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Eine leicht antiquierte Sparte. Alte Meister waren früher Hauptumsatzträger des Kunstmarktes. Heute sind sie aus der Mode gekommen. Einige »Stars« sind aber begehrt.

Verglichen mit den Preisstürmen der zeitgenössischen Kunst segeln Alte Meister in ruhigem Fahrwasser. Traditionell veranstalten Christie's und Sotheby's in New York Ende Jänner (27. bis 29.) ihre ersten Prestigeauktionen mit Alten Meistern. Sie gelten als Indikator für das neue Auktionsjahr.

Sotheby's bietet heuer das hochkarätigere Gemäldeangebot, mit einigen Millionenstücken aus der J.-E.-Safra-Sammlung. Spitzenlose sind eine Londonansicht von Canaletto um vier bis sechs Millionen Dollar und eine Winterlandschaft im Abendrot von Aert van der Neer, ebenfalls taxiert auf vier bis sechs Millionen Dollar. Eine der frühen Paradieslandschaften Jan Breughels d. Ä., auf Kupfer gemalt, zählt sicherlich auch zu den erwähnenswerten Werken. Marktfrische schlägt sich meist positiv auf die Preise nieder, und Sotheby's kann gleich mit mehreren erst kürzlich wiederentdeckten Werken von El Greco, John Constable und Pontormo aufwarten.

Bei Christie's ist ein Knabenbild Caravaggios um drei bis fünf Millionen Dollar eines der Toplose, ebenso eine Kreidezeichnung von Rubens um 400.000 bis 600.000 Dollar. Ungewöhnlich ist das Angebot aus der Sammlung von John Abbott und Peter Guggenheim mit ihren Renaissance- und Barockskulpturen sowie antiken Uhren.

Blütezeit vorüber. Der Markt für Alte Meister ist rückläufig. Laut Studie der European Fine Art Foundation sind die Umsätze im Jahr 2013 auf eine Milliarde Euro gefallen, das entspricht nur mehr rund zehn Prozent des Kunstmarktes. In den 1980er-Jahren war dieses Segment einer der Hauptumsatzträger. Die Preisschere zwischen Altmeistern und Zeitgenossen geht immer weiter auseinander. Zweistellige Millionenbeträge sind eine Seltenheit. Der höchste jemals erzielte Zuschlag liegt noch immer bei den 2002 erzielten 49,5 Millionen Pfund für „Das Massaker der Unschuldigen“ von Peter Paul Rubens. William Turner rückte im Vorjahr mit „Rom, vom Aventin aus gesehen“ um 30,3 Millionen Pfund an den zweiten Platz. Auch der Altmeistermarkt hat seine „Labels“. Rubens zählt sicher dazu, ebenso Turner. Mag sein, dass der Film „Mr. Turner“ von Direktor Mike Leigh im Vorjahr zum Branding Turners beigetragen hat.

Russen und Chinesen sind in den vergangenen Jahren aktive Bieter auf dem Altmeistermarkt geworden. Die Gemälde sind eine günstigere und doch prestigeträchtige Alternative zu den hochpreisigen Impressionisten, Modernen und Zeitgenossen. Die New-York-Woche wird zeigen, wie stark Russen trotz Ukraine- und Rubelkrise noch auf dem Markt sind.

eva.komarek@wirtschaftsblatt.at diepresse.com/kunstwerte

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.01.2015)

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