Gehaltskonten: Banken streifen Körberlgeld ein

(c) Erwin Wodicka - BilderBox.com (Erwin Wodicka - BilderBox.com)
  • Drucken

Banken bieten ihren Kunden Gehaltskonten zu Pauschalpreisen an. Das scheint auf den ersten Blick sehr attraktiv. Doch wer genauer hinsieht, merkt, dass auch "normale" Extraleistungen teuer abgerechnet werden.

Wien. Banken sind keine Non-Profit-Organisationen. Auch sie müssen Geld verdienen. Für Bankkunden ist das freilich weniger erfreulich. Denn die wollen für Bankleistungen am liebsten gar nichts bezahlen – oder zumindest so wenig wie möglich.

Auf den ersten Blick scheinen die Banken den Wünschen der Kunden auch entgegenzukommen. Zumindest bei den klassischen Gehaltskonten. Die Spesen dafür sind– freilich je nach Betrachtungsweise – halbwegs passabel. Die Bandbreite ist allerdings recht groß. Sie reicht von null bis 240 Euro im Jahr, wie die Arbeiterkammer (AK) vor einigen Monaten erhoben hat. Das Motto lautet hier: Wer mehr zahlt, bekommt auch mehr. Bei jeder Bank kann das freilich etwas anderes bedeuten.

Doch mit der quartalsweisen Bezahlung seines Girokontos ist es häufig noch nicht getan. Denn in der Regel fallen noch Nebenkosten an, mit denen die Banken ein Körberlgeld einstreifen. Spesen für Bankomat- oder Kreditkarte sind hier noch gar nicht gemeint, es geht vielmehr um das Kleingedruckte. Um das, was am Konditionenaushang vermerkt ist.

In Deutschland machten erst kürzlich Meldungen über die Abschaffung von sogenannten Überschreitungszinsen die Runde. Dass es so etwas gibt, wissen viele gar nicht. Diese zusätzlichen Zinsen fallen an, wenn ein Kontonutzer seinen Überziehungsrahmen über das vereinbarte Limit hinaus sprengt. Laut AK gibt es bei diesen Spesen einen gesetzlichen Deckel von fünf Prozent. Manche Institute, wie die Raiffeisen NÖ-Wien, reizen diese Obergrenze auch aus. Die Erste Bank verlangt mit 4,5 Prozent nur geringfügig weniger. Die Überziehung des Kontorahmens ist übrigens nicht bei allen Banken möglich. Und hängt im Zweifelsfall vom Pouvoir des Bankberaters ab. Manche Institute heben allein für die Tatsache, einen Rahmen zur Verfügung zu stellen, Gebühren ein. Auch wenn der Kunde keinen Gebrauch davon macht.

Onlinebanking kommt billiger

Christian Prantner von der Arbeiterkammer zufolge würden bei Girokonten vor allem jene „bestraft“, die ohnedies schon Probleme hätten. Damit meint er Kunden, deren Bilanz laufend negativ ist. „Das beginnt bei der Kontoüberziehung und endet bei Mahnschreiben.“ Bei Spesen dieser Art habe es kräftige Preiserhöhungen gegeben, sagt Prantner.

Bei der Erste Bank kostet die Nichtdurchführung mangels Deckung beispielsweise 5,50 Euro. Bei der Bank Austria macht die „Information über die Nichtdurchführung von Zahlungstransaktionen“ 7,56 Euro aus. Wer von dem Institut eine Zahlungserinnerung (eine Stufe vor der 1. Mahnung) erhält, muss 22,55 Euro berappen. Der Preis der Erste Bank ist mit 21 Euro ähnlich hoch. Bei der Bawag kostet die erste Mahnung zwar nur 4,65 Euro, die zweite dann schon 30,90 Euro. Bei anderen Banken ist das freilich noch teurer. Abgesehen davon ist jeder Kunde, der seine Bankgeschäfte nicht via Onlinebanking tätigt, im Nachteil: „Wer konsequent alle Transaktionen im Internet abwickelt, spart rund 25 Euro im Jahr“, sagt Prantner. Doch selbst im Netz können Kosten anfallen: Bei Raiffeisen NÖ-Wien zahlen Kunden mitunter 0,10 Euro ab der elften SMSTan (Code, den man für Online-Transaktionen benötigt) im Monat.

Einige Institute verlangen von ihren Kunden Spesen, wenn sie Bargeldein- oder -auszahlungen am Schalter durchführen lassen. Manche Banken treffen hier Unterscheidungen zwischen Einzahlungen auf ein Fremdkonto oder Einzahlungen bei der Hausbank. Kostenfrei sind derlei Transaktionen in der Regel, wenn man sie auf den Automaten in den Foyers der Filialen durchführt. Wer etwa Daueraufträge von einem Bankmitarbeiter ändern lassen will, wird ebenso zur Kasse gebeten. In die Tasche greifen muss auch, wer sich seine Kontoauszüge per Post zuschicken lässt.

Bei Girokonten in Österreich handelt es sich in der Regel um Pauschalkonten. Das heißt freilich nicht, dass bei allen Banken die gleichen Leistungen angeboten werden. „Man kann immer weniger sagen, was in dem pauschalierten Preis drinnen ist“, moniert Prantner. Ist einem die eigene Bank zu teuer, kann man aber ohnehin jederzeit zu einer anderen wechseln.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.04.2014)

Mehr erfahren

Beratungsgespraech bei einer Bank
Home

AK warnt vor zusätzlichen Spesen bei Bankkonto

Für Zahlscheine, Bareinzahlungen und Überweisung vom ungedeckten Konto verrechnen Banken häufig Extraspesen.
Bankomat
Mein Geld

OGH erschwert Banken Erhöhung der Kontogebühren

Das Höchstgericht hat eine Klausel verboten, wonach Schweigen als Zustimmung zur Erhöhung von Kontogebühren gewertet wird. Der Verein für Konsumenteninformation hatte eine Klage gegen die Volksbank Graz-Bruck eingebracht.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.