"Ein Salzstangerl, bitte!" "Zwei?"

Clemens Fabry
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Hinter so manchem Verhörer steckt der plumpe Versuch, mehr zu verkaufen, als man haben will.

Die Darfssonstnochwasseinisierung an der Supermarkttheke ist ja hinlänglich bekannt, so wie auch das legendäre „Apfeltasche dazu“ beim Hamburgerbrater oder das „passende Pflegemittel dazu“ im Schuhgeschäft (bestimmt braucht jeder Schuh ein eigenes Spray) beim Kontakt. Doch gelegentlich geht der aktive Zusatzverkauf seltsame Wege. Auf „Ein Salzstangerl, bitte“ folgt dann „Zwei?“ Gut, eins und zwei klingen schon recht ähnlich, das kann man im Trubel schon einmal falsch verstehen. Doch wenn dieser Dialog in schöner Regelmäßigkeit immer wieder geführt wird, ist die These des Verhörers nicht mehr haltbar. Dann wird es wohl eine Form des aktiven Zusatzverkaufs sein. Und immerhin eine nicht ganz so plumpe wie „23 dag okay?“, wenn man gerade 10 dag Extra bestellt hat. Vor allem an Fischtheken erreicht die Darfseinbisserlmehrisierung schnell die 100 Prozent – und sogar noch ein bisschen mehr.

Aber wer weiß, vielleicht greift diese Mentalität ja auch noch auf andere Branchen über. Wer sich etwa in einen Zug der ÖBB nach Rekawinkel setzt, bekommt das Angebot „Darf's ein bisschen weiter sein?“ und wird gleich bis nach Neulengbach gebracht. Einen Anruf bei den Eltern daheim im Wienerwald leitet die Telekom zu einem Teilnehmer in Amstetten weiter. Und in das Auto mit 35-Liter-Tank füllen wir gleich 40 Liter ein. Vielleicht wäre es hilfreich, als Kunde den Spieß umzudrehen. Bei der Kassa legt man freundlich grinsend den nächstgrößeren Geldschein hin, sagt „Darf es ein bisschen mehr sein?“ und zieht von dannen. Klatscht den Wurstverkäufer nach der Bestellung mit „Zugabe“-Rufen ein. Und trällert „I want more“ von den Sisters of Mercy beim Bäckereibesuch. Möglicherweise würde sich damit der Drang zum aktiven Zusatzverkauf verringern. Aber zugegeben, das wäre ähnlich absurd, als würde man eine Kolumne länger schreiben, als auf der Seite überhaupt Platz

E-Mails an:erich.kocina@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.08.2015)

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