Jahresrückblick 2014: Starker Dollar riss Anleger heraus

(c) REUTERS (CARLO ALLEGRI)
  • Drucken

Anleger aus der Eurozone konnten dank der Schwäche ihrer Währung Geld verdienen - mit den meisten Aktien, aber auch mit Gold. Wer jedoch auf österreichische oder russische Papiere gesetzt hat, hat sich die Finger verbrannt.

Wien. Die Turbulenzen der vergangenen Wochen dürften einigen Anlegern die Feiertagslaune gründlich verdorben haben. Die meisten blicken dennoch auf ein gutes Jahr zurück– sieht man von jenen österreichischen Aktionären ab, die primär dem Heimatmarkt den Vorzug gegeben haben: Der ATX ist– aufgrund der Russland-Krise, des Ölpreisverfalls und der Bankenschwäche – zweistellig abgerutscht.

Auch wer heuer auf Russland setzen wollte, hat sich die Finger verbrannt. Jene Investoren, die auf eine Erholung der Schwellenländer insgesamt gehofft haben, sind jedoch glimpflich davongekommen. Die Investoren in den Frankfurter DAX, die seit Jahren hohe Zugewinne erzielen, mussten diese heuer zumindest nicht abgeben.

Goldanleger können sich ebenfalls freuen. Denn seit Jahresbeginn hat der Preis des glänzenden Edelmetalls zumindest auf Eurobasis zugelegt. Auf Dollarbasis hielt sich der Goldpreis weitgehend stabil, während Silber, oft als „Gold mit Hebel“ bezeichnet, seinem Ruf nicht gerecht wurde und deutlich nachgab.

Letzteres trifft übrigens auch auf Aktien von Goldunternehmen zu, bei denen sich Minenprojekte nicht mehr rentierten, die sie vor ein paar Jahren unter der Annahme eines höheren Goldpreises angegangen waren. Das beste Händchen hatten jene, die auf die Warnungen, dass US-Aktien bereits teuer seien, nicht gehört haben: Diese haben sich abermals verteuert. Dank der Dollarstärke können sich Anleger aus der Eurozone auch noch über Währungsgewinne freuen, wodurch sie auf ein zweistelliges Plus kommen.

In den Vorweihnachtstagen mehrten sich jedoch die Sorgen, dass die Börsenrallye nun zu Ende sein könnte, ja, dass gar eine schärfere Korrektur anstünde. Genährt wurden die Sorgen von der Russland-Krise samt Rubel-Absturz sowie dem Ölpreisverfall. Letzterer hat ambivalente Auswirkungen: US-Konsumenten können billiger tanken und das Geld anderweitig ausgeben (auf Europäer trifft das nur bedingt zu, da in Europa der Steueranteil auf Sprit relativ hoch ist). Doch schadet der Preisverfall den ölexportierenden Ländern (und damit vielen Schwellenländern), was wiederum der Weltwirtschaft zusetzen könnte.

Mehr Volatilität

Was bedeutet das jetzt für Anleger? „Mittelfristig machen wir uns noch keine allzu großen Sorgen“, meint Friedrich Strasser, Vorstand der Bank Gutmann. Derzeit hätten viele die Bücher bereits geschlossen, es finde weniger Handel statt. Somit brauche es nicht viel, damit es zu einem starken Kursrückgang kommt. Das könnte sich nach dem Jahreswechsel schon wieder bessern.

Allerdings sind die Märkte von den zahlreichen Krisen weiterhin bedroht. Zuletzt stand die Russland-Krise im Fokus der Öffentlichkeit, doch auch in Nahost könnte sich die Lage wieder zuspitzen. Qualitätsaktien sollten sich in diesem Umfeld stabiler halten, meint Strasser – also solche mit einer hohen Dividendenrendite. Doch müssten sich Anleger auch bei solchen künftig auf stärkere Schwankungen einstellen. Die Volatilität sei in den vergangenen Jahren unnatürlich niedrig gewesen, nun kehre diesbezüglich wieder mehr Normalität ein. Von europäischen Bankaktien lasse man die Finger, bei US-Aktien sei man hingegen „leicht übergewichtet“. Denn die Firmen hätten zuletzt tatsächlich Wachstum verzeichnet, während Europas Unternehmen sich primär kostenseitig verbessert hätten.

China: Kampf gegen Korruption

China mache derzeit der verschärfte Kampf gegen die Korruption zu schaffen. Langfristig habe dieser gute Auswirkungen, meint Strasser. Kurzfristig bremse er aber die Ausgabefreudigkeit in China, da viele Angst hätten, Geld auszugeben, für das sie sich dann eventuell rechtfertigen müssten. Langfristig rechne es sich, auf „nachhaltig wirtschaftende“ Firmen zu setzen, meint Gutmann-Experte Clemens Hansmann. Unternehmen, die auf Mitarbeiter- und Kundenzufriedenheit setzten, hätten auch langfristig die besseren Kennzahlen.

Auch bei Spängler Iqam-Invest setzt man weiterhin auf Aktien, weil sie relativ zu anderen Veranlagungen noch immer attraktiv seien. Da die Titel in den USA aber schon gut gelaufen sind, empfehlen die Experten, vor allem auf solche US-Aktien zu setzen, „die weniger stark auf mögliche Sentimentkorrekturen“ reagieren, wie es heißt.

Im kommenden Jahr traut man in erster Linie den Vereinigten Staaten und China Wachstum zu, begünstigt von niedrigen Rohstoffpreisen. „Sollte sich 2015 ein Szenario mit einem schwächeren Wachstum realisieren, könnte es aber auch zu einer Talfahrt auf den weltweiten Aktienmärkten kommen“, heißt es bei Spängler Iqam.

Gewinner waren heuer die Inhaber von US-Aktien. Sie konnten dank des Dollaranstiegs neben den Kurs- auch Währungsgewinne einfahren. Auch mit Schweizer Aktien und Gold waren Anleger in der Eurozone gut bedient. Mittelprächtig entwickelten sich deutsche und Schwellenländer-Aktien. Verlierer waren die Inhaber russischer Aktien. Doch auch Heimatliebe rechnete sich für österreichische Anleger nicht: Der ATX zählte heuer wieder einmal zu den schwächsten Indizes. Schuld ist die Banken- und Osteuropalastigkeit.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.12.2014)


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.