Volksbank rät Ergo-Kunden von sofortigem Rückkauf ab

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Wer vor Ende der Laufzeit aussteigen wolle, für den sei ein Ausstieg in vielen Fällen nur mit einem Abschlag möglich, sagte Vorstand Schauer.

Ein Aufschrei von Ergo-Versicherungskunden hat die Konsumentenschützer auf den Plan gerufen und am Mittwoch auch den Vorstand der Volksbank Wien-Baden, also das neue Volksbanken-Spitzeninstitut, zu einer Beruhigung vor allem von Privatkunden veranlasst. Impliziter Rat: Privatkunden können das Thema ruhig "aussitzen". Wer das Angebot aber schon angenommen hat, kann das nicht mehr rückgängig machen.

"Die Rückkaufangebote sind völlig freiwillig", sagte Wolfgang Schauer, Vorstand der Volksbank Wien-Baden. "Kein Anleger wird gezwungen, bei einem Kurs zu verkaufen, bei dem ihm womöglich ein Schaden entsteht." Jeder könne sich frei entscheiden, das Papier bis zum Laufzeit-Ende zu halten, wo vollständig getilgt werden solle. Bei der ÖVAG-Spaltung hätten alle Prüfer bescheinigt, dass am Ende bei der Immigon-Abwicklung genug Vermögen da sein werde, die Anleiheinvestoren auszuzahlen.

Regen Zulauf von Ergo-Versicherungskunden melden die Konsumentenschützer. Beim Verein für Konsumenteninformation (VKI) haben sich bereits 2000 Kunden gemeldet, sagte der Leiter der Rechtsabteilung, Peter Kolba. Betroffen sind von dem Produkt namens "Rocket" rund 14.000 Kunden. Es lasse sich ablesen, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit falsch beraten worden sei. In Foldern zum Produkt sei von Kapitalgarantien und einer Performance von 4,48 Prozent pro Jahr die Rede gewesen und es seien offenbar irreführende Vergleiche mit Sparbüchern angeführt worden.

Vorzeitiger Ausstieg mit Verlusten verbunden

Zeitungen hatten zuletzt aus Briefen zitiert, die die Ergo-Versicherung an ihre Lebensversicherungskunden schrieb. Beim Produkt "Rocket" wurde Geld der Versicherungsnehmer in ÖVAG-Papiere investiert. Die Ergo war, so heißt es, wegen des jetzigen Immigon-Rückkaufangebots juristisch in der Pflicht, die Kunden anzuschreiben. Für Aufregung unter Versicherungskunden und Privatanlegern sorgten Angaben zu Mindestrückkaufpreisen, in einzelnen Schreiben war davon die Rede, dass rund 80 Prozent des Nominales erhältlich wären, wenn jetzt verkauft würde. Auch die Ergo hatte sich schon beeilt zu erklären, dass die Kunden nicht zurückkaufen müssen, sondern das Recht hätten, ihren Vertrag bis zum Laufzeitende aufrecht zu erhalten.

Laut Volksbank Wien ist für private Anleger, die nicht dringend Geld brauchten, ein vorzeitiger Ausstieg aus Lebensversicherungen und aus Anleihen ganz generell und damit auch im jetzigen Fall der Immigon-Bonds nicht empfehlenswert. Anders sei das bei Institutionellen: Für Banken, auch Volksbanken, könne es für die eigene Bilanz vielmehr vorteilhaft sein, vorzeitig zu verkaufen. Etwa wenn sie damit Eigenkapital freimachten.

Schwaches Interesse an Rückkauf

Bei allen Anleihen mit Endfälligkeit und bei allen regulären Lebensversicherungen erhalte man das investierte Geld erst bei der Tilgung zurück, erinnert der Banker. Wer vor Ende der Laufzeit aussteigen wolle, für den sei ein Ausstieg in vielen Fällen nur mit einem Abschlag möglich. Ein solcher Abschlag sei aber nichts besonderes, sagt Schauer, sondern ganz üblich.

Bis Ende der Woche soll fest stehen, wieviele Anleihe-Investoren der ehemaligen ÖVAG das seit ein paar Wochen laufende Rückkaufangebot angenommen haben und zu welchem Kurs der Rückkauf dann vonstatten geht. Es geht aktuell um ein Volumen von 850 Mio. Euro, die die ÖVAG-Abbaugesellschaft Immigon mit Abschlägen vor Laufzeit-Ende zurückkaufen will. Der Rücklauf dürfte sich wohl in Grenzen halten.

(APA)

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