Sparverhalten: Österreicher scheuen Risiko

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Trotz extrem niedriger Zinsen bunkern die heimischen Haushalte ihr Geld überwiegend auf Sparbüchern.

Wien. In wenigen Tagen ist Weltspartag. Interessiert das überhaupt noch jemanden angesichts des rekordverdächtigen Niedrigzinsniveaus? Die Antwort lautet überraschenderweise ja. Die Österreicher sparen zwar deutlich weniger als im langjährigen Durchschnitt – die Sparquote ist seit 2010 von rund zehn auf nunmehr rund 7,8 Prozent gefallen. Das liegt, wie die jüngste Studie der Nationalbank zum Finanzverhalten der privaten Haushalte zeigt, aber nicht so sehr an den geringen Renditeaussichten. Vielmehr bleibt den Österreichern nicht mehr so viel Geld im Börsel, denn die verfügbaren Einkommen sind real gar nicht gewachsen.

„Pro Person werden im Schnitt monatlich 150 Euro zurückgelegt“, sagte der Chefstatistiker der Oesterreichischen Nationalbank, Johannes Turner, am Montag. Insgesamt haben die Haushalte 610 Mrd. Euro an Finanzmitteln auf der hohen Kante, das sind nominell um 16 Prozent mehr als 2010. Real beträgt der Zuwachs allerdings nur fünf Prozent. Statistisch gesehen bedeutet das ein Pro-Kopf-Geldvermögen von rund 70.000 Euro. Vor zehn Jahren lag es bei nur 44.351 Euro.

Neueste Zahlen zur Verteilung des Vermögens lässt die OeNB gerade erheben. Viel an den bisherigen Ergebnissen, wonach rund die Hälfte der österreichischen Haushalte aufgrund der ungleichen Verteilung nur einen geringen Anteil an diesem Geldpolster besitzt, dürfte sich aber nicht geändert haben, meinte Turner.

Höherer Ertrag mit Immobilien

Mehr Rendite brachten Immobilien: Deren Wert erhöhte sich binnen fünf Jahren um 31 Prozent auf 781 Mrd. Euro. Bei einer Inflation von elf Prozent seit dem Jahr 2010 betrug die Wertsteigerung von Immobilien damit noch immer 20 Prozent. Viele Wohnungen oder Häuser wurden fremdfinanziert, nämlich jeder sechste dafür bezahlte Euro. Dementsprechend wuchs das Volumen der Wohnbaukredite um 21 Prozent auf 125 Mrd. Euro.

Zurück zum Geldvermögen: Von den 610 Mrd. Euro an Geldvermögen sind 230 Mrd. Euro auf Sparkonten bzw. als Einlagen gebunkert. Nicht weniger als 22 Mrd. Euro haben die Österreicher in bar, 111 Mrd. entfallen auf Lebensversicherungen. Trotz der aktuellen Verzinsung von 0,17 Prozent hat sich der Trend zum Sparbuch sogar noch verstärkt. Der Großteil des neu veranlagten Geldes, nämlich 48 von 54 Mrd. Euro, wurden als täglich fällige Einlage hinterlegt. Gleichzeitig haben die Österreicher seitdem ihre gebundenen Geldeinlagen um 23 Mrd. Euro reduziert.

„Liquidität ist scheinbar wichtiger als Ertrag“, meinte Turner und verwies darauf, dass die Österreicher generell „risikoavers“ seien. Das traditionelle Denken erklärt, warum das Gros der Bevölkerung nach wie vor einen Bogen um Wertpapiere macht, obwohl nur sie nennenswerte Erträge brächten – im Schnitt drei Prozent.

Wenn überhaupt, wird in Fonds oder Anleihen investiert. Nur fünf Prozent der Haushalte halten Aktien, vor allem ausländischer Unternehmen – die Größenordnung entspricht jener des Bargeldbestands. (eid)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.10.2016)

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