Finanzen: Österreicher setzen auf mehr Risiko

(c) APA/BARBARA GINDL
  • Drucken

Weil Sparbücher ein Verlustgeschäft sind, kaufen immer mehr Österreicher Investmentfonds. Laut FMA-Angaben kletterte das Fondsvolumen auf 165,8 Milliarden Euro.

Wien. Die Österreicher sind bei Geldanlagen normalerweise konservativ. Doch das ändert sich langsam. Denn die Sparbuch-Zinsen sind so niedrig wie noch nie. Berücksichtigt man die Inflationsrate und die Kapitalertragsteuer, ist Sparen ein Verlustgeschäft.

Daher kaufen immer mehr Österreicher Investmentfonds. Im Vorjahr kletterte das Fondsvolumen auf 165,8 Milliarden Euro. Das sagten die Vorstände der Finanzmarktaufsicht, Helmut Ettl und Klaus Kumpfmüller, am Dienstag im Klub der Wirtschaftspublizisten. Damit wurde fast das Niveau vor der Finanzkrise erreicht. Nur 2006 war das Fondsvolumen mit 168,9 Milliarden Euro größer. Zum Vergleich: Das Volumen der gesicherten Spareinlagen liegt in Österreich bei 200 Milliarden Euro.

Auch Banken forcieren Fonds

Auch die Banken forcieren Investmentfonds, weil sie damit mehr verdienen als mit einem Sparbuch. Kunden müssen im Regelfall zu Beginn einen Ausgabeaufschlag zahlen. Hinzu kommt eine jährliche Managementgebühr. Viele österreichische Fondsgesellschaften gehören Banken oder Versicherungen. Auch drängen immer mehr ausländische Fondsgesellschaften nach Österreich. So ist die Zahl der ausländischen Fonds, die in Österreich verkauft werden, in den vergangenen Jahren von 5000 auf 7000 gestiegen. Bei Investmentfonds winken höhere Renditen, allerdings ist auch das Risiko höher.

Dies wurde vor allem zu Beginn der Finanzkrise deutlich. Als von 2007 bis 2008 die Börsen weltweit abstürzten, mussten auch die Inhaber von Fonds erhebliche Verluste hinnehmen. Damals sank das Fondsvolumen in Österreich von 165 Milliarden Euro auf 127,8 Milliarden Euro.

Wer einen Fonds kaufen will, sollte aufpassen. Untersuchungen in Deutschland haben gezeigt, dass die Banken ihren Kunden meist Fonds ihrer hauseigenen Gesellschaft verkaufen. Doch diese schneiden bei der Performance nicht immer gut ab.

So sagte jüngst ein Morningstar-Analyst, der Fonds bewertet, zur „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“: „Hat eine Gesellschaft einen exklusiven Vertriebskanal, ist sie nicht so stark gezwungen, auf die Qualität ihrer Fonds zu achten.“

Außerdem haben jene Anleger, die im Vorjahr erstmals Fonds gekauft haben, keinen guten Zeitpunkt erwischt. Denn im Zuge der Turbulenzen in China gab es auch an vielen europäischen Börsen seit Jahresbeginn starke Verluste.

Zu den Sparpaketen bei Österreichs Banken meinten die FMA-Vorstände Kumpfmüller und Ettl, die Institute hätten hier „noch Spielraum“. Denn eine Kennzahl für die Effizienz eines Unternehmens ist die sogenannte Cost-Income-Ratio (Aufwand-Ertrag-Relation). Österreichs Banken haben hier einen Wert von über 60 Prozent. In anderen Ländern sind es dagegen 50 Prozent. Außerdem betonten Kumpfmüller und Ettl, dass die österreichischen Bankgebühren im europäischen Vergleich niedrig seien. Nicht einmischen wollen sich die FMA-Chefs in die Verhandlungen zwischen den Banken und dem Finanzministerium über eine Reduktion der Bankensteuer.

Faktum ist aber, dass die Banken heuer so viel an Abgaben zahlen müssen wie noch nie. Die österreichische Bankensteuer macht rund 640 Millionen Euro aus. Weitere 198 Millionen Euro sind für den europäischen Abwicklungsfonds für Pleitebanken notwendig. Hinzu kommen rund 174 Millionen Euro für den Einlagensicherungsfonds. Dann zahlen die Banken noch 37 Millionen Euro für den Betrieb der Finanzmarktaufsicht. Das ergibt in Summe Belastungen von über einer Milliarde Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.01.2016)


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.