Die Tefaf wird zeitgenössischer

Die Tefaf wird zeitgenössischer. Die Mutter aller Antiquitätenmessen, die vor allem für hochkarätige Altmeister bekannt ist, versucht einen neuen Vorstoß in die Gegenwartskunst.

Die Stimmung zur Eröffnung der diesjährigen Kunstmesse Tefaf (The European fine Art Fair) war angespannter als sonst. Grund war die heuer zeitgleich stattfindende Art Basel Hongkong (15. bis 17. März). Die erfolgsverwöhnten Messemacher befürchten wohl, dass einige Besucher ausbleiben könnten. Die Tefaf ist die wichtigste Kunstmesse für den Handel mit Kunst und Antiquitäten der Welt, auf der 80 Prozent aller Altmeisterwerke, die sich gerade im Handel befinden, zu sehen sind. Für die Aussteller ist der Erfolg dieser Messe besonders wichtig, machen sie doch dem Vernehmen nach hier gut 60 Prozent ihres Jahresumsatzes.

Mehr Moderne. Tefaf hat wiederholt versucht, den Bereich Moderne mit zeitgenössischer Kunst aufzubauen, bisher mit wenig Erfolg. Die Sparte ist eine Randerscheinung. Zwar gelang es der Messe vor rund zehn Jahren, wichtige internationale Galerien zu gewinnen, doch sie blieben bald wieder fern, denn bei Gegenwartskunst ist sie nicht konkurrenzfähig mit wichtigen internationalen Messen wie der Art Basel. Heuer wird mit „Night Fishing“ ein neuer Versuch gestartet, Anteile am Zeitgenossenmarkt zu erobern. „Night Fishing“ ist eine kuratierte Schau postmoderner und zeitgenössischer Skulptur. Kurator ist der Sammler Sydney Picasso. Die Auswahl fiel auf Cristina Iglesias, Georg Baselitz, Richard Deacon, Nam June Paik, Tony Cragg, Wolfgang Laib, Markus Raetz und Mark Manders. Die Hälfte der Galerien des Projektes hat noch nie auf der Tefaf ausgestellt. Zurückgekehrt mit Skulpturen von Baselitz ist hingegen Thaddaeus Ropac. Statt junge Zeitgenossen zu bringen, optiert die Messe quasi für die Altmeister der Gegenwartskunst. Markus Raetz in die Ausstellung zu bringen, ist sicherlich ein kluger Schachzug, denn seine Arbeiten sind am Sekundärmarkt schwer zu bekommen. Es wird sich zeigen, ob dieses Format mehr Erfolg haben wird.

Im angestammten Geschäft gibt es wieder zahlreiche Höhepunkte, darunter ein Aquarell von Vincent van Gogh für zehn Millionen Dollar. „Die Mühle von Alphonse“ war seit Jahrzehnten nicht mehr in der Öffentlichkeit zu sehen. Eine echte Rarität ist ein mehr als 1000 Jahre altes Evangeliar aus Deutschland, das für knapp sechs Millionen Euro angeboten wird. Es ist das einzige ottonische Evangeliar, das in Privatbesitz ist.

Aus Österreich sind neben Ropac Wienerroither & Kohlbacher, Altmeisterhändler Roman Herzig von der Galerie Sanct Lucas, Thomas Salis Art & Design, Jugendstilexperte Wolfgang Bauer von Beletage sowie Fotospezialist Johannes Faber vertreten.

eva.komarek@wirtschaftsblatt.at

diepresse.com/kunstwerte

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.03.2015)

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