Versicherer auf Talfahrt

Seit Anfang Dezember ging es mit der Uniqa-Aktie um rund 36 Prozent bergab.
Seit Anfang Dezember ging es mit der Uniqa-Aktie um rund 36 Prozent bergab.Die Presse
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Bei den heimischen Assekuranzen ging es in den vergangenen Wochen überaus turbulent zu. Die Aktionäre sind darüber alles andere als erfreut.

Versicherungskonzerne waren in den vergangenen Jahren vor allem als Hort der Stabilität bekannt. Die Prämien stiegen laufend, und die Dividenden meistens auch. Doch seit die Zentralbanken damit begonnen haben, die Märkte mit billigem Geld zu fluten, bläst den Gesellschaften ein rauer Wind entgegen. Als wäre das nicht genug, kommt in Österreich noch ein weiterer Faktor hinzu: Die Assekuranzen überraschten jüngst mit unangenehmen Nachrichten aus der Konzernzentrale. „Es gibt Investoren, die schütteln den Kopf,“ sagt einer, der nicht genannt werden will.

Die Unzufriedenheit der Anleger mit den börsenotierten Gesellschaften lässt sich schön an deren Aktienkursen ablesen: Das Uniqa-Papier fiel in der Vorwoche auf ein Allzeittief. Der Aktienkurs der Vienna Insurance Group (VIG) ist wiederum so gering wie seit der Finanzkrise nicht mehr.

Grund für den neuen Tiefstand des Uniqa-Papiers sind zwei im Jänner publizierte Nachrichten. Erstens: In den kommenden zehn Jahren will der Konzern 500 Millionen Euro investieren. Unter anderem in „das Re-Design des Geschäftsmodells und die dafür erforderliche Modernisierung der IT-Systeme“, wie es offiziell heißt.

Die Analysten der Berenberg Bank äußerten ihren Unmut umgehend. Sie senkten das Kursziel des Papiers und fragten, „warum das Management bis jetzt gebraucht hat, diesen Plan zu formulieren“. Andere Experten wie Michael Haid von der MainFirst Bank kritisieren den langen Zeithorizont, den die Uniqa in ihrer Kommunikation für das Investmentprogramm nennt. Schließlich wisse keiner, wie die Welt 2026 aussehen werde.

Uniqa-Vorstand Andreas Brandstetter verteidigt das Vorgehen des Konzerns: „Die Geschwindigkeit, mit der sich die Dinge in der digitalen Welt verändern, hat abrupt zugenommen.“ Und: Man habe lang überlegt, diese große Umstellung jetzt zu machen. Man sei jedoch vor der Wahl gestanden, „das alte System zu flicken“ oder „massiv zu investieren“. Die Uniqa hat sich für Letzteres entschieden.

Das Zweite, das die Marktbeobachter stören dürfte: Die Uniqa hat für das Geschäftsjahr 2016 ein deutlich geringeres Ergebnis in Aussicht gestellt. Eines, das sich in Relation zu 2015 halbieren wird, wie Brandstetter sagt. So mancher zeigte sich deshalb einigermaßen konsterniert, nicht zuletzt, weil das Management in den vergangenen Jahren stets optimistisch war. Die Uniqa hatte einst ein Vorsteuerergebnis von 550 Millionen Euro für 2015 angepeilt. Haid dazu: „Das erschien mir bereits in der Vergangenheit als extrem ambitioniert.“ Seinen Ausblick für 2015 nahm der Konzern übrigens 2014 zurück.

Zwar wird die Uniqa im abgelaufenen Jahr voraussichtlich das „beste Ergebnis der Geschichte“ abliefern, wie Brandstetter sagt (die vorläufigen Ergebnisse kommen im März). Doch außerordentliche Effekte werden zu diesem Umstand beitragen, wie etwa der Verkauf von Immobilien. Kapitalmarktbeobachter wie Haid fragen sich daher bereits, ob das nun in Aussicht gestellte neue Vorsteuerergebnis für 2016 „zur neuen Normalität wird“.

Es gibt jedoch auch Positives zu berichten. Das Unternehmen will seine „Dividendenpolitik mit jährlicher steigender Dividende je Aktie bis 2020“ fortsetzen. In Zeiten niedriger Zinsen erfreuen sich Investoren an hohen Dividendenrenditen, die bei der Uniqa rund 7,8 Prozent erreicht.

Rochade im Vorstand. Auch bei der VIG ging es in den vergangenen Monaten turbulent zu. Zunächst folgte eine Firmenwertabschreibung im Ausmaß von 195 Millionen Euro. Diese erfolgte, weil das Unternehmen aufgrund zahlreicher Zukäufe eine „bunte IT-Landschaft“ betrieb. Eine externe Analyse kam zu dem Schluss, dass einige der Systeme die künftigen Anforderungen wohl nicht mehr erfüllen werden. „Die Abschreibung kam überraschend, die Höhe auch“, so Haid. Kurze Zeit später ging Konzernvorstand Peter Hagen.

„Bei unterschiedlichen Strategieauffassungen zwischen Management und Aufsichtsrat, die letztlich dazu führen, dass der Vorstandsvorsitzende seinen Hut nimmt, wird für mich die Bewertung eines Unternehmens fast schon nebensächlich“, konstatiert Haid. Mal sehen, ob die neue Chefin, Elisabeth Stadler, mehr Ruhe in das Unternehmen bringen wird.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.02.2016)

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