Blätter, die die Welt bedeuten

Blätter, die die Welt bedeuten. Sammler haben den Charme und die Spontanität von Arbeiten auf Papier entdeckt. In New York eröffnet im März die neue Spezialmesse Art on Paper.

Arbeiten auf Papier sind für Sammler eine gute Einstiegsdroge. Dieser Bereich umfasst Zeichnungen und Aquarelle ebenso wie Druckgrafiken und reicht von der Antike bis in die Gegenwart. Ohne großen finanziellen Aufwand können Kunstinteressierte Werke aus den verschiedensten Perioden auch großer Künstler erwerben. Lang galten insbesondere Skizzen nur als Vorbereitung auf das eigentliche Werk und waren auf dem Kunstmarkt kaum begehrt. Inzwischen haben Sammler den Charme und die Spontanität der Papierarbeiten entdeckt.

Auf dem Markt kommt diesem Sektor daher immer größere Bedeutung zu. Das hat sich auch in den Preisen niedergeschlagen. Zwar sind Papierarbeiten nach wie vor deutlich günstiger als Gemälde, aber einzelne Werke schaffen es dennoch in die Millionenliga. Im Vorjahr wurde bei Sotheby's die Zeichnung „Composition (Composition au minotaure)“ von Pablo Picasso für 15 Millionen Dollar versteigert, ein neuer Rekord für eine Arbeit auf Papier.

Parallele Entwicklung. Ähnlich verhält es sich bei Druckgrafiken. Auch in diesem Segment führt Picasso die Liste der teuersten Künstler an. 2013 erzielte „La Suite Vollard“ 3,6 Millionen Dollar. Es handelt sich um Picassos berühmteste Stich-Edition. Sie besteht aus einigen hundert Radierungen, die der Künstler in den 1930er-Jahren im neoklassizistischen Stil ausgeführt hat. Nur noch wenige komplette Serien existieren, einige davon sind in wichtigen Museen wie dem British Museum und dem MoMA in New York. Aufgrund dieser Seltenheit schaffte die Serie den Rekordpreis. Generell gilt, dass die Preise für Drucke und Zeichnungen parallel mit dem Wert der Künstler steigen. Das heißt, die Superstars bei Gemälden kosten auch auf Papier entsprechend viel. Das zieht sich durch alle Epochen. So erzielen beispielsweise Zeichnungen von Egon Schiele und Gustav Klimt weltweit Spitzenpreise. Bei Drucken ist zudem die Seltenheit ein wichtiges Preiskriterium. Serien mit geringer Auflage sind der Stoff, aus dem die Millionenzuschläge gemacht sind.

Das steigende Interesse an Papierarbeiten ist auch an den Messeveranstaltern nicht vorübergegangen. Die führende Kunstmesse für Kunst und Antiquitäten The European Fine Art Fair (Tefaf) etwa hat 2010 eine eigene Sektion für Papierarbeiten eingeführt, Brüssel vor vier Jahren die Spezialmesse Art on Paper gegründet und Londons langjährige Messe Works on Paper Fair erfreut sich immer größerer Beliebtheit.

Jetzt versucht sich Kunstveranstalter Art Market Productions gemeinsam mit dem Hudson River Park Trust an einer neuen Messe in New York. Zeitgleich mit der Armory Show, einer der führenden Messen für Gegenwartskunst, die internationales Publikum und viele Satellitenmessen anzieht, siedelt sich Art on Paper im schicken Viertel Tribeca am Pier 26 an (5.bis 8.März). Immerhin 70 Galerien konnte der Veranstalter gewinnen.

eva.komarek@wirtschaftsblatt.at

diepresse.com/kunstwerte

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.02.2015)

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