Darüber sollte Wiens Saudi-Zentrum reden: Mehr Frauenrechte

Es gibt auch gute Nachrichten aus Arabien. Man muss sie nur suchen.

So viel Deprimierendes hört man derzeit aus moslemischen Milieus. Terror in Europa, Massenmorde in Nigeria, in Syrien. Das betrübt jene, die an Toleranz glauben. Gibt es denn keine positiven Meldungen, zumindest über Saudiarabien, wo die Beherrscher des einseitigen Dialogs zu Hause sind?

Jedenfalls wird ein Zentrum dieser absoluten Monarchie, das in Wien unter dem Namen ihres Königs eine Herberge gefunden hat, vom Erzbischof und unserem frommen Bundespräsidenten immer noch gegen das Zusperren verteidigt. Solch selbstlose Solidarität mit Einpeitschern potenzieller Gottesstaaten beweist Mut. Da wollen auch wir hier in Erdberg nicht zu streng sein und geben gern zu: Jawohl, es bewegt sich was auf der arabischen Halbinsel.

Ist Ihnen aufgefallen, dass manche Frauen von dort das Gebot, sich öffentlich zu verhüllen, ungestraft missachten? Amira al-Tawil nimmt sich das zum Beispiel heraus. Geschminkt und mit offenem Haar trat sie häufig mit ihrem Mann auf: Prinz Walid Ibn Talal al-Saud ist der reichste Enkel des Staatengründers. Inzwischen hat sich das Paar getrennt. Freundschaftlich. Al-Tawil setzt sich weiterhin tapfer für mehr Rechte der Frauen ein: etwa dafür, dass sie auch in ihrer Heimat Auto fahren dürfen, so wie sie selbst das längst im Ausland praktiziert.

Gibt es noch weitere Ansätze zur Liberalisierung für Saudi-Frauen? Ja! Sie dürfen Rad fahren! Die Religionspolizei duldet das seit 2013, obwohl einige islamische Gelehrte befürchten, derartige Bewegung könnte die Jungfernschaft mancher Damen verletzen. Zwar ist Frauen das Radeln nur verhüllt in Begleitung eines männlichen Verwandten erlaubt, und auf öffentliche Straßen dürfen sie noch nicht – aber immerhin! Arabien rollt auf einen Reformkurs zu. Wer weiß, vielleicht werden sich strenge Saudi-Prinzen in hundert Jahren verwegen und ganz privat auf ihren Jachten sogar schon ein Glas Wein genehmigen, ohne um ihr Seelenheil fürchten zu müssen.

E-Mails an: norbert.mayer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.01.2015)

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