläum, zu dem die Staatsoper punktgenau am Jubeltag eine „Ariadne auf Naxos“-Serie beginnt. Das Dirigat ist dann Chefsache von Franz Welser-Möst, der jetzt bereits im Vorfeld auch die Leitung von drei „Rosenkavalier“-Vorstellungen übernommen hat.

Deren erste fand am Mittwoch statt, und dafür gab der Vorhang zum erstaunlichen 355. Mal den Blick auf Otto Schenks viel gedientes „Rosenkavalier“-Vehikel frei, das bereits seit 46 Jahren seinen wohl gelittenen Dienst tut. Selbstredend mit durch die Jahrzehnte wechselndem Personal, das sich immer wieder spielerisch in diese Traditionsszenerie einfindet.

Ein leise melancholisches Profil

So auch Anne Schwanewilms mit ihrer ersten Wiener Marschallin. Überzeugend gelingt es ihr dabei, ihren auch in dramatischeren Bereichen firmen Sopran edel abgeschattet zurückzunehmen und fein phrasierend der Marschallin ein leise melancholisches Profil zu geben. Mag ihr auch das „Ja, ja“, mit dem sie am Ende ihren Octavian der jungen Konkurrenz freigibt, um einen Deut kühler geraten als manch anderer Kollegin, und ließe sich ebenso noch an der Diktion feilen, erlebte man hier dennoch eine neue Wiener Marschallin von Graden.

Dass der Octavian zu Sophie Kochs Paraderollen gehört, weiß man im Haus am Ring seit Langem und genießt ihren in allen Lagen und Situationen goldrichtig tönenden Quinquin – von der ersten Sekunde an bis zur Gasthausszene, bei der sie den tüchtig authentisch tönenden Ochs von Wolfgang Bankl als hinreißend täppisches Mariandel in die Falle zu locken weiß. Wieder in Octavian verwandelt, darf sie dann endlich Sophie in die Arme schließen.

Daniela Fally hat für das Neureichentöchterl nicht nur alle Höhen sicher parat, sondern spielt das naive Ding auch mit hübscher Koketterie. Während Markus Eiche mit seinem ersten Wiener Faninal stimmlich stärkeren Eindruck macht als mit seiner aufdringlichen Aufgeregtheit als Brautvater in spe. Nicht aufgeregt, sondern mit einer die Details akkurat herausarbeitenden Umsicht versteht es Franz Welser-Möst, die willigen Musiker zu herrlichem Strauss-Klang zu animieren. Für die rechte Lockerheit, um noch die letzte schwebende Emphase in dieses Hofmannsthal-Wien zu zaubern, bleiben ihm ja noch zwei Vorstellungen. (mus)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.04.2014)

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