Vollversicherung bei Großereignissen muss Pflicht sein

Österreichs Sport muss jetzt auf das Sahinović-Urteil reagieren.

Vanessa Sahinović hat Recht bekommen. Dem Teenager durfte nach dem Unfall bei den European Games in Baku – sie sitzt seitdem im Rollstuhl –, nicht zum Nachteil gereichen, dass sie zu diesem Zeitpunkt keine Angestellte, Profi- oder Leistungssportlerin, sondern nur Schülerin, eine Amateurin war. Allein der Umstand, dass sie vor Gericht um eine Invaliditätsrente kämpfen musste, weil dieser Vorfall als Freizeitunfall eingestuft worden war, zeigt die wahre Dimension dieses Skandals.

Österreichs Sport braucht aber offenbar solche Urteile, um verkrustete Strukturen zu knacken. So traurig es ist, dass ein Anlassfall diese Notwendigkeit aufzeigt, darf nun die Absicherung für alle anderen nicht mehr außer Acht gelassen werden. Die Argumentation, dass solche Versicherungen teuer sind, ist ob all der Millionen, die bei Olympia etc. im Einsatz sind, eigentlich lächerlich.

Einem Sportler, der sein Land vertritt, sollte – ungeachtet aller Kosten – solch eine Vollversicherung zustehen. Dieses Urteil muss den Gesetzgeber nun dazu veranlassen, zu reagieren. Denn sonst wäre Eltern nur dringend davon abzuraten, dass sie ihre Kinder weiterhin zu solchen Events mitfahren lassen, darf Österreich Jugendspiele nicht weiter beschicken.

E-Mails an: markku.datler@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.05.2017)

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