Wie deutsch-wienerische Probleme bei der Verständigung verhinderten, eine mutmaßliche Straftat mit Fahrerflucht aufzuklären.
Bei meinem Umzug nach Österreich hatte ich Kontakt mit der Wiener Polizei. Ich hatte mir einen klapprigen Ford Transit ausgeliehen, um meine Habe nach Wien zu karren. Bislang nur an die Dimensionen eines Pkw gewöhnt, machten mir die engen Gassen Ottakrings zu schaffen. An einer arg engen, zugeparkten Abzweigung war dann das hässliche Knirschen sich verformenden Blechs zu hören. Ich stieg aus und schaute mir flüchtig das parkende Auto an. Na ja. Es war spät, es war dunkel, ich war genervt von der langen Fahrt, ich fuhr weiter.
Am nächsten Morgen befielen mich Skrupel, als ich fremde Farbspuren in einer Delle des Transits sah. Was, wenn jemand mein Malheur beobachtet und meine Nummer notiert hatte? Ich rief bei der für den Bezirk zuständigen Polizeidienststelle an und fragte nach, ob jemand vielleicht den Schaden angezeigt hatte. Die Dame, die ich am Apparat hatte, verstand nicht, was ich wollte. Ich erklärte ihr wortreich, dass ich am Abend beim Einbiegen ein Geräusch am Fahrzeug vernommen, beim Nachschauen nichts gesehen und am nächsten Morgen fremde Farbspuren an meinem Wagen entdeckt hätte, von denen ich nicht wüsste, ob sie alt oder neu wären. Am anderen Ende entstand eine Pause. „Jo, hom's eam tuscht oder ned?“ „Das weiß ich eben nicht.“ „Dann san's bei mir folsch.“
Nach dem Telefonat stellte ich mir die Reaktion der Dame vor, wenn der Halter des Fahrzeugs auftaucht, um den Schaden anzuzeigen: „Jö, des wor a Piefke, der hot grad ong'rufen.“ „Und, hom's sei Nummer?“ „Na, i hob eam net g'frogt.“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.09.2013)