Salzburgs nächster Meistertitel scheint nur noch Formsache

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Salzburg eilt nach Ausrutschern der Konkurrenz dem sechsten Meistertitel in der Ära Red Bull unbeirrt entgegen.

Salzburg. Salzburg kann die Planungen für die neuerliche Meisterfeier in der Bundesliga vorantreiben. Nach einem hart erkämpften 2:1-Heimerfolg gegen die SV Ried profitierte der Titelverteidiger am Samstag vom Ausrutscher Rapids gegen Nachzügler Admira (1:1). Acht Punkte beträgt Salzburgs Vorsprung auf den ersten Verfolger nun. Dennoch ist bei den Bullen nicht alles eitel Wonne. Vor allem Sportdirektor Ralf Rangnick trat nach dem 2:1 gegen die Innviertler als Mahner in Erscheinung. Dem Deutschen, ab Sommer nur noch bei RB Leipzig am Werk, stachen erneut die Unsicherheiten in der Abwehr ins Auge. Auskunft geben musste Rangnick auch bei offenen Personalentscheidungen. Bei Salzburg kündigt sich immerhin der Abgang der nächsten Mannschaftsstütze an.

Stefan Ilsanker zieht es nach drei Saisonen bei den Salzburgern ins Ausland. Dies hat der siebenfache ÖFB-Internationale der sportlichen Führung auch bereits kommuniziert. „Er hat mir mitgeteilt, dass er bereit ist, den nächsten Schritt in eine bessere Liga machen zu wollen“, sagte Rangnick. Da Ilsankers Vertrag bei Red Bull noch bis 2018 läuft, bleibt diesbezüglich natürlich noch die Möglichkeit, konzernintern nach Leipzig zu gehen.

Für den ambitionierten deutschen Zweitligisten sei Ilsanker „ein interessanter Spieler“, meinte Rangnick. Mit dem Abgang des gebürtigen Salzburgers verliert der Klub jedenfalls den nächsten Spieler der Meistermannschaft des Vorjahres. Sadio Mané, Kevin Kampl und Alan hatten ihre Abgänge aus Österreich in den vergangenen Monaten bereits mehr oder weniger erzwungen. Auch André Ramalho wechselt im Sommer ablösefrei nach Leverkusen.

Ein bereits in Besitz von Leipzig stehender ÖFB-Internationaler dürfte indes in Salzburg bleiben. Ob Marcel Sabitzer, per Leihvertrag in der Mozartstadt tätig, für Leipzig schon interessant sei, ließ Rangnick offen. „Seine Entwicklung sehe ich positiv. Ob er für den nächsten Schritt bereit ist, muss man abwarten“, erklärte der 56-Jährige. Sicher in der österreichischen Bundesliga zu sehen sein wird kommende Saison auch Naby Keïta. Dem 20-Jährigen aus Guinea wird in Salzburg eine rosige Zukunft prophezeit. Keïta überzeugte im Frühjahr bisher vollends, schoss fünf Tore und ist im Mittelfeld nicht mehr wegzudenken.

„Die nächste Saison spielt er sicher noch hier, das tut ihm gut. Er ist ein Spieler, der brutal viel Spaß macht“, sagte Rangnick über das Talent mit Perspektive. Bei allem Lob über die Leistung der Salzburger Offensive sparte der Sportdirektor aber nicht mit Kritik an der Balance im Spiel des Tabellenführers. „1,7 Gegentore in Pflichtspielen, das ist für eine Spitzenmannschaft zu viel. Immer, wenn der Ball in unserer Hälfte war, hatte ich ein ungutes Gefühl“, kritisierte Rangnick auch die Vorstellung gegen Ried. Allein im Finish, als der Tabellensechste auf das 2:2 drängte, habe er des Öfteren auf die Uhr schauen müssen. „Das sagt alles“, meinte Rangnick.

Mit der Kritik seines Sportdirektors konfrontiert war auch Hütter. Salzburgs Trainer, selbst über die Leistung nach dem Seitenwechsel alles andere als glücklich, bezeichnete diese als berechtigt. „Die vielen Gegentore sind zu viel, das darf man kritisieren“, sagte der Vorarlberger. 39 Treffer hat Salzburg in den bisher gespielten 30 Runden hinnehmen müssen. Ligaweit liegt man damit nur auf Rang fünf. Mit 86 geschossenen Toren ist Salzburg freilich unangefochten die Torfabrik der Liga.

Rapid und Sturm schwächeln

Die beiden Salzburg-Verfolger Rapid (53 Punkte) und Sturm Graz (51) kamen am Samstagabend gegen ihre Angstgegner wieder einmal nicht über ein Unentschieden hinaus. Die Hütteldorfer mussten sich vor eigenem Publikum mit einem 1:1 und damit auch im vierten Saisonduell mit der in diesem Jahr noch immer sieglosen Admira (sechs Remis und fünf Niederlagen) mit nur einem Punkt begnügen. „Für den Aufwand, den wir betrieben haben, hat am Ende zu wenig rausgeschaut“, lautete der treffende Kommentar von Rapid-Innenverteidiger Christopher Dibon, der nach seiner Leistenoperation im Jänner und insgesamt fünfeinhalbmonatiger Bundesliga-Pause ein fehlerloses Comeback gab. Sein sichtlich enttäuschter Trainer, Zoran Barišić, stimmte ihm zu: „Wir hatten genug Chancen, um das Spiel für uns zu entscheiden.“

Daneben waren die Rapidler aber auch auf das Unparteiischen-Gespann um Schiedsrichter Robert Schörgenhofer nicht gut zu sprechen, da der Ausgleichstreffer der Admira durch Benjamin Sulimani aus Abseitsposition erzielt wurde. „Innerlich will ich nicht sagen, wie es mir geht“, übte sich Barišić in Zurückhaltung, als er auf diese Fehlentscheidung angesprochen wurde. „Soll ich ,Danke, Herr Schiedsrichter und Schiedsrichterassistent‘ sagen? Wir suchen aber in erster Linie die Fehler immer bei uns und nicht beim Schiedsrichter.“

Für Sturm schaute indes beim 4:4 in Wiener Neustadt zum dritten Mal en suite gegen das mit der Admira weiterhin punktegleiche Schlusslicht lediglich ein Zähler heraus. Dabei lagen die Steirer bereits 0:2 und 2:4 zurück, ehe in der Nachspielzeit Roman Kienast der Ausgleich glückte. „Wir müssen es schaffen, uns über 90 Minuten zu konzentrieren. Aber nach zwei K.-o.-Schlägen zurückzukommen ist auch sensationell.“ (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.04.2015)

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