Maturareise in die Vergangenheit

Wir machen eine Maturareise in die Vergangenheit, ärgern uns über Schlaglöcher der Zukunft und fragen uns, warum wir zuletzt so häufig „wir“ sagen.

Wird die Lehrerin helfen? Oder eher gemein sein? Und wie ernst sind die Andeutungen in den Wochen vor der Prüfung („Das könnte wichtig sein“) zu nehmen? Für Generationen von Maturanten gehörten strategisch-psychologische Überlegungen, in deren Zentrum die Lehrerin oder der Lehrer stand, fix zur Maturavorbereitung.

Diesen Aufwand kann man sich künftig sparen oder zumindest reduzieren, Zentralmatura sei Dank. Bevor diese startet, blicken wir aber ein letztes Mal zurück auf ein Stück Erinnerungsfolklore. Bernadette Bayrhammer und Rosa Schmidt-Vierthaler, die mit Julia Neuhauser unser Bildungsexpertenteam bilden, haben Prüfungserinnerungen aus sieben Jahrzehnten gesammelt, darunter jene des früheren „Presse“-Chefredakteurs Thomas Chorherr.

Nach vorn blickt dagegen Andreas Wetz – und zwar pessimistisch, wenn es um unsere Landstraßen geht. Ein Fünftel müsste dringend saniert werden, wie eine Studie zeigt. Doch das nötige Geld wird seit Jahren anderweitig verplant – unter anderem deshalb, weil die Zuschüsse des Bundes für die Länder (ihnen wurden 2002 etwa 10.200 km Bundesstraße übertragen) seit 2008 nicht mehr zweckgebunden sind. Geld ohne Mascherl verschwindet bekanntlich schnell in Budgetlöchern.

Keine guten Aussichten für die Autofahrer unter uns – und ich hoffe, Sie verzeihen das hier vereinnahmend gebrauchte „Wir“. Das ist diesmal keine schlechte Angewohnheit, sondern eine Überleitung: Denn die Medien, die ja gern verbal mit dem Leser kuscheln, haben jetzt eine Ausrede: einen Trend. Karin Schuh erklärt in dieser Ausgabe, warum Gemeinsamkeit der neue Individualismus ist und wir mehr „Wir“ wollen – zumindest solang es dem Ich keine allzu großen Umstände macht.

ulrike.weiser@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.05.2015)

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