Das urplötzliche Gold-Comeback

Der Goldpreis stieg am Donnerstag um mehr als fünf Prozent.
Der Goldpreis stieg am Donnerstag um mehr als fünf Prozent.(c) REUTERS (DANIEL MUNOZ)
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Nach einer starken Woche ist Gold gegenüber Öl so wertvoll wie seit 1892 nicht. Auch der Dollarpreis bewegt sich manchen Analysten zufolge in Richtung eines neuen Bullenmarktes.

Wien. Jahrelang war das Edelmetall Gold das „hässliche Entlein“ unter den Anlageklassen, seit der Preis im Jahr 2011 einen Höchststand von mehr als 1920 Dollar pro Unze erreicht und dann zur Talfahrt angesetzt hat. Aber jetzt ist plötzlich alles anders. Am Donnerstag konnte der Goldpreis um mehr als fünf Prozent zulegen und stand zeitweise bei 1260 Dollar. Zwar kam es am Freitag zu Gewinnmitnahmen (der Preis fiel auf 1240 Dollar), aber trotzdem ist unter Analysten schon von einem neuen Bullenmarkt die Rede.

Weil der Ölpreis weiter extrem schwach ist, hat Gold gegenüber Öl sogar seinen historischen Höchststand erreicht. Noch nie konnte man mit einer Unze Gold mehr Barrel Öl kaufen (mehr als 40). Laut Analysten der Deutschen Bank ist Gold in Öl gemessen jetzt wertvoller als im Jahr 1892, als der letzte Rekord aufgestellt wurde.

Gartman rät zur Ruhe

Auch der bekannte Milliardär Mark Cuban, bekannt als Besitzer des Basketballteams Dallas Mavericks, wettet inzwischen auf Gold. „Ich glaube, viele Leute sind sehr verwirrt über die Märkte derzeit. Niemand versteht wirklich, was gerade passiert – mich eingeschlossen. Wenn Händler nicht wissen, was sie tun sollen, dann gehen sie dorthin, wo alle anderen sind, ins Gold“, sagte Cuban dem Fernsehsender CNBC. Analyst Dennis Gartman warnte am Freitag aber vor zu großer Euphorie und riet, mit dem Einstieg in das gelbe Metall zu warten, bis der Preis wieder bei 1225 Dollar steht. Langfristig sei Gold aber ein gutes Investment.

Manche, so wie der Fondsmanager Jeff Gundlach, gehen von einem Anstieg auf 1400 Dollar noch in diesem Jahr aus. Die Geldpolitik sei nicht hilfreich, negative Zinsen würden nicht funktionieren und die Marktteilnehmer hätten inzwischen ihr Vertrauen in die Zentralbanken verloren, so Gundlach. Dabei sind es ausgerechnet diese Zentralbanken, die auch im Goldmarkt eine wichtige Rolle spielen. Als Sektor kaufen sie seit inzwischen sechs Jahren Gold zu, entziehen dem Markt also physisches Metall. Allein im vierten Quartal 2015 haben die Zentralbank-Käufe um 25 Prozent zugelegt, wie Daten des World Gold Council zeigen. Unter dem Strich lagen die Goldkäufe der Notenbanken im Jahr 2015 bei 588,4 Tonnen, also etwa auf dem Niveau des Vorjahres. Die größten Kunden an den Goldmärkten sind Russland und China, die ihre Reserven inzwischen jeden Monat aufstocken.

China allein hat im zweiten Halbjahr 103 Tonnen gekauft und steht nun bei insgesamt mehr als 1700 Tonnen. Zum Vergleich: Österreich hat 280 Tonnen, die Eurozone insgesamt etwas mehr als 10.000 Tonnen, und die USA haben 8000 Tonnen. Die westlichen Zentralbanken kaufen nicht mehr zu, weil sie verglichen mit ihren Währungsreserven schon relativ viel Gold halten.

Nachfrage stabil

Insgesamt ist die Goldnachfrage 2015 im Vergleich zu 2014 stabil geblieben, so das World Gold Council. Über alle Sektoren (Schmuck, Investment, Zentralbanken) wurden 4212 Tonnen Gold gekauft, rund 850 Tonnen davon von Konsumenten in Indien – und mehr als 1050 Tonnen von Chinesen, die im vergangenen Jahr mit der starken Abwertung ihrer Landeswährung zu kämpfen hatten. Die Deutschen haben 124 Tonnen Gold gekauft, die Österreicher rund zwölf Tonnen. Das Angebot an physischem Gold ist indes leicht gesunken: um vier Prozent. Anders als Investoren in „Papiergold“-Produkte wie Exchange Traded Funds (ETF) und Ähnliches halten die Käufer von physischem Gold das Metall meist über einen sehr langen Zeitraum.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.02.2016)

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