Bankenkredite: Senioren unerwünscht

(c) Clemens Fabry
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Pensionisten müssen ihre Kredite im Regelfall bis zum 75. Lebensjahr zurückzahlen. Der steigende Altersschnitt ruft nach flexibleren Kreditmodellen, wie sie die Kärntner Sparkasse plant.

Wien. Die meisten haben im reiferen Alter bereits einen gewissen Sicherheitspolster angespart – so die Annahme. Dabei reißt der Bedarf an finanzieller Unterstützung im fortgeschrittenen Alter nicht ab: sei es, dass im Eigenheim altersgerechte, kostenintensive Umbauten anfallen. Sei es, dass der Kreditnehmer seine Nachkommen erst kürzlich großzügig finanziell unterstützt hat – und dann eine plötzliche Investition ins Haus steht. Wollen oder müssen Senioren einen Kredit aufnehmen, stoßen sie bei heimischen Banken oft auf größere Hürden als jüngere Kreditnehmer.

Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat bei vier großen Finanzinstituten die Probe aufs Exempel gemacht: Bank Austria, Erste Bank, eine Raiffeisen- und ein Volksbank. Ein Versuchskaninchen im Alter von 65 Jahren ließ sich über die ihm offenstehenden Kreditmodelle beraten. Der vorgebliche Kreditwerber konnte dank größerer Rücklagen für eine problemlose Rückzahlung des Kredits einstehen. Der Grundtenor in allen Filialen: Der Kredit sei nicht ausgeschlossen, aber nur mit geringer Flexibilität möglich.

75 – und dann?

Der Kreditwerber hätte das gewünschte Darlehen aufgrund seiner ausgezeichneten Bonität in allen Fällen erhalten. Aber das Problem dabei: Er hätte den Kredit spätestens bis zum 75. Geburtstag restlos zurückzahlen müssen. Im Fall eines 70-jährigen Kreditnehmers bedeutet das eine Laufzeit von lediglich fünf Jahren. VKI-Finanzexperte Walter Hager: „Selbst bei einem kleinen Betrag und den derzeit niedrigen Zinsen kann das jeden Monat zu einer großen finanziellen Belastung führen.“

Bei den heimischen Banken wehrt man sich gegen eine generalisierende Betrachtung des Problems. Es gäbe keine festgeschriebene Altersgrenze bei der Kreditvergabe. Matthias Raftl, Pressesprecher der Bank Austria, macht das Grundproblem fest: „Die Leute werden immer älter, trotzdem sind wir bei der Vergabe an Risikoparameter gebunden – da beißt sich die Katze in den Schwanz.“

Ein höheres Alter, darin sind sich alle Banken einig, stelle natürlich einen zusätzlichen Risikofaktor dar. Schließlich habe man ein Interesse an der vollständigen Rückzahlung des Kredits, nicht am Erwerb der belasteten Immobilie nach Ableben des Kunden, sagt etwa Peter Wesely von der Raiffeisenbank.

Kärntner Vorreiter

Angetan ist VKI-Finanzexperte Hager von dem Modell der Kärntner Sparkasse, das die Finanzmarktaufsicht zur Zeit prüft. Der Kreditnehmer kann zur Renovierung seines Heims ein spezielles Darlehen aufnehmen, bei dem er die ersten zehn Jahre nur die Zinsen, nicht aber das geliehene Kapital zurückzahlen muss. Im Todesfall können die Erben entscheiden, ob sie das mit der Hypothek belastete Haus verkaufen oder in den Kreditvertrag eintreten wollen. Hager sieht hier einen Trend auf dem heimischen Markt. Kleine Finanzinstitute hätten den demografischen Wandel in der Gesellschaft als Erste erfasst und passten ihre Kreditmodelle entsprechend an. „Initiativen kommen oft von kleineren Playern“, sagt Hager.

Neben dem steigenden Altersschnitt macht er einen zweiten Trend fest: Es werde nicht mehr so viel vererbt wie früher. Viele hätten keine Nachkommen oder würden sich mit ihrem Ersparten lieber einen schönen Ruhestand gönnen. Flexible Kreditmodelle für späte Investitionen seien daher dringend gefragt: „Ein riesiger Markt für ältere Kreditnehmer existiert zwar noch nicht, er wird aber in den nächsten Jahren bestimmt weiter wachsen.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.12.2014)

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Es gibt aber auch Ausnahmen unter den Banken. Pensionisten müssen ihre Kredite im Regelfall bis zum 75. Lebensjahr zurückzahlen.

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