2015 könnte für die Kunst ein Jahr der Veränderung werden

Die Wirtschaft trübt sich ein, die Auktionsgiganten kämpfen mit Kritik, und neue Geschäftsmodelle setzen Händlern zu.

In den vergangenen Jahren hat sich der Kunstmarkt rapide nach oben geschraubt. Jedes Jahr ein Umsatzsprung war quasi „business as usual“. Besonders die großen Auktionshäuser setzten in wenigen Tagen Kunst zu unglaublichen Preisen um. Es gibt einige Vorzeichen, dass 2015 ein Jahr der Veränderung wird.

Allein die wirtschaftlichen Voraussetzungen sind heuer deutlich schlechter als noch im Vorjahr. Der Rubelverfall und ein schwacher Ölpreis, eine Abkühlung in China, eine sich wieder verschärfende Krise in Europa und der Umstand, dass die US-Notenbank ihr Programm der „quantitativen Lockerung“ langsam beenden will, lassen auch einen Kunstmarkt nicht gänzlich unberührt.

Big Player unter Druck. Bei den Auktionsgiganten Christie's und Sotheby's stehen jedenfalls Veränderungen an: Letzteres startet führungslos in das neue Jahr, Christie's mit einer gerade erst neu besetzten Direktorin. Obwohl die beiden Generaldirektoren, Steven Murphy und Bill Ruprecht, ihre jeweils unterschiedlichen Gründe für ihre Rücktritte nannten, spekulieren Marktkenner, dass die Abgänge mit der Geschäftsentwicklung zu tun hätten. Die „New York Times“, „The Art Newspaper“ und auch Artnet News stellen in kürzlich erschienenen Artikeln das Geschäftsmodell der beiden Häuser infrage. Auch der Finanzmarkt tut dies. Hedgefondsmanager Jim Chanos bekundete im November bei einem Investmentforum in London gegenüber Bloomberg, dass er auf Aktien von Sotheby's „short“ gegangen sei, was bedeutet, dass er auf fallende Kurse des Auktionshauses setzt. Er begründete dies mit der „Wirtschaftlichkeit des Geschäfts“. Die Margen der Häuser sind seit einigen Jahren rückläufig, und bei den hochpreisigen Losen sind sie nur noch hauchdünn. „The Art Newspaper“ zitiert Investmentanalyst David Schick, der kritisiert, dass beide Häuser „Headline-Preisen“ nachjagten und dies auf die Profitabilität drücke. Die Häuser offerieren hohe Garantien, um an attraktive Werke oder Sammlungen zu kommen, und treten gegeneinander an. Das habe zu teilweise selbstmörderischen Deals geführt.

Aber auch Galerien und Händler sind von einem sich verändernden Markt betroffen. Auktionshäuser dringen immer stärker in deren Domäne vor. Das Geschäft mit Privatverkäufen steigt, und sie erobern Anteile am Primärmarkt, indem sie Werke für Auktionen direkt bei Künstlern akquirieren. Künstler wiederum haben begonnen, über Social Media und Pop-up-Shows ihre Vermarktung stärker selbst in die Hand zu nehmen. Eines ist jedenfalls sicher: Es wird ein spannendes Kunstmarktjahr.

eva.komarek@wirtschaftsblatt.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.01.2015)

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