Die Pensionslücke lässt sich verkleinern

(c) Bloomberg (Chris Ratcliffe)
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Zahlungen aus der gesetzlichen Pensionsversicherung wird es zwar noch in 30 Jahren geben. Wie hoch diese ausfallen werden, kann heute aber niemand sagen.

Wien. 1023 Euro im Monat. Besonders viel ist das nicht. Österreichische Pensionisten mussten sich 2012 im Schnitt aber genau damit begnügen. Denn mehr hat die gesetzliche Pensionsversicherung nicht zu bieten.

Dabei geht es den Pensionisten heute noch vergleichsweise gut. In 30, 40 oder 50 Jahren dürfte die Lage schon etwas anders aussehen. Politiker betonen zwar gern, dass die staatliche Rente auch in Zukunft nicht gefährdet sei. Wie hoch die Pensionszahlungen ausfallen werden, kann und will aber keiner beantworten. Eines dürfte jedoch klar sein: Die Lücke zwischen staatlicher Pension und dem zuletzt bezogenen Gehalt wird wohl keinesfalls kleiner werden.

Die meisten schieben das Thema Pension und Vorsorge jedoch ohnedies auf die lange Bank. Nun wird man damit aber zwangsläufig konfrontiert. Die Pensionsversicherungsanstalt ist schließlich gerade dabei, Kontogutschriften an alle ab 1955 Geborenen zu versenden. Der Papierbeleg dürfte bei vielen (vor allem bei jenen, die kurz vor der Pension stehen) für Ernüchterung gesorgt haben.

Doch wie kann man der Pensionslücke den Kampf ansagen?

Von Versicherungen stark beworben wird die prämienbegünstigte Zukunftsvorsorge. Der Gesetzgeber hat das Produkt im Vorjahr verändert und eine niedrigere Aktienquote zugelassen. Für unter 50-Jährige liegt diese nunmehr zwischen 15 bis 60 Prozent, für über 50-Jährige bei fünf bis 50 Prozent.

Kündigung kostet viel

Der Vorteil des Produkts liegt darin, dass während der Ansparphase keine Kapitalertrags- oder Versicherungssteuer anfällt. Einer der großen Nachteile besteht in der zehnjährigen Bindung. Kündigt man den Vertrag vorzeitig auf, sind hohe Abschlagszahlungen fällig. Lässt man ihn weiterlaufen, bekommt man das Geld schließlich verrentet ausbezahlt. Wenn man das Langlebigkeitsrisiko abdecken will, kann das Produkt durchaus sinnvoll sein, sagt Erste-Privatkundenchef Wolfgang Traindl. Denn die Pension aus dieser Vorsorge erhält man bis zum Lebensende. Lebt jemand länger als statistisch angenommen, kann sich das Produkt also auszahlen.

Will man hingegen Geld ansparen, sind Aktieninvestments über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren wesentlich attraktiver, sagt Traindl. Abgesehen davon ist es möglich, einen Wertpapiersparplan jederzeit aufzulösen. „Ich kann tun, was ich will, und bin nicht gebunden“, sagt Traindl. Beim Verkauf der Aktien fällt aber eine Kapitalertragssteuer von 25 Prozent an. Zum Pensionsantritt kann das Geld aus dem Sparplan auch in eine Lebensversicherung gesteckt und in Form einer lebenslangen Rente ausbezahlt werden.

Auch Susanne Höllinger, Chefin der Kathrein Privatbank, kann Kapitalsparplänen etwas abgewinnen. Dass auf ein Depot laufend zugegriffen werden kann, ist zwar dessen größter Vorteil, kann aber auch zum psychologischen Nachteil gereichen. Da das Geld stets griffbereit ist, lässt sich im Ernstfall darauf zugreifen. Bei einer Versicherung geht das nur mit teuren Abschlägen. „Hier ist das Geld weggesperrt“, sagt Höllinger.

Sein Vermögen sollte man daher auf verschiedene Produkte in Abhängigkeit von Lebenszielen verteilen, so Höllinger. Die Expertin empfiehlt zudem, laufende Indexanpassung bei Sparbeträgen zu berücksichtigen.

Einzelne Risken absichern

Für Reinhold Baudisch vom Internet-Vergleichsportal durchblicker.at ist es problematisch, sich bereits in jungen Jahren an ein Produkt zu binden, das alles vereint. Eine Er- und Ablebensversicherung abzuschließen (bei der sowohl angespart als auch der Tod versichert wird), die möglicherweise noch eine Berufsunfähigkeitskomponente beinhalte, sei nicht ideal. Abgesehen davon fließe ein Teil der Prämie in die Vertriebsprovisionen der Versicherungen. „Das muss man erst einmal aufholen“, sagt Baudisch.

Es sei besser, gewisse Fundamentalrisken abzusichern (etwa durch eine Risikoversicherung) und sich unabhängig davon auf den Vermögensaufbau mit relativ günstigen Produkten wie Festgeld oder börsennotierten Indexfonds (ETF) zu konzentrieren.

Auch für Traindl steht fest: „Eine Lebensversicherung ist sicher eher etwas für jemanden, der über 50 Jahre alt ist und sein Vermögen halten will, aber nicht für jemanden, der jung ist und ein Wachstumsziel verfolgt.“

Aufgrund der Krise in der Hintergrund gerückt sind fondsgebundene Lebensversicherungen, bei denen in Aktien investiert wird. „Wenn das Produkt vernünftig gestaltet wird, ist es eine gute Möglichkeit, um seine Pensionslücke zu schließen“, sagt Maklerin Brigitte Kreuzer. Eine aktive Betreuung sei hier jedoch notwendig und werde viel zu selten geboten. „Im Grund gibt es das eine und beste Produkt aber nicht“, sagt Kreuzer. Am wichtigsten ist es vorzusorgen, egal, auf welche Weise. Und sich für ein Produkt zu entscheiden, das am besten passt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.07.2014)


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