Die Österreicher sind Kartenmuffel und lieben Bares

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Würden die Österreicher häufiger mit Karten bezahlen, könnten der Volkswirtschaft Kosten in dreistelliger Millionenhöhe erspart bleiben, ergibt eine Studie von WU-Professoren.

Auch wenn die Wege eines Konsumenten zum Bankomaten oder zur Bank zur Bargeldbeschaffung sich über ein Jahr auf acht Stunden oder einen Arbeitstag summieren, halten diese Aufwendungen die Österreicher nicht ab, ihre Zahlungen zumeist mit Bargeld abzuwicklen. Bargeld ist das beliebteste Zahlungsmittel der Österreicher. Sie begleichen 89 Prozent ihrer Zahlungen damit. Das kostet die Volkswirtschaft jährlich 1,2 Mrd. Euro. "Es fehlt das Bewusstsein für die Kosten", kritisieren Experten.

Während in Österreich nur 11 Prozent des Zahlungsvolumens über Karten, im wesentlichen Bankomatkarten, erfolgen, sind es im EU-Schnitt 14 Prozent. In Finnland sind es bereits 43 Prozent, im Spitzenland Schweden sogar 56 Prozent.

Kartenzahlung deutlich günstiger

Eine Bargeldzahlung kostet pro Euro Umsatz im Schnitt 2,6 Cent, eine Kartenzahlung hingegen 0,8 Cent. Im Schnitt werden pro Barzahlung 15 Euro ausgegeben - was volkswirtschaftlich gesehen 40 Cent kostet. Das sei aber bisher in Österreich kein Thema, konkretisiert WU-Professor Guido Schäfer, Co-Autor einer von der Bankomatkartenbetreiberin Payment Services Austria finanzierte Studie. Eine verstärkte Nutzung von Karten brächte eine jährliche Einsparung von 150 bis 300 Mio. Euro, ergänzt Kollege Hanns Abele.

Beträge bis zu zehn Euro werden hierzulande fast ausschließlich cash bezahlt. Damit liegen die Österreicher grundsätzlich nicht verkehrt. Denn derzeit liegt die Grenze, ab der eine digitale Zahlung günstiger wird, bei zehn Euro. Dank moderner Technologie wie NFC (kontaktloses Zahlen mit Karte oder Handy) wird diese Kostenschwelle rasch sinken, erwarten Abele und Schäfer. In den Niederlanden seien bereits Zahlungen ab drei Euro digital günstiger als mit Münzen oder Scheinen. hängen die dadurch verursachten Kosten stark von der Höhe der Transaktion ab. Kleinbeträge sind bar günstiger, weil nur wenig Geld transportiert werden muss. Bei Kartenzahlungen hingegen sind die Kosten unabhängig von der Transaktionshöhe praktisch unveränderlich.

Ein Viertel holt Geld beim Schalter

Wie man die Kosten bewertet, hängt allerdings stark von der Bezugsgröße ab. Bargeld kostete Österreich 2013 (Referenzjahr für die Studie) 1,2 Mrd. Euro oder 0,362 Prozent des BIP, das waren 2,6 Cent Pro Euro Umsatz oder 40 Cent pro Transaktion. Für Bankomatkartenzahlungen fielen pro Transaktion mit 39 Cent praktisch die gleichen Kosten an, da aber im Schnitt wesentlich höhere Beträge so gezahlt werden (etwa 50 Euro), betrugen die Kosten pro Euro Umsatz mit 0,8 Cent weniger als ein Drittel. Nur gut ein Zehntel aller Transaktionen erfolgte digital.

Noch etwas brachte die Studie zutage: 25 Prozent der Erwachsenen heben ihr Geld auch heute noch ausschließlich am Bankschalter ab, 35 Prozent der Erwachsenen zahlen nie mit Bankomatkarte.

(APA)

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