Sieben Monate nach seiner Krebsdiagnose gelingt Philipp Hosiner gleich im ersten Einsatz für Peter Stögers Köln das erste Bundesliga-Tor. Wolfsburg verkauft De Bruyne und Perišić, dafür kommen Dante und Draxler.
Köln. Rheinenergie-Stadion, 50.000 Zuschauer, 76. Minute: Philipp Hosiner verwandelt eine Flanke per Aufsetzer zum 1:1-Ausgleich des 1. FC Köln gegen den Hamburger SV. Erst zehn Minuten zuvor war Hosiner eingewechselt worden. Sein Tor beim Bundesliga-Debüt gab der Partie die Wende, die Kölner von Peter Stöger siegten 2:1.
Unter Stöger schoss Hosiner die Austria 2013 mit 32 Toren zum Titel. Der Kölner Erfolgstrainer ließ den 26-Jährigen nie aus den Augen und wollte ihn schon im Winter für den Bundesliga-Aufsteiger verpflichten. Doch damals fiel Hosiner überraschend durch den obligatorischen Medizincheck, Diagnose Nierentumor. „Die Ärzte in Köln haben mir wahrscheinlich das Leben gerettet“, sagte Hosiner später. Der zwei Kilogramm schwere Tumor wurde entfernt, für Hosiner begann ein harter Kampf um seine Gesundheit – mit glücklichem Ende. Er arbeitete sich zurück, und Stöger holte ihn im Sommer doch noch vom französischen Erstligisten Stade Rennes nach Köln.
Und so gab Hosiner nur sieben Monate nach seiner Operation sein Bundesliga-Debüt inklusive wichtigen Ausgleichstreffers. „Das ist eine Wahnsinnssache“, meinte Hosiner. In gewisser Weise könne er nun „mit der ganzen Geschichte abschließen“.
Der Kölner Sieg, der den besten Saisonstart seit 1996 bedeutet, kam glücklich zustande. Der Siegtreffer fiel aus einem Elfmeter, den auch Stöger „nicht gegeben hätte“. Die hollywoodreife Episode um Hosiner „wird jetzt eine Riesengeschichte“, meinte Stöger. „Wir fangen den Philipp am Montag dann wieder ein.“
Standortnachteil Wolfsburg
Der FC Bayern, der seine Rolle als Titelfavorit mit einem 3:0 gegen Leverkusen bestätigte, vermeldete den Abgang von Dante, 31, nach Wolfsburg. Der brasilianische Abwehrroutinier unterschrieb für drei Jahre, die Ablöse beträgt 4,5 Millionen Euro. „Dante wollte einfach die Chance haben, regelmäßig zu spielen. Wir wollten ihm diesen Wunsch nicht verwehren“, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. In der Innenverteidigung der Bayern war die Konkurrenz mit Boateng, Benatia, Badstuber, Martínez und zuletzt auch Xabi Alonso zu groß geworden. Gegen Leverkusen durfte es kurzfristig sogar David Alaba versuchen.
Wolfsburg muss seinen Kader bis Ende der Transferzeit heute Abend an entscheidenden Stellen umbauen. Torjäger Kevin De Bruyne hat den Medizincheck bei Manchester City überstanden und steht für kolportierte 75 Millionen Euro vor der Rückkehr nach England. Ivan Perišić, der mit De Bruyne vergangene Saison 43 Tore erzielte, wechselt für 20 Millionen Euro zu Inter Mailand. Die beiden Abgänge zeigen, dass Wolfsburg für begehrte Fußballprofis weiterhin unattraktiv bleibt, obwohl der Vizemeister und Pokalsieger in der Champions League spielt sowie mit dem Volkswagen-Konzern im Rücken glänzende Aussichten hat.
Knapp 100 Millionen Euro reicher, gingen die Wolfsburger also auf Shoppingtour. Nationalspieler Julian Draxler soll De Bruyne ersetzen, der 21-Jährige trat laut „Bild“ noch am Sonntag zum Medizincheck an, offiziell wird der Wechsel wohl heute verkündet. „Ich schließe gar nichts aus“, hatte Wolfsburg-Manager Klaus Allofs noch nach dem 3:0 im direkten Duell gegen Schalke gesagt. Draxler wurde zuletzt mit Juventus Turin in Verbindung gebracht, die Italiener boten 25 Millionen Euro plus Bonuszahlungen. Wolfsburg soll 35 Millionen Euro hinblättern. Nach diesem Ausverkauf war Draxler doch ein „Schnäppchen“. (joe)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.08.2015)
