Griechenland: Der Grexit macht vor dem Fußball nicht halt

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Ausländische Fußballer bangen um ihre Gehälter und verlangen, weiterhin in Euro bezahlt zu werden, sollte das Landes aus der Eurozone austreten. Unterdessen setzt sich der Niedergang des griechischen Fußballs fort.

Athen. Zahlreiche Legionäre in der griechischen Fußballliga sind über die Abwertung ihrer Verträge im Fall eines Austritts des Landes aus der Eurozone besorgt. Einer griechischen Sportzeitung zufolge seien Spielerberater bei den Super-League-Klubs vorstellig geworden, um sicherzugehen, dass die Verträge ihrer Klienten bei einem Euroausstieg nicht an Wert verlieren würden. Sie haben offenbar eine Vertragsklausel verlangt, die eine Weiterbezahlung in Euro garantieren würde. Die Profis hätten außerdem gefordert, dass ihre Gehälter in Zukunft auf Konten im Ausland überwiesen werden.

Die Zeitung berichtet außerdem, dass auch griechische Legionäre im Ausland besorgt seien. Bei einem Ausstieg ihres Heimatlandes aus der Europäischen Union würden sie nicht mehr als EU-Ausländer gelten. Deren Anzahl ist im europäischen Fußball beschränkt.

Die griechischen Klubs leiden ohnehin unter massiven Geldproblemen, Gehälter an Spieler und Angestellte werden verspätet oder gar nicht ausbezahlt. Im Januar wurde der Klub Niki Volos wegen massiver Zahlungsschwierigkeiten vom Spielbetrieb ausgeschlossen und in die zweite Liga strafversetzt. Auch der Erstligist OFI Kreta zog sich wegen finanzieller Probleme aus der Meisterschaft zurück. In vielen kleineren Klubs herrscht eine ähnlich prekäre Situation.

Randale und zwielichtige Bosse

Der griechische Fußball geriet zuletzt auch durch Skandale und Ausschreitungen in die Schlagzeilen. In der vergangenen Saison wurde der Ligabetrieb immer wieder unterbrochen. Zuletzt im März nach einem Platzsturm im Cup-Viertelfinale zwischen AEK Athen und Olympiakos Piräus. Erst kurz davor war die Meisterschaft unter Ausschluss von Zuschauern wieder aufgenommen worden. Schon im Herbst kam es zu Zwangspausen, damals hatten Unbekannte den Vizepräsidenten des Schiedsrichter-ausschusses auf offener Straße angegriffen.

Die Regierung von Ministerpräsident Alexis Tsipras wollte das Gewaltproblem endlich in den Griff bekommen. Sie fordert Videoüberwachung und ein elektronisches Ticketsystem. Auch die Fanklubs sollen in die Verantwortung genommen werden. Die Regierung wollte außerdem die Unabhängigkeit des Fußballverbandes aufheben und so bei Ausschreitungen selbst Strafen verhängen. Fifa und Uefa haben daraufhin mit dem Ausschluss aller griechischen Mannschaften aus den internationalen Bewerben gedroht.

In der Zwischenzeit streiten Vereinsbosse um Macht und finanzielle Interessen. Erst vor zwei Wochen wurde der Besitzer des Meisters Olympiakos Piräus, Vangelis Marinakis, für alle Fußballaktivitäten gesperrt. Dem einflussreichen Reeder wird vorgeworfen, Mitglied einer kriminellen Organisation zu sein und Beihilfe zu Erpressung, Bestechung und Betrug geleistet zu haben. Die Vizemeister Panathinaikos Athen und PAOK Saloniki könnten nun Beschwerde gegen eine Champions-League-Teilnahme von Olympiakos einlegen. (joe)

AUF EINEN BLICK

Die Griechenland-Krise lässt die ausländischen Fußballer im Land um ihre Gehälter fürchten. Die Spieler haben mit Blick auf den möglichen Ausstieg Griechenlands aus der Eurozone eine Vertragsklausel gefordert, die eine Weiterbezahlung in Euro garantiert.

Viele Vereine sind ohnehin in Zahlungsschwierigkeiten, in der Liga kam es zuletzt immer wieder zu Skandalen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.07.2015)

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