Finanzbildung beginnt zu Hause

Kind mit Geld - Child with money
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Kinder kommen zwar auch in der Schule mit dem Thema Geld in Berührung. Doch den richtigen Umgang damit lernen sie im Elternhaus. Das scheint auch essenziell für ihre Zukunft zu sein.

Wien. Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. Es ist zwar nur eine Redensart, aber wie so oft steckt auch ein Fünkchen Wahrheit in ihr.

Die Erziehung der Eltern kann in vielerlei Dingen ausschlaggebend sein. Auf das Finanzverhalten dürfte sie jedenfalls entscheidenden Einfluss nehmen. Das geht aus einer Studie zum Thema Finanzverhalten des DIW Berlin hervor. Die Studienautoren kommen zu dem Ergebnis, dass Erwachsene oft bessere Finanzentscheidungen treffen, wenn sie schon in ihrer Kindheit durch den richtigen Umgang mit Geld geprägt wurden.

Spätere Finanztrainings beeinflussen das Verhalten der Protagonisten indes weniger. „Auch wenn gezielte Bildungsmaßnahmen grundsätzlich ein sinnvoller Weg zu sein scheinen, hat die Evaluierung solcher Maßnahmen enttäuschende Ergebnisse gebracht“, schreiben die Autoren. Die lang anhaltenden Effekte seien eher gering, je länger sie zurückliegen, desto eher würden sie in Vergessenheit geraten.

Entscheidend dürfte vielmehr sein, ob Eltern ihre Kinder zum Sparen anhalten und ihren Budgetieren beibringen, so Studienautorin Antonia Grohmann. Komplexe oder vertiefte Kenntnisse seien dabei nicht einmal vonnöten.

Zwar gebe es auf diesem Feld sicher noch viel Raum für weitere Studien, so Grohmann. Wichtig sei aber vor allem, dass sich Eltern und Kinder gemeinsam früh mit dem Thema Geld auseinandersetzen. „Es gibt Studien, die zeigen, je eher Kinder an gutes Finanzverhalten herangeführt werden, desto besser ist es“, sagt Grohmann.

Auch am Institut für Wirtschaftspädagogik der WU Wien hat man sich mit dem Thema Finanzbildung bereits eingehend beschäftigt. Aus der Unterrichtsforschung wisse man, so Institutsleiter Josef Aff, dass der Lernertrag von Kindern zur Hälfte durch das soziale Umfeld der Familie bestimmt wird. Der Beitrag des Unterrichts zum Wissen der Schüler liegt dagegen bei maximal 40 Prozent. „Das bedeutet, dass gerade bei der Finanzbildung die Erziehung der Eltern elementar ist“, erklärt Aff. Vor allem das Aufzeigen von Grenzen sei dabei von großer Wichtigkeit– insbesondere für wohlhabende Eltern.

Denn gerade diesen kann es schwerfallen, ihren Kindern den sorgsamen Umgang mit Geld beizubringen. Daher sei es wichtig, so Aff, dass Erwachsene ihrem Nachwuchs bewusst machen, „dass der Umgang mit Geld eine ethische Dimension“ habe und daher ein gewisses Maß an Demut angebracht sei.

Doch wann sollte man mit der Finanzbildung seiner Kinder beginnen? Kleinkinder haben noch keinen Begriff von Mengen, daher hat es wenig Sinn, sie mit dem Thema zu konfrontieren. Ein Einstieg im Volksschulalter sei jedoch zu begrüßen, ergänzt Affs Kollegin Bettina Fuhrmann. Mit der Finanzbildung könne man etwa an der Supermarktkassa beginnen. Beispielsweise, indem man Kindern erkläre, dass sie für den Preis von drei Kinderzeitschriften bereits ein größeres Spielzeug erwerben können.

Rechnen als wichtiger Faktor

Aber auch die Schule kann die Finanzbildung eines jeden Einzelnen beeinflussen. Demnach streuen jene, die in ihrer Schulzeit das Fach Wirtschaft absolvieren mussten, ihre Anlageformen breiter als jene, die keinen dahingehenden Unterricht genossen haben, schreibt das DIW. „Menschen mit einer qualitativ besseren Schulbildung haben ein um durchschnittlich 23 Prozent breiter gestreutes Finanzportfolio“, wie es heißt. Wie gut jemand rechnen kann, wirkt sich ebenfalls auf seine finanziellen Entscheidungen aus. Nicht zuletzt deswegen appelliert das DIW auch an Schulen, Kindern dahingehend bessere Fertigkeiten zu vermitteln.

Der Bildungshintergrund der Eltern dürfte hingegen, so das DIW, keinen direkten Einfluss auf das Finanzverhalten der Kinder haben.

Was Sie beachten sollten bei... Finanzbildung

Tipp 1

Taschengeld I. Durch die Gabe von Taschengeld können Kinder den Umgang mit Geld erlernen. Eltern sollten ihren Kindern Taschengeld regelmäßig und an fix vereinbarten Tagen überreichen. Bei Teenagern kann man versuchen, die Auszahlung auf monatliche Intervalle umzustellen. Kommen Kinder mit dem Geld nicht aus, sollte man keines nachschießen.

Tipp 2

Taschengeld II. Experten zufolge sollten Kinder über ihr Erspartes frei verfügen können. Das schließt aber nicht aus, dass Eltern mit ihren Kindern im Vorfeld gewisse Regularien vereinbaren (etwa keine Gewaltspiele). Im Idealfall halten sich die Kinder an die Vorgaben der Eltern, weil bestimmte Normen ohnehin Teil des Familienalltags sind.

Tipp 3

Wohlhabend. Wohlhabende Eltern haben es mitunter schwerer, ihren Kindern zu vermitteln, dass man sich nicht alles leisten kann und Prioritäten setzen muss. WU-Professor Aff rät gut betuchten Eltern, ihren Kindern zu vermitteln, dass der Besitz von Geld ein Privileg darstellt, das nicht jeder hat, und dass daher ein verantwortungsvoller Umgang angebracht ist.

Tipp 4

Reden. Man kann seinen Kindern schon in jungen Jahren vermitteln, dass nur eine bestimmte Menge an Geld für gewisse Produkte ausgegeben werden kann. Darüber zu reden ist sinnvoll, weil nur auf diese Weise ein Bezug zum Thema hergestellt werden kann. Kindern sollte man erklären, dass Geld (meistens) erst erarbeitet werden muss.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.07.2015)


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