Muss Varoufakis schon bald gehen?

LATVIA ECOFIN MEETING
LATVIA ECOFIN MEETINGAPA/EPA/VALDA KALNINA
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In Griechenland wird über eine Ablöse des erfolglosen Finanzministers spekuliert. Zudem drohen den Griechen Kontrollmaßnahmen; wöchentlich fließen 700 Millionen Euro ab.

Nach den missglückten Verhandlungen bei der Tagung der Euro-Gruppe in Lettlands Hauptstadt Riga sieht sich Griechenlands Finanzminister, Yanis Varoufakis, einer immer stärkeren Kritik in den griechischen Medien ausgesetzt. Die Athener Wochenzeitung „To Vima“ spekuliert damit, dass der Minister bald abgelöst werden könnte. Varoufakis habe „jede Glaubwürdigkeit verloren“, schrieb „To Vima“ am Sonntag.

„To Vima“ steht dem rechten Flügel der sozialdemokratischen Partei Pasok nahe. Pasok war Teil der Vorgängerregierung gewesen, musste aber bei der Wahl im Jänner schwere Verluste einstecken.

Varoufakis reagierte auf die Ablösegerüchte mit einem Statement im Kurznachrichtendienst Twitter. Darin zitierte er den ehemaligen US-amerikanischen Präsidenten Franklin Delano Roosevelt.

Indes steht Griechenlands Ministerpräsident Alexis Tsipras Regierungskreisen zufolge weiter fest hinter Finanzminister Yanis Varoufakis. Tsipras habe Varoufakis bei einem Treffen mit führenden Ministern und Beratern am Sonntag das Vertrauen ausgesprochen, sagte ein Regierungsvertreter am Montag.Dabei sei beschlossen worden, ein neues Gremium zu schaffen, das künftig unter Aufsicht von Varoufakis die politischen Gespräche mit den Geldgebern führen solle.

Kapitalverkehrskontrollen drohen

In Athen wird derweil erneut über mögliche Kapitalverkehrskontrollen spekuliert. Die Geldeinlagen der Griechen fallen nach Auskunft ihrer Banken weiter. Sollte die Europäische Zentralbank (EZB) den Geldhahn für Griechenlands Banken zudrehen, könnten auf die Griechen nach Informationen der griechischen Presse Kapitalverkehrskontrollen zukommen. Dies berichteten am Sonntag mehrere griechische Zeitungen. Die Geldeinlagen der Griechen seien um 130 Milliarden Euro gefallen. Wöchentlich fließen rund 700 Millionen Euro aus dem Bankensystem ab, berichtete die Traditionszeitung "Kathimerini" unter Berufung auf Bankenkreise.

Auch in der "Avgi", dem Parteiblatt der linken Regierung in Athen, schloss der stellvertretende Regierungschef Giannis Dragasakis "Maßnahmen" (Kapitalverkehrskontrollen - ohne das Wort zu nennen) nicht aus, wegen des Problems mit der Liquidität. EZB-Präsident Mario Draghi hatte am Freitag nach einem Treffen der Euro-Finanzminister in der lettischen Hauptstadt Riga die Lage der griechischen Banken als labil bezeichnet.

Bisher hat nur ein Euro-Land, Zypern, im März 2013 Kapitalverkehrskontrollen verhängt, um seine Bankenkrise zu überwinden. Damals waren für mehrere Tage alle Internet-Transaktionen gestoppt worden und die Banken blieben für mehrere Tage geschlossen. Die Bürger konnten höchstens 190 Euro pro Tag aus ihren Konten an den Geldautomaten nehmen. Vor rund zwei Wochen konnte Zypern alle Einschränkungen aufheben. Das Rettungsprogramm ist auf der Mittelmeerinsel auf Kurs.

(APA/dpa)

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