Diamanten liefern keine schnellen Erträge

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Ein gewisses Budget ist zweifelsohne notwendig, um an erstklassige Diamanten zu kommen. Wer rasch Rendite machen will, ist aber woanders besser aufgehoben. Denn gut Ding braucht Weile.

Wien. Im Prinzip reicht ein Mausklick, um den Preis einer Aktie zu erfahren. Bei Gold ist das ähnlich. Der Wert einer Unze lässt sich permanent an den Spotmärkten ablesen. 31,1 Gramm haben immer denselben Feingehalt von 999,9 ‰ – und das weltweit. Bei Diamanten ist das nicht ganz so einfach.

Denn kein Stein gleicht dem anderen. Der Endverbraucher muss sich bei seiner Auswahl auf einen Experten verlassen. Einen Echtzeitindex, der die Preisentwicklung der Preziosen widerspiegelt, gibt es nicht. Zugang gibt es hier nur für jene, die hauptberuflich mit Diamanten zu tun haben. Zwar kann sich der Laie via Internet informieren, etwa bei der Firma Rapaport. Doch auch das ist nur mit Einschränkungen möglich.

Wer das nötige Kleingeld aufbringen kann, für den sollten vor allem Gutachten beim Kauf von Diamanten eine Rolle spielen. Diese schreiben den Edelsteinen nämlich erst ihren Wert zu. Das Gemological Institute of America (GIA) gehört in der Branche zu den renommiertesten, internationale Anerkennung hat auch Hoge Raad voor Diamant (HRD) in Antwerpen. Doch während es bei kleineren Steinen „egal“ sei, wer das Zertifikat ausstelle, spiele dies bei größeren Stücken schon eher eine Rolle. „Ein Händler wird sich fragen, warum ein Stein um 10.000 Euro kein GIA-Zertifikat hat, und deshalb weniger dafür bezahlen“, sagt Juwelier Alexander Skrein.

Ab 5000 Euro ist man dabei

In den vergangenen Jahren sind die Institute dazu übergegangen, Diamanten mit einer Lasergravur zu versehen. Anhand einer Nummer ist die Qualität des Steines für den Händler per Knopfdruck aufrufbar. Das gibt auch dem Kunden die entsprechende Sicherheit.

Das Um und Auf bei der Bewertung eines Diamanten sind die sogenannten 4 C: Carat (Gewicht), Color (Farbe), Clarity (Reinheit) und Cut (Schliff). Das wichtigste C sei der Schliff (Cut), sagt Skrein. „Denn er macht das Feuer und Leben des Diamanten aus.“ Ein runder Stein, also ein Brillant, sei am leichtesten wieder zu verkaufen. Sein Schliff sollte „Excellent“ sein, ebenso wie seine Proportionen und sein Finish. Bei der Fluoreszenz gilt „Nil“ als Optimum. Dieses ist erreicht, wenn der Stein auch unter ultraviolettem Licht dunkel bleibt.

Sein gesamtes Vermögen in exklusive Mineralien zu stecken hat jedoch keinen Sinn. „Man muss immer alles im Rahmen eines Gesamtportfolios sehen“, sagt Skrein, der auch die Private-Banking-Kunden der Erste Bank beim Diamantenkauf berät. Voraussetzung ist eine Investitionssumme von 25.000 Euro.

„Wenn jemand mit Diamanten seine Pension finanziert, dann halte ich das für ein Spiel. Schnelle Erträge kann man vergessen“, sagt der Juwelier. Absicherungsanlage sowie Flucht- und Krisenwährung seien die Stücke aber allemal. Nicht nur, weil man sie im Gegensatz zu großen Goldbarren leicht mit sich herumtragen kann.

Für Juwelier Anton Heldwein gibt es den „richtigen“ Investmentdiamanten nicht. Leichter wieder zu verkaufen seien aber Steine ab einem halben Karat, in allerfeinster Qualität kostet ein solche Preziose rund 5000 Euro. Weil bei Diamanten aber die Mehrwertsteuer anfällt, muss Zeit vergehen, bis diese wieder hereingespielt wird.

„Ein Diamant ist wie ein schlecht verzinstes Sparbuch“, sagt Heldwein. Doch Wertsteigerungen sind freilich möglich. Anfang der Achtzigerjahre habe ein Einkaräter um die 120.000 Schilling gekostet, sagt Heldwein. „Heute stehen wir bei 30.000 Euro.“ Der Wert hat sich also verdreifacht, „doch das Dreifache ist in diesem Zeitraum gar nicht so viel“. Weil Diamanten in US-Dollar gehandelt werden, spielt auch die Entwicklung der Währung eine Rolle.

China als Preistreiber

Als Preistreiber könnte sich – wie so oft – die aufstrebende Mittelschicht Chinas oder Indiens erweisen. Der Markt für Edelsteine ist dort zwischen 2008 bis 2014 um zwölf Prozent gewachsen, so der deutsche Dienstleister Diamondstoxx. Die Nachfrage soll bis 2020 weiter anziehen. Weil neue Minen nur vereinzelt in Sicht seien, könnten die Preise steigen. Wie stark Angebot und Nachfrage bei Rohdiamanten auseinandergehen werden, kann heute seriös aber niemand beantworten. Denn auch die Technologie wird dann möglicherweise Diamantenfunde leichter machen, gibt Heldwein zu bedenken. [ iStockphoto]

Was Sie beachten sollten bei... Diamanten

Tipp 1

Spesen. Ein halbkarätiger Diamant in feinster Qualität kostet rund 5000 Euro. Ab dieser Gewichtsklasse lassen sich die Preziosen leichter verkaufen. Doch bei Diamanten fällt, anders als bei Gold, Mehrwertsteuer an. Bis Anleger diese zurückverdient haben, können viele Jahre vergehen. Dafür sind Diamanten– nicht in der Form wie Gold – täglichen Kursschwankungen ausgesetzt.

Tipp 2

Zertifikat. Ein international anerkanntes Zertifikat ist das A und O beim Kauf eines Diamanten. Zu den bekanntesten Instituten zählen das Gemological Institute of America (GIA), Hoge Raad voor Diamant (HRD) und das International Gemmological Institute (IGI). Die Institute gravieren die Zertifikatsnummer mittels Laser in den Diamanten ein.

Tipp 3

Kriterien. Der Wert eines Diamanten ergibt sich aus den sogenannten vier C: Das sind „carat“ (Gewicht), „cut“ (Schliff), „colour“ (Farbe) und „clarity“ (Reinheit). Zudem sollten Schliff, Proportionen und Finish (Polierung) mit dem Prädikat „excellent“ versehen sein. Unter UV-Licht gehalten, sollte der Stein nicht fluoreszieren. Andernfalls kann dies den Wert mindern.

Tipp 4


Illegal. 2003 wurde ein Kontrollsystem zur Nachverfolgung der Herkunft von Rohdiamanten etabliert. Am sogenannten Kimberley-Prozess nehmen zahlreiche Staaten teil. Sie verpflichten sich zu strengen Kontrollen. Das soll den Verkauf von Blutdiamanten verhindern. Mit dem illegalen Abbau und Verkauf von Diamanten wurden Bürgerkriege finanziert.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.11.2014)


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