Urlaub: Kreditkarte reicht nicht immer aus

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Im Urlaub sind Bargeld und Plastikkarte fast immer dabei. Doch in manchen Ländern wird keine Kreditkarte akzeptiert, und auch Geldtransaktionen im Ausland können teurer kommen als man glaubt.

Wien. Ab in den Süden und der Sonne hinterher, heißt es für viele Österreicher im Sommer. Der Berg Papier muss die drei Wochen auf dem Schreibtisch ausharren, mitgenommen wird die fertig gepackte Badetasche. Viele vergessen über die Vorfreude auf den wohlverdienten Ferienstart jedoch die nötigen Vorbereitungen und tappen in die eine oder andere Geldfalle. Vor allem in instabilen Ländern wie Griechenland kann es passieren, dass die Plastikkarte oft nicht nützlich ist.

In Landeswährung bezahlen

Meist ist man gut beraten, Geld im Heimatland zu wechseln. Der Grund dafür ist laut Manfred Bartalszky, Leiter Produktmanagement der Erste Bank, dass Wechselstuben in den Urlaubsdestinationen oftmals einen schlechteren Kurs und hohe Spesen verrechnen. Ebenso sollte man bei Zahlungen mittels Bankomat- oder Kreditkarte in Nicht-Euro-Ländern aufpassen. „Hier unbedingt drauf achten, dass man in der Landeswährung bezahlt“, rät Bartalszky. „Wird in Euro bezahlt, erhält man in jedem Fall eine schlechtere Kursabrechnung.“ Hebt man im Ausland Geld ab, bieten manche Bankomatbetreiber an, in Euro abzurechnen. Diese Variante kann jedoch sehr teuer sein, da man mit Umrechnungsaufschlägen von bis zu sechs Prozent rechnen muss.

In einigen Ländern werden Kreditkarten stark bevorzugt. Auf kleinen Inseln etwa kann man zwar cash zahlen, die Plastikkarte ist aber weitaus beliebter. Beim Mieten eines Autos oder in einem Geschäft wird ausdrücklich nach einer Kreditkarte gefragt. Wichtig ist, den PIN-Code zu kennen: Er wird häufig bei der Bezahlung verlangt, und man braucht ihn auch, um mit der Kreditkarte Geld zu beheben. Das ist in Ländern wichtig, in denen die Bankomatkarte nicht akzeptiert wird. So man keinen Code hat, sollte man ihn bei der zuständigen Bank beantragen.

Das Tageslimit der Kreditkarte lässt sich ebenfalls ändern. Viele Banken legen das Limit für Behebungen im Ausland automatisch auf 100 oder 200 Euro pro Tag fest, sodass im Falle eines Diebstahls nicht mehr Geld auf einmal abgehoben werden kann. Wer vorhat, an einem Tag mehr abzuheben, als das Limit vorsieht, sollte vor dem Urlaub zu seiner Bank gehen.

Die Funktion Geo-Control sollte im Ausland übrigens deaktiviert werden, da sie sonst den Bargeldbezug behindern kann. An sich ist das eine nützliche Funktion, die Bankomatkarten in Regionen außerhalb Europas vor „Skimming“ bewahrt. Darunter versteht man das Kopieren und Speichern von Magnetstreifen und PIN-Codes an manipulierten Bankomaten, mit denen dann außerhalb Europas Bargeldbezüge getätigt werden.

Es gibt jedoch auch Länder, in denen man mit einer Kreditkarte nicht weit kommt. In den ärmeren Ländern Afrikas wie etwa Niger oder dem Kongo ist die Technologie noch nicht so weit fortgeschritten, dass man dort per Einzahlung bezahlen oder an Bankomaten, die es dort (noch) nicht gibt, Geld abheben könnte. „Ohne Bargeld in der Tasche ist man hilflos“, sagt ein Mitarbeiter von Netcapital, der diese Erfahrung selbst gemacht hat. Da ist es von Vorteil, ausreichend Bargeld im Gepäck zu haben. Aber auch im Iran oder Burma nützt die Kreditkarte wenig.

Auch Travellerschecks sind keine Alternative. Waren sie vor rund 50 Jahren noch ein weit verbreitetes Mittel, das von American Express vertrieben wurde, so sind sie heutzutage fast gar nicht mehr in Umlauf. Ein Grund dafür, dass sie auch nicht mehr akzeptiert werden. Außerdem ist den meisten Menschen der Umgang mit ihnen nicht mehr bekannt. In Deutschland wird der Vertrieb übrigens Ende 2015 gänzlich eingestellt.

Reisende dürfen mehr abheben

Weitere Ratschläge bieten eigens entwickelte Apps für Smartphones. So bietet etwa die Erste Bank eine „Wechselstuben-App“ an. Mit dieser können unterwegs Wechselkurse und Reiseinformationen zum jeweiligen Reiseziel abgefragt werden. Eine weitere App heißt „CardControl“. Mit dieser App kann man Limits von Bankomat- und Kreditkarten von unterwegs aus ändern und einzelne Funktionen aktivieren oder deaktivieren.

Was Sie beachten sollten bei . . . Reisen

Übrigens: In Griechenland sind Touristen von den Abbuchungslimits an Bankomaten nicht betroffen. Wenn der Bankomat die gewünschte Menge besitzt, können sie weit mehr als 60 Euro abheben.Griechenland-Touristen wird dieser Tage geraten, viel Bargeld mitzunehmen. Doch auch Reisende in andere Länder sollten sich vorher informieren, wie sie im Urlaubsland bezahlen können.

Tipp 1

Zu Hause wechseln. Wer an seinem Urlaubsort in einem Nicht-Euro-Land bar bezahlen will, sollte besser schon zu Hause Geld wechseln. Wechselstuben im Ausland bieten oft einen ungünstigen Wechselkurs an. Auch in Hotels kann man Geld wechseln, aber meist ebenfalls zu einem ungünstigeren Kurs. Außerdem werden oft hohe Spesen verrechnet.

Tipp 2

Genügend Bargeld. Nicht überall werden Kreditkarten akzeptiert. In ärmeren Ländern wie Regionen in Afrika gibt es keine Bankomaten oder sie sind mit europäischen Karten nicht kompatibel wie in Iran. Auch kann es vorkommen, dass Bankomaten in instabilen Ländern wie Griechenland nicht die gewünschte Geldmenge vorrätig haben.

Tipp 3

Kreditkarte mit Code. Will man im Ausland mit der Plastikkarte bezahlen, wird zur Bestätigung des Vorgangs wie hierzulande nach einem PIN-Code gefragt. Auch bei Bargeldbezügen per Kreditkarte muss ein Code eingegeben werden. Wer sich allerdings nicht mehr an diesen erinnert, kann sich bei der Bank ohne Probleme einen neuen holen.

Tipp 4

Tageslimit ändern. Grundsätzlich gibt es bei vielen Banken ein Tageslimit für Behebungen mit Kreditkarten im Ausland, damit im Fall eines Diebstahls nicht mehr behoben werden kann, als das Limit vorsieht. Wer also vorhat, an einem Tag mehr abzuheben, als die Beschränkung zulässt, sollte sein Tageslimit vorher bei der eigenen Bank ändern lassen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.07.2015)


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