Neuwagen: Gemietet - nicht gekauft

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Ein Drittel der Österreicher entscheidet sich beim Kauf eines Neuwagens für Leasing. Verbraucher sollten sich nicht von niedrigen Raten locken lassen und auf einen realistischen Restwert achten.

Wien. Für viele ist es bloß ein Gebrauchsgegenstand, für andere hingegen der Schlüssel zur Freiheit: ein Auto. Dementsprechend unterschiedlich sind auch die Ansprüche, die manch einer an seinen fahrbaren Untersatz stellt. Einige achten beim Kauf eines Neuwagens eher auf das beste Preis-Leistungs-Verhältnis, für andere sind Marke oder Komfort von Bedeutung.

Doch egal, für welches Modell sich der Kunde am Ende des Tages entscheidet. Eine Frage bleibt immer die gleiche: Wie wird das Auto bezahlt?

Am simpelsten ist es freilich, dem Händler den Kaufpreis bar auf den Tisch zu legen. Wie bei Immobilien gibt es aber auch bei Neuwagen die Möglichkeit, sie auf Pump, also mittels Kredits, zu finanzieren. Option Nummer drei ist das Leasen eines Fahrzeugs. Firmen machen davon gern Gebrauch, weil sie die Raten abschreiben können. Doch auch für Private kann diese Art der Finanzierung durchaus interessant sein, wie an der Statistik abzulesen ist. Immerhin ist hierzulande jeder dritte Neuwagen geleast. Von Jänner bis Juni dieses Jahres zog das Geschäft um 7,4 Prozent auf knapp 1,9 Mrd. Euro an. Gleichzeitig stieg auch die Zahl der neu abgeschlossenen Leasingverträge.

Sich ein Auto gegen Bezahlung „auszuborgen“ hat einen Vorteil: Das für einen Neuwagenkauf benötigte Geld wird beim Leasing nicht sofort und zur Gänze gebunden und kann anderweitig eingesetzt werden. Der Nachteil einer solchen Vereinbarung ist, dass die Leasinggesellschaft während der gesamten Vertragslaufzeit Eigentümer des Fahrzeugs bleibt.

Egal, für welche Finanzierungsvariante sich der Kunde entscheidet: In jedem Fall sollten mehrere Angebote eingeholt werden. Nur so wird der beste Preis ersichtlich. Manchmal kann es günstiger sein, ein Fahrzeug zu leasen, manchmal ist der Kredit die bessere Alternative. Die Preisunterschiede sind oft nur sehr gering, können aber in den vierstelligen Bereich gehen. Die Leasingraten orientieren sich in der Regel am Drei-Monats-Euribor, einem Referenzzinssatz. Dieser ist in den vergangenen Monaten auf derzeit rekordniedrige 0,18 Prozent abgeruscht. Der Wert kann aber wieder steigen. Das wiederum zieht höhere Leasingkosten nach sich. Auch bei Krediten ist das so. Doch gibt es die Möglichkeit, sich einen festen Zinssatz über die Vertragslaufzeit zu sichern. Dafür müssen die Kunden wiederum tiefer in die Tasche greifen.

Bei der Bank Austria betragen die effektiven Zinskosten (das sind die Kosten inklusive Gebühren) für einen VW Golf Comfortline mit 85PS zurzeit 3,5 Prozent. Der Anschaffungspreis des Wagens wurde mit 20.770 Euro angegeben, die Anzahlung lag bei 5000 Euro, die Leasinglaufzeit bei 48 Monaten. Bei der IngDiba betragen die effektiven Kosten für einen Autokredit derzeit mindestens 4,3 Prozent.

Leasingnehmer sollten sich jedenfalls nicht von niedrigen Leasingraten locken lassen: Denn es kann zum Problem werden, wenn der Restwert nicht dem ungefähren Marktwert entspricht.

Kaskoversicherung kostet

Wird das Fahrzeug an den Leasinggeber zurückgegeben, versucht dieser, das Auto weiterzuverwerten. Ist der Preis, der beim Wiederverkauf erzielt wird, geringer als erwartet, muss die Differenz vom Fahrzeugnutzer nachgeschossen werden. Das kann auch der Fall sein, wenn sich der Leasingnehmer nicht an die vereinbarte Kilometerlaufleistung hält. Die erhöhte Abnutzung wirkt sich nämlich negativ auf den Verkaufswert des Autos aus. In der Regel liegt die Distanz, die zurückgelegt werden darf, bei 10.000 bis 15.000 Kilometern pro Jahr. Behält der Leasingnehmer nach Vertragsende den Wagen, sind indes keine Konsequenzen zu befürchten, sagt Michael Steiner, Geschäftsführer der sLeasing.

In Österreich üblich ist das sogenannte Restwertleasing, bei dem ein Teil des Neuwagenpreises mittels Leasingrate abbezahlt wird. Der Restwert ist im Übrigen immer nur ein geschätzter Wert.

Die Bank Austria bietet ihren Kunden etwa eine Restwertgarantie an, wie Gerhard Rauscher vom UniCredit-Leasing-Fuhrparkmanagement erklärt. Hält sich der Kunde an die im Leasingvertrag gemachten Vorgaben, muss er keinesfalls Geld nachschießen – auch wenn das Auto nicht zum erwarteten Restwert verkauft werden kann. Das kann dann von Vorteil sein, wenn man sein Auto an die Gesellschaft zurückgegeben möchte. Um zu überprüfen, ob die angegebenen Restwerte realistisch sind, ist die Eurotax-Liste, die den Marktwert der Autos angibt, hilfreich.

Doch neben der Leasingrate müssen Kunden auch noch die Versicherung für das Auto berappen. In der Regel verlangen die Gesellschaften den Abschluss einer Vollkaskoversicherung. Diese treibt die Gesamtkosten nach oben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.08.2014)


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