Für Neueinsteiger wird private Krankenversicherung teurer

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Die Versicherer erwarten Anhebungen von bis zu neun Prozent. Bestehende Verträge sind von den Teuerungen nicht betroffen.

Die niedrigen Zinsen wirken sich nun auch auf die private Krankenversicherung aus: 2016 werden die Prämien für neue Verträge steigen. Grund dafür ist eine Senkung des Rechnungszinssatzes durch die Finanzmarktaufsicht (FMA). Große österreichische Versicherer rechnen mit durchschnittlichen Verteuerungen im mittleren einstelligen Prozentbereich und betonen, dass bestehende Verträge nicht betroffen sind.

Der Rechnungszinssatz soll von derzeit 2,5 auf 1,75 Prozent gesenkt werden. Ein entsprechendes Rundschreiben soll im Oktober erfolgen, hieß es aus der Finanzmarktaufsicht heute zur APA. Derzeit würden die Stellungnahmen dazu evaluiert, mit dem Inkrafttreten sei nach derzeitigem Stand mit 1. Juli 2016 zu rechnen. Angesichts des anhaltend niedrigen Zinsumfelds sei eine entsprechend vorsichtige Strategie erforderlich. Bei bestehenden Verträgen dürfen die Prämien nur inflationsangepasst erhöht werden.

Peter Eichler, Vorstand des größten heimischen Krankenversicherers Uniqa, rechnet für Neukunden mit einer durchschnittlichen Erhöhung von rund fünf Prozent, wie er Dienstagabend im Rahmen einer Veranstaltung des Finanzjournalistenforums sagte. Je nach Produkt bzw. Tarif seien Anhebungen fallweise um bis zu neun Prozent möglich.

Verträge schwer kündbar

Auch die Wiener Städtische Versicherung werde die Prämien für Neukunden in einem "moderaten Ausmaß" - differenziert je nach Produktgruppe - anheben, so Generaldirektor-Stellvertreterin Judit Havasi. Bei der Generali wird es laut Generaldirektor Peter Thirring zu einer Anhebung für Neukunden im mittleren einstelligen Prozentbereich kommen. Auch bei der Allianz Österreich werde es zu Erhöhungen kommen, so Vorstandschef Wolfram Littich.

Krankenversicherungsverträge sind sehr langfristig und schwer kündbar. Die Auszahlungen in jüngeren Jahren sind in der Regel niedriger als im Alter. Die Unternehmen kalkulieren auf Basis von Rechnungszinsen, die FMA gibt die maximale Höhe vor. Ist er zu hoch angesetzt, könnte es sein, dass die angesparte Summe nicht ausreicht, um die Leistung zu erbringen. Sinkt der Rechnungszinssatz werden die Alterungs-Rückstellungen erhöht, damit es im Alter zu keinen starken Prämienerhöhungen kommt.

Mehr als ein Drittel der Österreicher hat eine private Krankenversicherung. 2014 betrug die Zahl der Krankenversicherten 3,05 Millionen oder 35,76 Prozent der Bevölkerung, geht aus Daten des Versicherungsverbands (VVO) hervor. Davon entfielen rund 1,7 Millionen oder rund 20 Prozent auf Krankenhauskostenversicherungen. Die Prämieneinnahmen lagen im Vorjahr bei rund 1,9 Mrd. Euro, ein Plus von 3,2 Prozent. Die ausbezahlten Leistungen stiegen um 3 Prozent auf 1,2 Mrd. Euro, die Leistungsfälle nahmen deutlich stärker um 9,7 Prozent auf 3,7 Millionen Stück zu.

Größter Krankenversicherer ist die UNIQA Österreich mit einem Marktanteil von 47,2 Prozent im Jahr 2014. Dahinter folgen Wiener Städtische (19,2 Prozent), Merkur Versicherung (15,7 Prozent), Generali (13,3 Prozent) und Allianz Elementar (3,2 Prozent).

Die Rendite der versicherungswirtschaftlichen Kapitalanlagen in der Krankenversicherung lag laut Wifo im Jahr 2014 bei 3,5 Prozent, nach 4,0 Prozent im Jahr davor. Zum Vergleich: Die Sekundärmarktrendite Bund betrug 1,0 Prozent.

(APA)


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