Lasst den 500er in Ruhe

Jetzt soll es auch noch der größten Banknote an den Kragen gehen.

Korruptionsbekämpfer fordern das Ende des 500-Euro-Scheins. Er eigne sich nämlich allzu gut, in Aktenkoffern verpackt über Staatsgrenzen geschmuggelt zu werden. Ist er wirklich so gefährlich, der 500er, der nicht einmal bei Tankstellen akzeptiert wird? Ist er nicht gerade in Zeiten der Bankenkrise ein Symbol monetärer Individualität? Er ist doch immerhin handlicher als ein Sparbuch, dessen Zinsen sich jener der Banknote annähern – nämlich null. Und seine Nutzung kostet keine Gebühren. Er passt nicht nur in Aktentaschen, sondern auch unter den Kopfpolster. Nein, ganz ehrlich: Lasst ihn in Ruhe! Wer einmal 500 Euro in der Hand hält – das kommt selten vor –, der soll sich freuen und damit seine Geschäfte abwickeln dürfen. Ihn aufzugeben wäre ein weiterer Schritt zur Entmündigung des Bürgers, dem keine Alternative mehr bliebe, Geschäfte abseits von Pincode und Internetbanking abzuwickeln. Der 500er ist selten, ja vielleicht sogar zu selten, er ist eine der größten Banknoten der Welt. Er ist ein Symbol unseres Wohlstands – natürlich auch der Gier. Lasst ihn uns weiterhin daran erinnern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.04.2013)

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