Reiche setzen auf Immobilien und Diamanten

(c) REUTERS (SUZANNE PLUNKETT)
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Die Zahl der Ultrareichen wächst weltweit rasant. 172.850 Menschen haben ein Privatvermögen von mehr als 30 Mio. Dollar. Sie wohnen am liebsten in London und New York und geben weit mehr für Luxusgüter aus als ihre Eltern.

Wien. Wer ein Vermögen von 30Millionen Dollar oder mehr sein Eigen nennt, gilt als Ultra High Net Worth Individual (UHNWI) und zählt damit zu jener Zielgruppe, die von den Privatbanken am heißesten umworben wird. Weltweit gibt es 172.850 (siehe Grafik) solche Personen, wie aus dem „Wealth Report 2015“ des Immobilien-Beratungsunternehmens Knight Frank hervorgeht. Um 61 Prozent mehr als vor zehn Jahren. In Summe halten sie ein Vermögen von 20,8 Billionen Dollar. Noch leben die meisten in Europa und Nordamerika. In zehn Jahren dürfte Asien die Nase vorn haben.

23 Prozent ihres Vermögens stecke im Erst-, Zweit- oder Drittwohnsitz, also in Immobilien, die sie nicht als Investment halten, sondern zur Selbstnutzung, berichtet Liam Bailey von Knight Frank. Beliebtestes Domizil ist London, gefolgt von New York, das nach Schätzung der Knight-Frank-Experten in zehn Jahren auf Platz eins der liebsten Wohnorte der Reichsten liegen dürfte. Auf den Plätzen drei bis fünf finden sich die asiatischen Städte Hongkong, Singapur und Shanghai.

Luxus schlägt Geldanlage

Um eine Million Dollar erhält man derzeit 17 Quadratmeter Luxusfläche in Monaco, 20 in Hongkong und 21 in London. In Paris kann man sich um den gleichen Preis schon auf 50 Quadratmetern Luxuswohnung ausbreiten, in Moskau auf 79 Quadratmetern.

Was Luxus ist, ist von Stadt zu Stadt unterschiedlich definiert. In Wien finden sich derzeit etwa 500Immobilien mit einem Quadratmeterpreis von mehr als 8000Euro auf dem Markt, berichtet Eugen Otto von Otto Immobilien. Das ist eine Preislage, ab der sich Vermieten kaum mehr rechnet. Wer solche Immobilien kauft, will sie als Erst- oder Zweitwohnsitz nutzen.

Wien belegt im Beliebtheitsranking der Superreichen Platz 20. Zuletzt haben die Preise für Luxuswohnimmobilien aber um drei Prozent nachgegeben. Eugen Otto, Eigentümer der Otto Immobilien, führt das auf eine Beruhigung nach dem sehr starken Wachstum in den vergangenen fünf Jahren zurück. Nun würden sich die Preise auf einem international angemessenen Niveau einpendeln.

Generell sind die Reichen heutzutage eher bereit, mehr für den eigenen Luxus auszugeben. „Der Spargedanke ist dagegen ein wenig in den Hintergrund getreten“, stellt Otto fest.

Jüngere Reiche geben mehr aus

Das zeigt auch der „Wealth Report“. So meinen 66 Prozent der befragten Privatbanken, dass ihre jungen Kunden mehr für Luxusgüter ausgeben als ihre Elterngeneration, nur neun Prozent sind der gegenteiligen Ansicht. Der Rest sieht keine großen Unterschiede zwischen jungen und älteren Reichen.

Immerhin 22 Prozent sehen ein Wachstum philanthropischer Aktivitäten, also sozialen Engagements, bei ihren reichen Kunden, nur zwei Prozent meinen, dass derlei Aktivitäten nachlassen. Der Rest nimmt diesbezüglich keine Änderungen wahr. Dass die jüngeren Reichen sozial engagierter sind als ihre Eltern, glauben indes nur 45 Prozent, 55 Prozent sagen, dass das nicht der Fall sei. Nordamerika ist die einzige Region, in der die junge Generation die Älteren in Sachen Philanthropie zu übertreffen versucht.

Im Vergleich zu den UHNWI gibt es Millionäre wie Sand am Meer, nämlich 17,8 Millionen weltweit. 82.000 leben in Österreich. Sie lassen in Summe ein Vermögen von 138 Mrd. Euro von Privatbanken verwalten. Bis Jahresende sollte dieses um sieben Prozent ansteigen, schätzt man bei der Erste Bank. Der Zuwachs setzt sich zu vier bis fünf Prozent aus der Investmentperformance und zu zwei bis drei Prozent aus gespartem Einkommen zusammen. Wolfgang Traindl, Leiter des Private Banking der Erste Bank, rät derzeit am ehesten zu Euro-Unternehmensanleihen, Euro-High-Yield-Anleihen, Aktien, Gold und Immobilien. Von Staatsanleihen guter Bonität (die Rendite ist extrem niedrig) und US-Unternehmensanleihen sollte man eher die Finger lassen. Neuester Trend bei den Millionären sind übrigens Diamanten, die noch leichter zu transportieren sind als Gold.

AUF EINEN BLICK

Ultra High Net Worth Individualsnennt man vermögende Privatpersonen, die mehr als 30 Millionen Dollar ihr Eigen nennen. 172.850 davon gibt es weltweit (1460 davon leben in Österreich). Ihre Zahl hat sich in den vergangenen zehn Jahren um 61 Prozent erhöht. Noch schneller kletterte indes die Zahl der Milliardäre, nämlich um 82 Prozent auf 1844. In zehn Jahren soll es bereits 2600Milliardäre geben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.03.2015)


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