Überlebensstrategie mit Hirschköpfen

Überlebensstrategie mit Hirschköpfen und hochkarätiger Kunst. Die Art & Antique in der Salzburger Residenz feiert 40-jähriges Jubiläum, für eine Messe eine beachtliche Zeit.

Es war noch in der Ära Herbert von Karajans als der Messeveranstalter Gerd Hoffmann parallel zu den Osterfestspielen die Kunst- und Antiquitätenmesse in der Salzburger Residenz gründete. 40 Jahre später wird sie in zweiter Generation von seiner Tochter Alexandra Graski-Hoffmann geführt. Für eine Kunstmesse sind vier Dekaden eine beachtliche Leistung. Besonders seit mit dem Kunstmarktboom immer mehr Messen entstanden und einige alteingesessene Veranstalter aufgrund des harten Wettbewerbs die Segel streichen mussten. Es ist bezeichnend, dass im Vorjahr in den englischsprachigen Medien immer öfter das Wort Fairtigue aufgetaucht ist. Es setzt sich aus Fair und Fatigue zusammen und bedeutet die physische Erschöpfung, die sich des internationalen Kunsttrosses bemächtigt angesichts der gewaltig angeschwollenen Anzahl wichtiger Kunstmessen. Es bedeutet aber auch, dass das Publikum überhaupt der großen Messen müde wird. In diesem Umfeld attraktiv zu bleiben ist schwierig.

Sanfte Anpassungen. Die Kunst- und Antiquitätenmesse in Salzburg, die inzwischen Art & Antique heißt, hat nie große Sprünge gemacht, aber sich immer an neue Trends und Geschmäcker angepasst. In den Anfängen dominierten Altmeistergemälde, Antiquitäten und Kunsthandwerk den Markt. Es waren die Zeiten, in denen sich die Bourgeoisie und der Geldadel ganze Häuser in Biedermeier oder Jugendstil einrichteten. Diese Zeiten sind lang vorbei, der Handel mit Möbel und selbst Kunsthandwerk ist äußerst schwierig geworden, und viele Aussteller haben entweder ihr Programm umgestellt oder aufgegeben. Heute wird der Markt von der zeitgenössischen Kunst dominiert. Deshalb hat Graski-Hoffmann versucht, vermehrt Galerien für die Messe zu gewinnen, um den Mix auszuweiten. Vor einigen Jahren hat sie zudem das Angebot um die Sparte Design erweitert. Geht man heute über die Messe, sieht man vor allem Gemälde. Dabei hat die Veranstaltung in Salzburg eine Sonderstellung, weil hier noch Nachfrage an qualitätvoller ländlicher Kunst besteht: Gemälde mit bäuerlichen Motiven, Bauernmöbel, traditionelles Kunsthandwerk. Hier findet man noch geschnitzte Hirschköpfe in stattlicher Größe, Geweihmöbel und Blasengerln oder Gartenzwerge aus Stein.

Die richtige Mischung mache den Erfolg aus, sagt Graski-Hoffmann. Angebote in der Preiskategorie von 20.000, 30.000 Euro gehen gut und hochkarätige Kunst mit internationalem Messeniveau ab 500.000 Euro. Dazwischen ist ein Vakuum, denn der Mittelstand geht mehr und mehr verloren.

eva.komarek@wirtschaftsblatt.at

diepresse.com/kunstwerte

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.04.2015)

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